Franz Jägerstätter ist tot. Vor 75 Jahren wurde der Oberösterreicher von den Nationalsozialisten hingerichtet – weil er den Wehrdienst nicht mit seinem christlichen Gewissen vereinbaren konnte. 2007 sprach man ihn dafür selig.

Man hat ihn noch vor Augen, den Bauern, Mesner, Papa dreier Töchter, wie er am vergangenen Sommer in Gestalt von Sepp Gröfler an der Basilika Rankweil mit sich rang. Sollte er, sollte er nicht? Das Theater am Liebfrauenberg ließ diesen „unbequemen“ Seligen wiedererstehen – und mit ihm seine Ängste, Zweifel und seinen fatalen Entschluss. Viel nachdenklichen Applaus erntete dieser „Jägerstätter“ in der Regie von Brigitta Soraperra.

Gedenken in der Diözese Linz

Heuer konzentriert sich das Gedenken vor allem auf Linz, Jägerstätters Heimatdiözese. Am Donnerstag, 9. August, dem Jahrestag der Hinrichtung, leitet Bischofsvikar Maximilian Mittendorfer in der Pfarrkirche der Jägerstätter-Heimatgemeinde St. Radegund um 16.00 Uhr eine Andacht zur Todesstunde, um 19.30 Uhr eine Eucharistiefeier und danach eine Lichterprozession zur Jägerstätter-Grabstätte stattfindet.

Bereits am 8. August gibt es in St. Radegund ein Abendgebet mit einer Begegnung, ehe am Folgetag im Pfarrheim Tarsdorf um 9.30 Uhr im Pfarrheim Tarsdorf die Direktorin der Katholischen Sozialakademie Österreichs, Magdalena Holztrattner, über die Frage nach der Sinnorientierung referiert: „Was trägt ein Leben gegen entmenschlichende Tendenzen in der Gesellschaft?“, lautet der Titel des Vortrages. Von Tarsdorf startet dann um 13.30 Uhr eine Fußwallfahrt nach St. Radegund.

Am Jahrestag der Verkündigung des Todesurteil gegen Jägerstätter, dem 8. Juli, hatte der Linzer Bischof Manfred Scheuer im oberösterreichischen „Shalomkloster“ Pupping bereits eine Gedenkfeier geleitet und eine neue Jägerstätter-Kapelle geweiht. Das treue Festhalten am Glauben an Gott, die Erfüllung des Ersten Gebots sowie die Entscheidung zwischen Gott oder Götze, Geist oder Ungeist, sei das Prophetische an Franz Jägerstätter gewesen, so Scheuer in seiner Predigt. An der Feier nahmen auch Maria Danner, Tochter von Franziska und Franz Jägerstätter, und Jägerstätter-Biografin Erna Putz teil.

Eine Geschichte des Widerstands

Schon vor Beginn des Krieges verweigerte der Bauer, Mesner und Familienvater aus St. Radegund 1939 die Zusammenarbeit mit dem Nationalsozialismus, da ihm dieser mit dem Christentum völlig unvereinbar erschien. Nachdem er 1940 zum Militärdienst einberufen und zweimal unabkömmlich gestellt wurde, wollte er einer weiteren Einberufung nicht mehr Folge leisten. Das sogenannte Euthanasieprogramm der Nationalsozialisten, von dem er um diese Zeit erfuhr, und die Verfolgung der Kirche durch die Nationalsozialisten festigten seinen Entschluss.
Seine Umgebung inklusive des Bischofs von Linz, Josef Fließer, versuchte ihn umzustimmen und wies ihn auf die Verantwortung seiner Familie gegenüber hin, konnte aber seine Argumente nicht widerlegen. Franziska Jägerstätter unterstützte ihren Mann, obwohl sie sich der Konsequenzen bewusst war.

Am 23. Februar 1943 erhielt Jägerstätter schließlich die dritte Einberufung zur Wehrmacht. Er musste zur Stellung nach Enns, wo er sich am 1. März meldete. Er erklärte, aus religiösen Gründen den Kriegsdienst mit der Waffe abzulehnen und nicht gleichzeitig Nationalsozialist und Katholik sein zu können. Nach der Erklärung seiner Kriegsdienstverweigerung wurde er am 2. März nach Linz ins Wehrmachtsuntersuchungsgefängnis gebracht. Dort erfuhr er, dass auch andere Männer den Kriegsdienst verweigerten und Widerstand leisteten. Am 4. Mai wurde er nach Berlin-Tegel verlegt. Er weigerte sich, seine Verweigerung zu widerrufen.

Am 6. Juli verurteilte ihn das Reichskriegsgericht in Berlin-Charlottenburg wegen Zersetzung der Wehrkraft zum Tode. Am 14. Juli wurde das Urteil bestätigt. Laut Reichskriegsgericht war Jägerstätter bereit, Sanitätsdienst zu leisten, worauf das Gericht jedoch nicht einging.
Jägerstätter wurde am 9. August 1943 in das Zuchthaus Brandenburg an der Havel gebracht und dort um 16 Uhr durch das Fallbeil hingerichtet. Die Urne mit seiner Asche wurde nach Kriegsende nach St. Radegund gebracht und dort am 9. August 1946 beigesetzt.

Quelle: kathpress.at / red