„Die Kirche lässt kaum jemanden kalt“. Das ist nicht einfach "nur so ein Gefühl", sondern ein Ergebnis einer Reputationsstudie der katholischen Kirche. Also wissenschaftlich belegt. Und daraus resultiert auch gleich eine Empfehlung des Studienleiters, die da lautet: "Tragen Sie ihre Botschaft mutiger nach außen“. Na dann.

Studien tendieren ja sehr schnell dazu langweilig zu sein. Das liegt zum einen oftmals an der sehr wissenschaftlichen Sprache, die kaum jemand auf Anhieb verstehen kann. Und zum anderen am komplizierten Inhalt des Erforschten. Wenn es nun aber als Ergebnis heißt "Die Kirche lässt kaum jemanden kalt" wird so manches Ohr wohl gespitzt. Und es stimmt ja auch: Irgendwie hat jeder eine Meinung zur Kirche. Ob nun positiv oder negativ.

Wie es dazu kam

Doch gehen wir zurück zum Start: Wir schreiben den Jänner 2017, als die Erzdiözese Salzburg sich  im Rahmen des laufenden diözesanen „Zukunftsprozesses 2018“  die Universität Salzburg ins Boot holt um eine Studie durchzuführen. Thema: der öffentliche Ruf der katholischen Kirche. Österreichweit - mit Schwerpunkt auf Salzburg. Berücksichtigt wurden bevölkerungsrepräsentative Befragungen - kirchennah wie kirchenfern -, Interviews mit Medienschaffenden und eine Inhaltsanalyse der Berichterstattung von österreichischen Leitmedien ab 2004.

Problem: Profilschwäche

Rund ein Jahr später liegen die Ergebnisse vor. Darin attestiert Mark Eisenegger der Kirche eine Profilschwäche. "In den Medien dominieren - abgesehen von Skandalen - routinehaft wiedergegebene Kirchenereignisse oder Meldungen aus dem organisatorischen Bereich", so der Kommunikationswissenschaftler. Die "christliche Ethik mit Rückbezug auf ihren Religionsstifter Jesus" bleibe dabei im Hintergrund und werde "kaum an aktuellen Ereignissen plausibilisiert oder zum Leben erweckt". Außerhalb der Kirche sei die christliche Botschaft von Kirchen kaum vernehmbar. "Tragen Sie ihre Botschaft mutiger nach außen", so Eisenegger. Zudem würde die katholische Kirche an Kontur gewinnen, "wenn sie sich noch mehr in den gesellschaftlichen Diskurs einbringt".

Die katholische Kirche lässt kaum jemanden kalt

"Die katholische Kirche lässt kaum jemanden kalt", betonte der Soziologe und Studienautor Jörg Schneider. Das gelte für die Medien in gleicher Weise wie für die Bevölkerung. "Selbst jene, die angeben, dass ihnen die katholische Kirche egal ist, haben in der Regel eine dezidierte Meinung."

Das, was bleibt

Die Mehrheit der Bevölkerung habe aus der Kindheit persönliche Bezugspunkte zur katholischen Kirche, die im Laufe des Lebens jedoch an Bedeutung verlieren. "Als Kontakte zur Kirche verbleiben bei vielen nur noch die Feiertage im Jahreslauf oder die Kasualien als seltene Anlässe", so Schneider. Im Alltag gehe die Bindungskraft zur Kirche in der Mehrheit verloren - sie werde als ein "gesellschaftlicher Fremdkörper" wahrgenommen. Dass die Kirche einen wichtigen Beitrag zur Identität und Kultur leiste, auf der Seite der Benachteiligten stehe und einen moralischen Kompass biete, werde von den Menschen anerkannt und wirke reputationsstützend.

"Je stärker jedoch die persönlichen Bezugspunkte der Menschen mit Kirche verloren gehen, desto relevanter werden die medial vermittelten Kirchenbilder", zeigte sich Schneider überzeugt. Dann werden oft nur "solche Inhalte rezipiert, die das eigene Kirchenbild bestätigen". Zugegeben, den vorgeschlagenen Mut kann man nicht kaufen, aber vielleicht kann man ihn üben. (red/kathpress/erzdiözese salzburg)