"Die Solidarität mit Flüchtlingen steigt", zeigt sich der Leiter der Caritas-Flüchtlingshilfe Vorarlberg, Martin Fellacher, von den aktuellen Entwicklungen erfreut. Pfarrer und Bürger stellen sich vor Flüchtlinge, Einheimische versuchen Fremde ein Gefühl von Heimat zu vermitteln, Integration findet statt. Gleichzeitig droht vielen Asylwerbern die Abschiebung, "politisch Verantwortliche fürchten sich beim Asylthema", so Caritas-Generalsekretär Klaus Schwertner. Traiskirchen ist hoffnungslos überfüllt, über 500 Menschen müssen dort sogar unter freiem Himmel schlafen.

"Mit ihren ergebnislosen Gipfeln verzerrt die Politik die Wirklichkeit. Sie erzeugt den Anschein, dass die Unterbringung und Versorgung der Flüchtlinge ein unlösbares Problem wäre. Damit wird ein an sich bewältigbares Problem in der Bevölkerung zunehmend als Überforderung des Landes empfunden", erklärte Kardinal Christoph Schönborn das Dilemma beim Thema Asyl. Zugleich warnte der Vorsitzende der Bischofskonferenz vor einer zusehends aggressiver werdenden Debatte. Es brauche eine "Abrüstung der Worte", denn: "Wer Österreich liebt, spaltet es nicht". Auch Caritas-Generalsekretär Klaus Schwertner ortet bei den politisch Verantwortlichen Angst beim Asylthema. Seines Erachtens "fatal, weil Angst zu keinen Lösungen führt".

Situation wäre bewältigbar
Dabei wäre laut Schwertner die Situation gerade in Österreich bewältigbar. "Heuer werden 70.000 Asylantragsteller erwartet. Rund 40 Prozent, also etwa 28.000, erhalten Asyl. Das entspricht 0,35 Prozent der Bevölkerung. Das ist nicht viel, man muss sich den Aufgaben nur endlich stellen", fasst er zusammen. Stattdessen halte man an Länderquoten fest, obwohl sie in Zeiten steigender Ayslantragszahlen nachweislich nicht funktionieren. Beim Gipfel sei er wirklich bestürzt gewesen, dass sich die Politiker nicht vor den anwesenden NGOs geschämt haben. Es wäre wohl besser gewesen am Ort des Geschehens, im Erstaufnahmezentrum Traiskirchen zu verhandeln.

Zustände wie in Flüchtlingslagern im Nordirak
Dort schlafen derzeit hunderte Obdachlose unter freiem Himmel. Jeden Abend bekämen die Flüchtlinge je zwei Decken aushändigt, die sie morgens wieder zurückgeben müssen, beschreibt Schwertner die Zustände im Erstaufnahmezentrum ."Ich habe fast unter jedem Baum auf dem Areal schlafende, Wind und Wetter ausgelieferte Flüchtlinge gesehen. Bis zu 700 Menschen haben dort zurzeit weder ein Bett noch eine Matratze in einem Zelt – wobei in den Zelten übrigens auch Unter-18-Jährige, also Kinder, untergebracht sind. Aktuell nehmen wir in Traiskirchen Zustände in Kauf, wie wir sie aus Flüchtlingslagern in Jordanien oder im Nordirak kennen", so Schwertner weiter.

"Die verantwortlichen Politiker müssen schleunigst zurück an den Verhandlungstisch, denn die Lage in Traiskirchen ist eine Schande für Österreich", ist sich der Generasekretär sicher. Zwar hätten Caritas, Klöster und Pfarren tausend neue Quartierplätze geschaffen, dennoch fehlt es an Platz. Und wenn die Flüchtlinge endlich ein (vorübergehendes) Zuhause gefunden haben, droht ihnen permanend die Abschiebung. So gesehen in der Probstei St. Gerold, wo Polizeibeamte vergeblich auf der Suche nach einem Asylwerber waren oder in Alberschwende, wo der Einsatz von Pfarrer und Bevölkerung fünf Syrer vor diesem Schicksal bewahrt hat. Auch die Mittelschule Lauterach will einer Familie aus dem Kosovo mit einer Aktion helfen - der Familie droht die Abschiebung. Beispielse, die vor den Vorhang gehören um das Zusammenleben mit Flüchtlingen zu fördern und die Angst zu nehmen, sind sich alle einig. (red/kathpress/standard/orf)

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