Babyelefant-Abstand halten, (noch) geschlossene Gasthäuser - irgendwie ist heuer alles anders. Auch der Muttertag. Wie schön, dass eine Supermarktkette "Muttertagskäse" anbietet. Oder sollte man sich heuer statt der Geschenke vielleicht lieber auf "Frauenprobleme" wie Altersarmut, Teilzeitquote und Kinderbetreuung konzentrieren?

Keine Frage: wenn die lieben Kleinen singend und Gedichte rezitierend mit selbstgemachten Geschenken und Wiesenblumen vor einem stehen, geht das Mutterherz auf (und vor Stolz fast über). Ist ja auch DER Ehrentag der Mütter und nebenbei einer der wichtigsten Umsatzbringer des Jahres. Die rund 200 Millionen Euro seien dem Handel gegönnt, schließlich musste er in den letzten Wochen einiges an Verlusten verkraften.

Die 200 Millionen setzen sich aus Blumen/Pflanzen (41%), Schokolade/Süßigkeiten (19%), Nicht-materielle Geschenke/Ausflüge (16%), Selbstgekochtes (16%) und Gutscheine (12%) zusammen. Wo der Muttertagskäse zu verorten ist, darf jeder selbst entscheiden - ein Tipp: er ist mit rosa Pfeffer und Almblüten veredelt.

Es war einmal ein Muttertag...

Ebenfalls interessant ist, dass der Muttertag in seiner heutigen Form laut Wikipedia von der englischen und US-amerikanischen Frauenbewegung geprägt wurde. "Die US-Amerikanerin Ann Maria Reeves Jarvis versuchte 1865 eine Mütterbewegung namens 'Mothers Friendships Day' zu gründen. An von ihr organisierten 'Mothers Day Meetings' konnten Mütter sich zu aktuellen Fragen austauschen."

Reden wir doch mal Tacheles

Welche Fragen wären das heute? Und welche MÜSSTEN es sein? Eine der drängensten ist sicherlich die Altersarmut, die meist weiblich ist. 69,2 Prozent der armutsgefährdeten Personen ab 65 Jahren in Österreich sind Frauen. Oder mit anderen Zahlen ausgedrückt: Während Männer im Jahr 2019 durchschnittlich eine Alterspension von 1.727 Euro im Monat bezogen, erhielten Frauen im Durchschnitt nur 1.064 Euro.  Laut Finanzexpertin Marietta Babos kommt das böse Erwachen allerdings erst dann, wenn eine Scheidung/Trennung vom Partner vor der Tür steht oder der Pensionsbescheid reinflattert. 

Fluch und Segen der Teilzeitarbeit

Deshalb sei es auch wichtig, die Lücken in der weiblichen Erwerbsbiografie zu füllen - und die bestehen oft aus Kindern, bzw. der fehlenden Kinderbetreuung und daraus resultierender Teilzeitarbeit. Das klingt hart, aber die Teilzeitquote bei Frauen zwischen 25 und 49 Jahren mit Kindern unter 15 Jahren liegt aktuell bei 75 Prozent. Laut Babaos sind sich die meisten Frauen zwar dessen bewusst, "dass sie durch Teilzeitbeschäftigung eine geringere Pension bekommen werden. Wie groß die Pensionslücke aber tatsächlich ist, unterschätzen viele". In Österreich gibt es übrigens immerhin die Möglichkeit des Pensionssplittings.

Zahlen lügen nicht

Wer nun denkt, dass einem dieses Schicksal erspart bleibt, werfe zumindest einen Blick auf die Zahlen: die Scheidungsrate in Österreich lag 2018 bei über 40 Prozent. Und mit der ersten (und vielleicht auch zweiten) Babypause ist eine Frau durchschnittlich zwei bis vier Jahre weg vom Job. Gefolgt von jahre- oder jahrzehntelanger Teilzeitarbeit zugunsten der Kindererziehung. Kaum irgendwo sonst in Europa sind so viele Mütter in Teilzeit beschäftigt wie in Österreich: Die Teilzeitquote von Frauen liegt hierzulande inzwischen bei fast 50 Prozent. Natürlich ist Teilzeit nicht per se etwas schlechtes, aber meist eben Frauensache.

Wie man es auch macht - ob Frau lieber zu Hause bei den Kindern bleibt oder arbeiten geht - es wird immer KritikerInnen geben. Wichtig ist laut Babaos aber niemals die Pensionsvorsorge zu stoppen. Auch und besonders nicht, wenn man Mutter wird. Ansonsten rutscht Frau schneller als ihr lieb ist in die Altersarmut und kann sich dann nicht einmal mehr die 250 Gramm Muttertagskäse für 2,99 Euro leisten. Wenn man das denn will. (red/diestandard)

Alle Informationen zum Pensionssplitting unter www.pensionsversicherung.at