Entwicklungszusammenarbeit im Gespräch: Zwei junge Ökonomen stellen auf Einladung des Lands Vorarlberg klar, dass die Arbeit der Weltbank nicht halb so eindeutig schlecht oder gut ist, wie mancher meint.

„Die Welt ist besser geworden“, meint Maximilian Hirn mit einem Blick auf die Zahlen: Die Armut ist weltweit auf Rekord-Niedrigniveau, die Bildungsraten steigen. Das wiederum senke Geburtenraten und Intensitäten bewaffneter Konflikte. Die Gesichter, in die Hirn und sein ehemaliger Schulkollege Luis Alton Mittwoch im Kapuzinerkloster blicken, sind skeptisch. Ihr Publikum – die Generation ihrer Eltern – mag nicht recht glauben, was die beiden Ökonomen da sagen. Sie sagen es schließlich als Mitarbeiter der Weltbank – einem „Staatsfeind Nr. 1“ linker Kapitalismuskritik.

Von der Demo in die Höhle des Löwen

Maximilian HirnHirn (li.) und Alton (re.) bleiben entspannt. Vermutlich ist es nicht das erste Mal, dass sie erklären, was sie tun und weshalb. Und dass sie selbst vor nicht allzu langer Zeit kaum geglaubt hätten, dass sie es je tun würden – Projektmanagement für Wasser- und Infrastrukturprojekte in Afrika (Hirn) bzw. Katastrophenrisikofinanzierung und -versicherung (Alton). Bei der Weltbank. Anno 2000 waren die beiden Feldkircher als 17-Jährige nämlich selbst noch unter denen, die diese amerikanische Post-Weltkriegs-Erfindung bei einer Demonstration in Prag auf den Mond wünschten.

Luis Alton„Es ist natürlich längst noch nicht alles gut“, ergänzt Alton. Aber: Die Menschen seien zu pessimistisch. Gemeinsam mit Hirn holt er weiter aus. Erklärt, dass die Weltbank 1944 zum Wiederaufbau des kriegszerstörten Europas erdacht worden ist und auch hierzulande ihre Spuren hinterlassen hat (= das Wasserkraftwerk am Lünersee ist auch mit Weltbank-Geldern gebaut). Dass 17.000 MitarbeiterInnen weltweit ein Ziel haben: Die ärgste Armut (= Menschen, denen weniger als zwei US-$ am Tag zur Verfügung stehen) bis zum Jahr 2030 zu beseitigen. Und dass man sich dabei manchmal fühle wie Don Quixotte, weil der Klimawandel diesen Ärmsten besonders stark zusetze – ihre Annäherung an westliche Lebensstandards aber unter Umständen bedeutet, die Ursachen für diesen Klimawandel noch zu verstärken.

Kritische Fragen

Das Publikum bohrt nach: Über welches Budget verfügt die Weltbank? Welches Land bekommt wann wie viel? Welche Bedingungen sind an Kredite geknüpft? Und wieso haben die USA noch immer eine Sperrminorität?

Je weiter die Diskussion voranschreitet, desto deutlicher wird: Die Sache ist nicht halb so eindeutig gut oder schlecht, wie mancher im ersten Moment meint. „Sicher: Wenn die Weltbank einer korrupten Regierung 20 Millionen Dollar für ein Infrastrukturprojekt gewährt, hat diese Regierung andere 20 Millionen aus dem Budget für weniger hehre Zwecke frei“, antwortet Hirn auf den Einwand einer Zuhörerin, die monetäre Entwicklungshilfe für sinnlos hält. „Aber was ist die Alternative?“ Schulterzucken im Saal.

Einen Masterplan, wie die Welt an jedem Ort so lebenswert wird, dass niemand mehr seine Heimat verlassen muss, habe die Sonderorganisation der Vereinten Nationen auch nicht, erklären Alton und Hirn. Aber man versuche eben nach Kräften und manchmal mit sanftem Druck, die Ausgangsposition benachteiligter Länder und Regionen zu verbessern. Mancherorts – zum Beispiel in Südkorea – funktioniere das besser, in Zentralafrika sei noch Luft nach oben.

Forumtheater: "Geh nicht"

Zwei, die auch nach Antworten auf diese Frage nach einer lebenswerten Welt suchen, sind Julia Felder und Michael Schiemer. Die beiden Theatermacher planen ein interaktives Stück, das den Dialog zur Entwicklungszusammenarbeit auf die Bühne bringt – und noch MitstreiterInnen sucht. Am 22. September findet um 19 Uhr im ProKonTra Hohenems ein Infoabend statt.

Mehr dazu: www.inkontra.at