Vorsitzender des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich, Dura, fordert noch mehr gemeinsames solidarisches Handeln der Kirchen und weniger Konkurrenzdenken

Wien (KAP) Die Christen des 21. Jahrhunderts sind der Trennung müde. Das hat der Vorsitzende des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ), der rumänisch orthodoxe Bischofsvikar Nicolae Dura, betont. In einem auf der neuen Website des ÖRKÖ (www.oekumene.at) veröffentlichten Beitrag betont Dura: "Wir müssen weg kommen vom Konkurrenzdenken hin zu noch mehr solidarischem Handeln. Für alle Kirchen gelte es, noch stärker Christus in den Blick zu nehmen. Dura: "Alle Kirchen sind nur Teile des einen Leibes Christi. Christus ist das Haupt. Wenn wir auf ihn schauen, kommen wir der Einheit näher." Seine optimistische Überzeugung sei es, dass es bis zu einer Einheit nicht mehr 50 Jahre dauern werde. Beispiele für gelingende Einheit seien laut Dura die zahlreichen "konfessionsverbindenden" Ehen.

Neben dem ökumenischen Dialog auf kirchenpolitischer und wissenschaftlicher Ebene brauche es vor allem aber auch Begegnungen an der Basis und eine verstärkte Zusammenarbeit im gesellschaftspolitischen Bereich. Es gelte, die gemeinsame christliche Stimme in der Gesellschaft deutlich hörbar zu machen. Zugleich rief Dura aber auch die Grenzen dieses Engagements ins Gedächtnis und warnte davor, dass sich einzelne Kirche parteipolitisch instrumentalisieren ließen.

Umso notwendiger sei der Ökumenische Rat der Kirchen als gemeinsames Gremium und Vertretungsorgan. Der ÖRKÖ sei keine "Superkirche" sondern vielmehr ein bewährtes Forum, "in dem die Kirchen in Österreich auf Augenhöhe miteinander unterwegs sind". In den vergangenen 53 Jahren, in denen der ÖRKÖ besteht, sei viel an Vertrauen und Miteinander gewachsen.

 
Betroffen über Gewalt an Kopten

Tief betroffen zeigte sich der ÖRKÖ-Vorsitzende nach wie vor über die Gewalt und den Terror gegen die Kopten in Ägypten. "Solidarität und Anteilnahme mit den koptischen Mitchristen ist ein Gebot der Stunde", so Dura, der zugleich auch konkrete Hilfe einforderte. Positiv sei in diesem Zusammenhang, dass die Kopten Mitglied im ÖRKÖ sind; so gebe es für die Kirchen in Österreich stets Informationen aus erster Hand. Dura: "Wir dürfen diskriminierte und verfolgte Christen in Ägypten oder im Irak nicht im Stich lassen."

Kritisch äußerte sich der rumänisch-orthodoxe Bischofsvikar zu spürbaren Tendenzen in Europa, wonach das Christentum nicht mehr als geistliche und kulturelle Wurzel des Kontinents sondern vielmehr als Fremdkörper angesehen wird. Er verwies in diesem Zusammenhang auf die jüngste Aufregung rund um den offiziellen EU-Schülerkalender 2010/11, der zwar Hinweise zu religiösen Feiertagen von Hindus, Moslems, Juden und Sikhs enthielt, jedoch keinen einzigen christlichen Feiertag vermerkte. Die Auseinandersetzung mit dem Säkularismus sei eine gemeinsame Herausforderung für alle Kirchen, so Dura: "Hier sitzen wir alle im selben Boot." Umso mehr gelte es, "mit einer Stimme als Christen zu sprechen".

 
Gespräch mit Judentum und Islam forcieren

Ausdrücklich wies der ÖRKÖ-Vorsitzende auch auf die Notwendigkeit hin, das Gespräch mit dem Judentum zu forcieren. "Wir sollten dabei mehr über die Gemeinsamkeiten sprechen als über die Unterschiede." Neben dem theologischen Gespräch sei auch die persönliche Begegnung notwendig, so Dura.

Zum "Tag des Judentums", den die Kirchen in Österreich seit dem Jahr 2000 immer am 17. Jänner begehen, räumte Dura ein, dass die Gottesdienste an diesem Tag eine rein innerchristliche Angelegenheit seien. Darüber hinaus gebe es aber eine Reihe von Veranstaltungen, wo es zu Begegnungen mit jüdischen Vertretern komme und die gemeinsamen Wurzeln und die gemeinsame Geschichte zur Sprache kommen.

Zum Dialog mit dem Islam sagte Dura, dass es dazu keine Alternative gebe. Respekt und Toleranz brauche es allerdings von beiden Seiten. Dura verwies in diesem Zusammenhang u.a. auf das 2006 gegründete "Forum der abrahamitischen Religionen", in dem Vertreter des ÖRKÖ, des Islam und des Judentums in Österreich gemeinsam anstehende Probleme und Herausforderungen diskutieren und Lösungen suchen.

(Quelle: kathpress.at)