In aller Öffentlichkeit und vor fremden Menschen über seinen Glauben zu sprechen, ist nicht jedermanns Sache. Schon gar nicht, wenn einem dann noch Jugendliche mit ihren kritischen Fragen auf den religiösen Zahn fühlen. Beim "Prophetenvergleich" im Palais Liechtenstein entstand so ein interreligiöser Dialog über Gemeinsamkeiten und Trennendes in unterschiedlichen Religionen.

Sehr persönlich, etwas philosophisch, komplex und gleichzeitig furchtbar lustig - so könnte man den Abend im Palais Liechtenstein wohl oberflächlich zusammenfassen. Worte, die sich auf den ersten Blick vielleicht nicht vereinbaren lassen. Erst recht nicht, wenn es um den eigenen Glauben geht. Dem Buddhist Martin Engstler, Johannes Lampert von der Jungen Kirche Vorarlberg und den beiden Moderatorinnen Sandra Janjic (Gymnasium Schillerstraße) und Esra Zengin (Jugendhaus Graf Hugo) ist das beim "Prophetenvergleich" aber auf jeden Fall gelungen.

Vom "braven Kirchengeher" zum Buddhist

Seit 22 Jahren studiere und lebe er den Buddhismus, erklärte Martin Engstler, wie er von einem "braven Kirchengeher" über eine Reise nach Tibet und Vorträgen am Buddhistischen Zentrum am Letzehof zur neuen Spiritualität gefunden hat. Die klare Logik, Methodik und die Authentizität habe ihn überzeugt, erzählte Engstler, wie er seinen Glauben täglich lebt. Auch Johannes Lampert hat sich intensiv mit seinem Glauben auseinandergesetzt und ihn "für mich abgeklopft". Schließlich finde man im Glauben im Idealfall ein Stück Beheimatung, auf das man sich einlässt.

Verbindendes

Egal welcher Glaubensrichtung man angehöre - wenn man sich mit seinem Glauben und seiner Spiritualität auseinandersetzt, mache man sich zwangsläufig auch Gedanken über das Leben und darüber hinaus, waren sich Engstler und Lampert einig. Und sie fanden noch mehr Gemeinsames, auch wenn die Namen dafür unterschiedlich sind - angefangen beim Ort, wo man sich trifft und gemeinsam betet über Meditation, Priester und Meister bis hin zu Stille und Gemeinschaft. "In Stille und Gebet kann sich jeder Gläubige der Welt treffen", brachte es Lampert auf den Punkt: "Und still sein kann man immer"

Jede Frage ist erlaubt

Im offenen Dialog mit dem Publikum offenbarte sich dann vor allem das große Interesse der Jugendlichen. Von "Wie oft betet ihr" und  "wie praktiziert ihr euren Glauben im Alltag" über "Sind alle Buddhisten Vegetarier" bis hin zu den wirklich schweren Fragen zum nach dem Leben nach dem Tod, Himmel und Hölle oder Wundern war alles dabei. Im Anschluss wurden die Gespräche bei einem "Hugo" noch vertieft - schließlich feiert die Stadt Feldkich heuer ihren 800. Geburtstag. Und die Diözese Feldkirch übrigens ihren jungen 50er.

Der "Prophetenvergleich" ist übrigens eine Kooperationsveranstaltung zwischen Jugendhaus Graf Hugo und Gymnasium Schillerstraße aus Anlass des Feldkircher Stadtjubiläums.  Weiter geht´s dann am 24. Mai mit der Veranstaltung "Wolf Huber Altar & Pop-Up-Museum".