Die Armutskonferenz Österreich zeigte bei einer Pressekonferenz am vergangenen Freitag soziale Brennpunkte in Österreich auf - viele von ihnen wurden durch die Corona-Krise verschärft. Deshalb wurden Maßnahmen gefordert, die nicht erst am Sankt-Nimmerleins-Tag umgesetzt werden, sondern in diesem Sommer schon.

"Konkrete Maßnahmen gegen die soziale Krise im Sommer setzen": Dies forderten die in der Dachorganisation "Armutskonferenz Österreich" zusammengeschlossenen Vereine von der Regierung.
Mit allen Mitteln müsse Langzeitarbeitslosigkeit verhindert und die Gewaltprävention für Frauen und Kinder verbessert werden, unterstrich etwa Martin Schenk von der evangelischen Diakonie. Wichtig wäre zudem, den Zugang von Kindern für Psycho-, Physio- und Ergotherapie und das Angebot "Früher Hilfen" für Eltern von Neugeborenen auszubauen.

Universelle Kindergrundsicherung

Martin Hohl von der Katholischen Jungschar forderte die Bekämpfung von Kinderarmut: Statt der beschlossenen einmaligen Zusatzzahlung von 360 Euro pro Kind wäre eine "universelle Kindergrundsicherung, die unabhängig ist von der Familienform, Herkunft oder Aufenthaltsstatus der Eltern" eine wesentlich nachhaltigere Unterstützung von Familien in Finanznöten.
Schon vor der Krise habe Kinderarmut in Österreich jedes fünfte Kind betroffen, erinnerte Hohl. Besonders die Kinder und Jugendlichen aus dieser Gruppe hätten an den Corona-Begleiterscheinungen gelitten. Das Homeschooling habe bei ihnen aufgrund ihrer mangelhaften Wohnsituation bzw. ebensolcher technischer Ausstattung Schieflagen offengelegt und bestehende Probleme verschärft.

Alleinerziehende besonders betroffen

Doris Pettighofer von der "Österreichischen Plattform für Alleinerziehende" sprach sich für eine rasche Umsetzung der Unterhaltsreform aus, um getrennt lebenden Familien gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen. Schon bisher seien 46 Prozent der Ein-Eltern-Familien gefährdet gewesen, in Armut und Ausgrenzung abzurutschen, was sich durch die Corona-Krise wohl noch verschärfen werde. Auch hier müsse unbedingt entgegengesteuert werden.

Maria Rösselhumer vom der Dachorganisation "Autonome Österreichische Frauenhäuser" wies auf die schwierige Situation gewaltbetroffener Frauen und Kinder. Es handle sich dabei um einer der "von Armut am härtesten betroffenen Bevölkerungsgruppen". Die Dachorganisation fordert hier von der Regierung eine gesicherte existenzielle Unterstützung für betroffene Frauen und Kinder sowie den bundesweiten Ausbau und die finanzielle Absicherung der Frauenhäuser.

Gleiche Bildungschancen

Vor einer Zuspitzung ungleicher Bildungschancen von Kindern durch die Covid-19-Krise warnte die Volkshilfe. Auch hier wäre eine existenzielle Sicherung für alle Kinder die Lösung, weiters die Garantie eines mittleren Bildungsabschlusses für alle Kinder, sowie der bundesweite Ausbau von SchulsozialarbeiterInnen und nachgehender sozialer Arbeit.

Norbert Krammer vom "VertretungsNetz - Erwachsenenvertretung" forderte eine soziale Absicherung für Menschen mit intellektuellen oder psychischen Beeinträchtigungen. Die jeweils verschiedenen "Mini-Geldleistungen" der einzelnen Länder würden von den Behörden unterschiedlich berechnet und gehandhabt, kritisierte Krammer.

Arbeitslosigkeit bekämpfen

Manuela Vollmann von der Organisation "arbeit+" äußerte sich zum Thema Arbeitslosigkeit. 150.000 neue Erwerbsarbeitslose seien im Zuge der Corona-Krise zu den bereits 334.000 Arbeitslosen im Februar 2020 hinzugekommen. Es sei deshalb dringend notwendig, "Menschen, die es bereits vor der Krise schwer auf dem Arbeitsmarkt hatten, eine Perspektive zu bieten und eine Situation von verfestigter, lang andauernder Arbeitslosigkeit zu verhindern". Dafür brauche es Qualifizierungsangebote, Beschäftigung in den Sozialen Unternehmen ebenso wie Angebote, die Arbeiten und Lernen miteinander verbinden.

Clemens Mitterlehner von der "ASB Schuldnerberatungen" sagte eine "massive Steigerung" von Hilfesuchenden in der Schuldenberatung in den kommenden Monaten vorher. Zwar hätten die Schuldenberatungen die Erfahrung und das Know-How, um Menschen aus der Überschuldung zu helfen, doch fehlten im Moment die personellen Ressourcen dafür.

www.armutskonferenz.at

Quelle: kathpress.at