Stück für Stück entsteht derzeit unter den Händen von Claudio Bizzarri und seinem Team eben jenes Deckengemälde der Kapelle am Gebhardsberg wieder, das vor knapp zwei Monaten wortwörtlich aus allen Wolken fiel. Bis zum Frühjahr werden die Restaurierungsarbeiten abgeschlossen und die Kirche wieder geöffnet sein.

Öffnet man derzeit am Bregenzer Gebhardsberg die Türen der Wallfahrtskirche, bietet sich den Besucher/innen ein ganz besonderer Anblicke. Stangen, Gerüste, Stege und Leitern wo das Auge nur hin blickt. Irgendwo ganz hinten linst noch der Hochaltar mit seiner weißen Gebhards-Statue zwischen den Verstrebungen hervor. Ganz klar: hier ist Baustelle. Hier wird gearbeitet – und zwar zügig und flott und hochkonzentriert. Doch, doch, man ist schon richtig hier. Das ist schon die Kapelle am Gebhardsberg. Nur, dass sie derzeit eben einer Generalsanierung der Deckengemälde unterzogen wird.

In 1000 Stücken

Der direkte Grund dafür findet sich rund zwei Monate vor dem heutigen Lokalaugenschein. Damals, Ende August, hatten sich nämlich Teile des bemalten Deckenputzes gelöst und waren in tausend Stücke zersprungen.

Das betroffene Deckengemälde befand sich über der Orgelempore, so, dass niemand zu Schaden kam – außer das Gemälde selbst natürlich. Das zeigte bis zu jenem Tag eine reizende Szene aus dem Leben des jungen Gebhard, der dem Heiligen Konrad zum Unterricht übergeben wird – sein „erster Schultag“ quasi.

Glück im Unglück

Dieses Bild des oberschwäbischen Malers Gebhard Fugel war „futsch“, zumindest Teile davon. Aber nicht selten kommt zum Unglück ja doch noch eine Portion Glück dazu. Und das gilt auch für Gebhard Fugel, einen der bekanntesten Vertreter des Nazarener-Stils im Bodenseeraum, und sein Werk, das um 1895 entstanden ist. Wo in diesem Fall das Glück lag: Nun ganz einfach in der Tatsache, dass große Teile des Gemäldes zwar herabgestürzt waren, dabei aber doch in relativ große Stücke zerbrochen sind. Die großen wie die kleinen Stücke wurden dann sofort eingelagert – und damit begann für das Restauratoren-Team des Denkmalamtes die Arbeit.

Dank(mal)würdige Vorlage

Geleitet wird das Team, das sich derzeit am Bregenzer Gebhardsberg ans große Puzzeln macht, von Claudio Bizzarri. Und so wird dort jetzt sortiert, angepasst, geklebt und mit Holzlatten befestigt. Immer zur Hand ist dabei ein Foto des zerbrochenen Bildes, das quasi als Landkarte durch das denk(mal)würdige Puzzle dient.

Wo die einzelnen Teile aufeinander treffen werden die dabei entstehenden Fugen ausgebessert und wo tatsächlich Leerstellen bleiben sollten, wird natürlich neu verputzt und die fehlende Bemalung ergänzt. Wobei er, so Claudio Bizzarri, sehr zuversichtlich sei, dass nach Abschluss der Restaurierungsarbeiten für den Betrachter so gut wie kein Unterschied zum vorherigen Zustand zu erkennen sein werde.

Wie es dazu kam

Wie aber kam es überhaupt dazu? Die Kirche am Bregenzer Gebhardsberg wird in der Regel nur während der Sommermonate genutzt. Das heißt, dass sie während des Winters nicht beheizt ist. Daraus folgen natürlich Schwankungen im Bereich der Temperatur und der Luftfeuchtigkeit. Dazu kam, dass die Deckengemälde der Kapelle auf Holzleisten angebracht waren. Und Holz arbeitet bei unterschiedlichen Temperaturen und unterschiedlicher Feuchtigkeit. Dieses Ursachengemenge habe, so der stellvertretende Pfarrkirchenrat Karl Schwärzler, zu einer Verschärfung des natürlichen Alterungsprozesses geführt.

Als Vorsichtmaßnahme wurde nun im Zuge der Sanierungsarbeiten die gesamte Decke der Kapelle auf schadhafte Stellen untersucht, die sofort mit Spezialmörtel hinterfüllt und neu fixiert wurden.

Im Frühling wieder für Besucher/innen geöffnet

Nach Abschluss der Sanierung und einer gründlichen Reinigung der Decke wird die Wallfahrtskirche am Gebhardsberg ab dem kommenden Frühjahr wieder öffentlich zugänglich sein. Derzeit ist die Kapelle nämlich aufgrund der Bauarbeiten gesperrt.