Bunter Auftakt zur zweiten Afrika-Synode im Vatikan - "Kathpress"-Korrespondentenbericht von Johannes Schidelko

Vatikanstadt, 04.10.2009 (KAP) Gregorianischer Choral und traditionelle afrikanische Gesänge: Eine originelle Mischung aus Begeisterung und Lebensfreude bestimmte am Sonntag die Papstmesse zur Eröffnung der zweiten Bischofssynode für Afrika. Drei Wochen lang beraten 244 die 244 Synodenmitglieder über das Thema "Die Kirche in Afrika im Dienst von Versöhnung, Gerechtigkeit und Frieden". Ein Kirchengipfel angesichts von Not, Kriegen und Gewalt, von Ungerechtigkeiten, Unterentwicklung und Katastrophen.

Die Kirche in Afrika müsse mit der Verkündigung des Evangeliums auch zur Entwicklung Afrikas beitragen, appellierte der Papst in seiner Predigt. Vor allem müssten Bischöfe, Priester und alle Gläubigen zur Aussöhnung zwischen den Volks- und Religionsgruppen beitragen. Denn nur Frieden biete die Grundlage für eine Entwicklung mit echtem Fortschritt. Dabei sollte der Beitrag der Christen in alle Bereiche hineinreichen, in Familie und Arbeitswelt, in das Bildungs- und Gesundheitswesen und auch in die Politik, forderte der Papst. Besonders mahnte er dabei den Schutz von Ehe und Familie sowie die Fürsorge für die Kinder an. Dabei gehe es nicht um kirchliches Sondergut, sondern um Vorgaben aus dem Naturrecht und dem Plan des Schöpfers für die Welt.

In wenigen Strichen skizzierte Benedikt XVI. - der zum Eröffnungsgottesdienst ein Messgewand mit afrikanischen Farbmustern trug - die "Krankheiten" Afrikas. Der politische Kolonialismus sei zwar beendet, der faktische und moralische Kolonialismus gehe aber weiter, lautete seine These. Reichtum und Bodenschätze Afrikas würden nach wie vor aus dem "Norden" ausgebeutet.

Aber auch der geistige und moralische "Reichtum" Afrikas - sein tiefer Sinn für den Schöpfer und für das Leben, aber auch der Familienzusammenhalt - würden zunehmend gefährdet. Die "erste"Welt exportiere "geistigen Giftmüll" nach Afrika: Praktischen Materialismus, Relativismus und Nihilismus. Als "zweiter Virus" komme ein religiöser Fundamentalismus hinzu, der mit politischen und wirtschaftlichen Interessen vermischt sei. Die Diagnose und Warnung des Papstes: Afrika stelle eine gewaltige "geistige Lunge" für die Menschheit dar - inmitten von Glaubens- und Hoffnungskrisen. Aber diese "Lunge" könne auch krank werden.

Das Bischofstreffen soll - 15 Jahre nach der ersten Afrikasynode - eine Zwischenbilanz ziehen und den weiteren Kurs der Kirche beraten. Die Eröffnungsmesse enthielt - neben Gesängen auf Latein - viele afrikanische Elemente. Zwar fehlten diesmal die buntgekleideten Tanzgruppen früherer Synodenmessen. Aber auch jetzt wurde der gregorianische Reinigungsritus des "Asperges me"ergänzt durch den rhythmischen Ruf "Nakoma Peto" (Damit ich rein werde vor Gott). Die Fürbitten wurden auf Kisuaheli, Arabisch oder Lingala gesprochen. Und beim abschließenden Marienlied "Tokobondela yo e, Mama Maria" (ebenfalls in der kongolesischen Sprache Lingala) ließen sich selbst Kurienkardinäle vom Rhythmus anstecken.

Aber schon bald nach dem bunten Fest im Petersdom wurde die Synode wieder von der blutigen Wirklichkeit Afrikas eingeholt. Beim Mittagsgebet auf dem Petersplatz beklagte Benedikt XVI. den Gewaltausbruch in Guinea. Dort waren in den letzten Tagen über 150 Mensche bei Demonstrationen getötet wurden.