Der Präsident des "Zentralkomitees der deutschen Katholiken" (Zdk), Alois Glück, über den Vertrauensverlust in die Kirche, die Vermittlung des Glaubens und den Weg der Kirche.

Die Kirche kämpft mit einem massiven Vertrauensverlust, zu dem vor allem die aufgedeckten Missbrauchsfälle im vergangenen Jahr geführt haben. Sie führten aber auch zu einer Offenheit, über die Situation der Kirche und über den Glauben in unserer Zeit nachzudenken.

Kirche muss Vertrauen zurückgewinnen
In Deutschland starten am 8. und 9. Juli landesweite Gesprächsprozesse. Sie sollen zu einem Dialog führen. Einem Dialog darüber "wie wir die Botschaft des Glaubens in der heutigen Zeit am besten vermitteln können und was sich in unserer Kirche gegebenenfalls verändern muss, damit wir das Evangelium bestmöglich an die Menschen heranbringen", erklärt Alois Glück, Präsident des "Zentralkomitees der deutschen Katholiken" (Zdk). Die Kirche muss das Vertrauen zurückgewinnen.

Ist die Kirche "stehen geblieben"?
Grund für den massiven Vertrauensverlust stellten vor allem die Missbrauchsskandale dar, der sich auch in den Kirchenaustrittszahlen niederschlug. Glück sieht jedoch noch ein größeres Problem. Seiner Meinung nach, wäre die Kirche "stehen geblieben" und in vielen Beziehungen die Kirche der 50er und 60er Jahre. Die Kirche habe es nicht geschafft, den Wandel von der milieugeprägten Volkskirche mit ihren tradierten Ritualen und ihrem Gehorsamsglauben hin zu einer Kirche, in der es immer stärker auf die persönliche Glaubensentscheidung jeder und jedes Einzelnen ankommt, zu vollziehen.

Kein Monopol auf den Heiligen Geist
Die Kirche stehe vor einer entscheidenden Kreuzung mit drei Abzweigungen: Einer führt in die Resignation, einer ziele auf die "kleine Herde" der konservativen Gruppen und einer führe zum Aufbruch. Um die Weichen in die richtige Richtung zu stellen, sind in Deutschland nun Gesprächsprozesse angelaufen. Eine bessere Gesprächs- und Streitkultur sei für die Kirche unerlässlich, so Glück. Man müsse einander zuhören, denn schließlich habe niemand "das Monopol auf den Heiligen Geist".

Wichtige Diskussionsthemen
Die wichtisten Diskussionsthemen sind für Glück ganz klar: "Das Thema einer Ethik der Partnerschaft und der Beziehungen und damit zusammenhängend die Frage der Sexualethik junge Menschen". Außerdem seien "neue Formen der Zusammenarbeit von Priestern und Laien, insbesondere im Bereich der Seelsorge, und neue Formen der Beauftragung von Laien von zentraler Bedeutung".

Hier finden Sie das gesamte Interview mit Alois Glück:  Vorarlberger KirchenBlatt Nr. 25 vom 26. Juni 2011