Bregenzer Pfarrer schreiben offenen Brief an Abt Anselm van der Linde - Stellungnahme von Direktor Titus Spiegel, Leiter des Studieninternates Marianum

Am Montag erreichten die Redaktion zwei Reaktionen aus Bregenz zu den Missbrauchsvorwürfen, mit denen sich die Katholische Kirche und einige ihrer Einrichtungen in den letzten Tagen und Wochen konfrontiert sieht. Abt Anselm van der Linde und Generalvikar Benno Elbs haben letzten Freitag bei der Pressekonferenz im Kloster Mehrerau ausführlich dazu Stellung genommen.

Opfer und Täter im Blick

Die Priester der Bregenzer Pfarreien bekunden in einem Offenen Brief an Abt Anselm van der Linde ihre Solidarität mit dem Leiter des Klosters Mehrerau: "Lieber Mitbruder! Du und deine Mitbrüder durchleben in diesen Tagen schwierige Zeiten, so möchten wir uns bei dir melden und dir unsere Unterstützung im Gebet und in Gedanken zusagen. Wir sind sehr froh, dass du den Mut gehabt hast, das Thema des Missbrauchs, das viele Familien, Schulen, Vereine, Internate, in besonderer Weise unsere Kirche, wie auch die ganze Gesellschaft betrifft, aufzugreifen," so die Priester Anton Bereuter, Arnold Feurle, Rudi Siegl, Joan Sandor, Paul Solomon, Ronald Stefani und Joy Peter Thattakath wörtlich.

Auch wenn sie das Vergehen an jungen Menschen, das oft viel Jahre zurückliege, nicht rückgängig machen können, so können sie den Opfern zumindest Mitgefühl und Trauer aussprechen, sowie Gespräch und Hilfe anbieten. Ihr Anliegen sei es aber auch, dass die Täter zu ihrer Schuld stehen, ihre psychische Störung durch eine Therapie heilen und so den Weg der Umkehr und der
Vergebung gehen würden.

Hier lesen Sie den offenen Brief der Priester der Bregenzer Pfarreien im Gesamtwortlaut.

Weglaufen, wenn es Schwierigkeiten gibt?

Für Titus Spiegel, Direktor des Studieninternates Marianum, ist es keine Frage, dass wohl niemand von den Vorkommnissen der letzten Tage bezüglich der Missbrauchsvorfälle in der Katholischen Kirche nicht erschüttert sei. Selbst Kirchentreue blickten mit Wut und Scham auf diese Ereignisse.

"Aber ist dieses 'Weglaufen' die Lösung? Dürfen wir die Kirche als Ganzes, in ihrer großen Vielfalt und mit ihren vielen Aufgaben und Angeboten dafür verantwortlich machen? Dürfen wird das Fehlverhalten einiger, der Täter, ja und um es hier auch ganz deutlich auszusprechen, auch einiger Vorgesetzter, die auch eine Mitschuld tragen, einer ganzen Gemeinschaft vorwerfen," fragt der Leiter des Maianums in seiner Stellungnahme.

Jeder, der im kirchlichen Bereich mit Jugendlichen arbeite, in den Pfarreien oder im Religionsunterricht, im Bildungshaus, im Kloster Mehrerau oder im Studieninternat der Katholischen Kirche wie er, spüre, so Spiegel weier, wie notwendig diese Angebote für Jugendliche sind und wie dankbar sie angenommen werden. Jugendliche zu begleiten, zu unterstützen, einfach für sie da zu sein, ohne Selbstzweck, sei und müsse immer Aufgabe der Kirche sein.

Hier lesen Sie die Stellungnahme von Direktor Titus Spiegel im Gesamtwortlaut.