Was die "Österreicherin des Jahres" mit dem Papst verbindet? Nun, die eine sieht den anderen als Verbündeten im Kampf gegen den Klimawandel. Und im Interview outet sich die Physikerin Ille C. Gebeshuber als echten Papst-Fan.

Als ein "Geschenk des Himmels" hat die österreichische Top-Wissenschaftlerin Ille C. Gebeshuber Papst Franziskus und seine Öko-Enzyklika "Laudato si" bezeichnet. "Ich finde mich auf jeder Seite wieder", betont sie im "Kathpress"-Interview. Ungewöhnliche Worte für eine Physikerin mit dem Spezialgebiet Bionik und Nanophysik. Sie sei ehrlich beeindruckt vom alle Lebensbereiche umfassenden Ansatz einer Humanökologie des Papstes, daher sehe sie auch in katholischen Gemeinschaften und Gruppierungen Verbündete im Kampf gegen den Klimawandel und für den Umweltschutz. "Dort sind die grundlegenden Werte und langfristiges Denken vorhanden. Und das ist genau das, was heute zählt".


Christliche Wurzeln wiederentdeckt

Die 1969 im steirischen Bruck an der Mur geborene Gebeshuber ist zuletzt mit ihrem Bestseller "Wo die Maschinen wachsen: Wie Lösungen aus dem Dschungel unser Leben verändern werden" einem breiteren Publikum bekannt geworden. Darin erzählt sie von ihren Jahren in Malaysia, wo sie von 2008 bis 2015 gelebt und geforscht hat. Eine Zeit, in der sie zugleich "immer mehr und immer stärker meine christlichen Wurzeln wiederentdeckt" habe.
Einen Konflikt zwischen hoch ausdifferenzierter Naturwissenschaft und einer persönlichen religiösen Grundhaltung sieht Gebeshuber nicht - im Gegenteil: Religiosität helfe dabei, bei aller wissenschaftlicher Detailverliebtheit das Ganze nicht aus dem Auge zu verlieren. "Dem religiösen Auge öffnet sich eine neue Welt."

Wie die Natur die Welt auf den Kopf stellt

Eine Art "Paradiesvogel" ist Gebeshuber aber auch im Blick auf ihre Forschertätigkeit: Denn Bionik und Nanophysik stecken ihr zufolge in Österreich "noch in den Kinderschuhen": So sei sie mit ihrem Ansatz, etwa an Schmetterlingen zu forschen und nach Möglichkeiten des Technologie-Transfers von Pflanzen und Tieren zu suchen faktisch allein. Dennoch sei gerade das ein Forschungszweig, der das Zeug habe, nicht nur die Wissenschaften, sondern das ganze Leben auf den Kopf zu stellen: Denn ob Bodenreinigung durch Pflanzen, Fassadengestaltung durch Nanotechnologie oder Metallverarbeitung mit Bakterien und Pilzen - es gebe kaum einen Lebensbereich, in dem eine innovative Anwendung natürlicher Vorbilder nicht einen Quantensprung in Sachen Technik und Nachhaltigkeit bedeuten würde.

Kurzbiographie

Ille C. Gebeshuber ist Physikerin. Ihre Hauptarbeitsgebiete sind Nanotechnologie, (Nano-)Tribologie und Biomimetik. Seit November 2008 ist sie an der TU Wien für Experimentalphysik habilitiert. Von 2009 bis 2015 hielt sie eine volle Professur an der nationalen Universität von Malaysien (UKM), seit 2016 ist sie wieder in Wien, an ihrem Institut an der TU Wien.
Sie beschäftigt sich damit, wie sie als Physikerin, mit ihrer Art des Denkens und ihrer Herangehensweise an die Dinge, dazu beitragen kann, die globalen Probleme der Menschheit erfolgreich zu adressieren,

2017 ist Ille C. Gebeshuber zur "Österreicherin des Jahres" im Bereich Wissenschaft gewählt worden, heuer holte sie sich den "look! Business Award" für erfolgreiche Unternehmerinnen in der Kategorie "MINT Industries" (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik).

(red/kathpress)