Grußwort Benedikts XVI. an die Teilnehmer "grünen" Wallfahrt der europäischen Bischöfe und Umweltbeauftragten der Kirchen von Ungarn nach Mariazell

Vatikanstadt-Bratislava (KAP) Papst Benedikt XVI. hat die Katholiken in Europa zu einem verstärkten Engagement für den Umweltschutz ermuntert. In einem Grußwort an die Teilnehmer "grünen" Wallfahrt der europäischen Bischöfe und Umweltbeauftragten der Kirchen von Ungarn nach Mariazell bekräftigt der Papst, dass der "Respekt für das göttliche Geschenk der Schöpfung" unverzichtbar sei. Er hoffe daher, "dass dieses bedeutende Ereignis ein erneuertes Engagement für den Umweltschutz weckt". Das Grußwort ist von Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone unterzeichnet. Es wurde bei einem Symposium im Rahmen der Pilgerfahrt am Freitag in der slowakischen Hauptstadt Bratislava verlesen.

Der Einsatz für einen verantwortungsvollen Umgang mit der Natur gehöre zu den vordringlichsten Aufgaben der Kirche, unterstrich bei der Veranstaltung auch Kardinal Peter Turkson, Präsident des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden. Es brauche ein neues Bewusstsein in der Gesellschaft dafür, dass die Schöpfung ein Geschenk Gottes ist und der Mensch eine unaufgebbare Würde besitzt, so Turkson. Der Respekt vor der Würde jedes einzelnen Menschen und vor der Schöpfung dürfe niemals wirtschaftlichen Zielen geopfert werden. Letztlich gehe es darum, die Menschheit vor der Selbstzerstörung zu bewahren.

In der Beziehung des Menschen zur Umwelt gehe es nach dem Willen Gottes nicht um eine "uneingeschränkte Herrschaft", sondern um eine verantwortungsvolle Verwaltung und Nutzung. Ein solches richtiges Verständnis bewahre schließlich auch vor zwei Gefahren: erstens der Reduktion der Natur auf ein bloßes Objekt, das ausgebeutet und manipuliert werden könne; und zweitens vor einer Absolutsetzung der Natur, in der es keinen Unterschied zwischen Mensch und Natur mehr gibt.

Umweltbewusstsein beginnt in Familie

Die Kirchen, nicht-staatliche und staatliche Stellen und letztlich jeder einzelne würden in diesem Prozess der Bewusstseinsbildung eine wichtige Rolle spielen, betonte Turkson. An erster Stelle stehe dabei "die Familie, wo Kinder lernen, ihre Mitmenschen und die Natur zu achten". Jeder trage Verantwortung, nicht nur für die gegenwärtige Generation sondern auch für künftige Generationen, betonte der Kardinal.

Der slowakische Verkehrsminister Jan Figel sprach sich ebenfall für gemeinsame Bemühungen von Kirche und Politik aus. Er zeigte sich in diesem Zusammenhang auch sehr zufrieden darüber, dass es auf EU-Ebene einen institutionalisierten Dialog zwischen der EU-Spitze und den Kirchen und Religionsgemeinschaften gibt. Zugleich räumte der Minister ein, dass Europa Verantwortung auch für die Entwicklungsländer trage.

Die Verantwortung für die Umwelt dürfe aber nicht nur auf höchster Ebene wahrgenommen werden, sondern betreffe jede einzelne Person, unterstrich auch Figl, der in diesem Zusammenhang das Bildungssystem in die Verantwortung nahm.

Im Rahmen einer Pressekonferenz in Bratislava räumte Kardinal Turkson ein, dass es im Bereich des Umweltbewusstseins auch innerhalb der Kirche noch Nachholbedarf gebe. Er verwies in diesem Zusammenhang auf das "Sozialkompendium der katholischen Kirche", in dem der Bewahrung der Schöpfung große Aufmerksamkeit gewidmet wird. Dieses Kompendium sollte zum ABC jeder theologischen Ausbildung in den Priesterseminaren und Hochschulen gehören, forderte der "Iustitia et Pax"-Präsident.

Am Freitagnachmittag reisten die Teilnehmer der "grünen" Wallfahrt weiter von Bratislava nach St. Pölten, wo für den Abend ein ökumenischer Gottesdienst im Dom anberaumt ist. Neben Bischof Klaus Küng haben auch der orthodoxe Metropolit von Austria, Michael Staikos, und der evangelisch-lutherische Bischof Michael Bünker ihr Kommen zugesagt.

Am Samstag reisten die Pilger per Bahn von St. Pölten nach Bürgeralpe weiter, wo der Erzbischof von Mecheln-Brüssel und Vorsitzender der Belgischen Bischofskonferenz, Andre-Joseph Leonard, die Eucharistiefeier leitete. Die letzten Kilometer der Pilgerreise bis nach Mariazell haben die Teilnehmer dann zu Fuß zurücklegen. Dort wurde am Sonntag bei der Eucharistiefeier unter dem Vorsitz von Kardinal Christoph Schönborn, Erzbischof von Wien und Vorsitzender der österreichischen Bischofskonferenz, die Abschlusserklärung der Teilnehmer verlesen.

Abschluss der Wallfahrt nach Mariazell - Kard. Schönborn im "Kathpress"-Gespräch über den Zusammenhant von Gerechtigkeit und Umweltschutz

Linktipp
_ "Pilgerreise für die Umwelt" des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen nach Mariazell

(Quelle: kathpress.at, Bild: P. Randy OHC / flickr.com)