Ein gutes religiöses Fundament hilft Krisen durchzustehen. Es stärkt und gibt eine innere Kraft in einer Zeit, die von multiplen Krisen wie Pandemie, Krieg und Klimaerwärmung geprägt ist. Das hat der Theologe und Ethiker Matthias Beck aus Wien erklärt. Die Kirche soll die Menschen nicht mit religiösen Formeln abspeisen, sondern echte Lebenshilfe aus der Botschaft des Evangeliums schenken.

Den Menschen von heute geht es weitgehend gut, wenn es nun auch aufgrund der aktuellen Krisen wie Pandemie, Klimaerwärmung und Krieg ungemütlicher wird. Darüber sprach der Wiener Theologe und Ethiker Matthias Beck in einem Interview. Er meint, dass eine gute Religiosität, in einer Situation, in welcher viele Existenzängste haben die seelische Widerstandskraft steigern und den Menschen mehr innere Kraft geben kann.

Das religiöse Fundament bröckelt

Es sei aber zu beobachten, dass das religiöse Fundament wegbreche. Auf die Vermittlung von innerer Stärke wurde zu wenig geschaut. Viele Menschen seien orientierungslos und dies falle zusammen mit den äußeren Krisen.

Katastrophen habe es in jedem Jahrhundert gegeben. Im heutigen Europa gehe es heute den meisten Menschen viel besser als vielen Generationen vorher. Aber heute gebe es mehrere Krisen gleichzeitig, die wir nicht mehr allein lösen können, weil alle miteinander verflochten seien, erklärte der emeritierte Moraltheologie und Medizinethiker aus Wien. Auch das Internet spiele eine Rolle. Heute fehle es an mangelnder menschlicher Bildung. Die Fähigkeit zur Reflexion und auch der differenzierte Diskurs werde verlernt. Dabei verwies Beck auf die Parlamentsdebatten, in denen es zu viel persönlichen Angriff und zu wenig substanzielle Diskussion gebe. Beck riet, dass die Menschen zu mehr eigenständigem Denken geführt werden sollen.

Lebenshilfe statt religiöse Formeln

Die Kirche müsse sich wandeln. Man könne die Menschen nicht mit religiösen Formeln abspeisen, sondern den Menschen zeigen, dass die christliche Botschaft jedem in seinem Leben helfen soll. „Die Kirche müsse als „heiliges Mittel“ im Dienst der Menschen arbeiten und dabei unterstützen, bessere Entscheidungen zu treffen, einen weiteren Horizont zu haben, und nach vorne zu schauen. Die Priester sollen besser darin ausgebildet werden, Glaubensfragen tiefer zu durchdringen und Menschen mit guten Argumenten zur Erkenntnis zu führen – auch zur Erkenntnis über sich selbst. Dann würden die großen Fragen aufbrechen – nach Leid, Sinn, Beruf und Berufung. Auf diese Fragen habe das Christentum einige Antworten. (red./kathpress)