Nein, Sie haben sich nicht verhört. Am Karfreitag fliegen zwar ein paar Glocken nach Rom und machen den Ratschen akustisch Platz, aber eben nicht alle. Als Reaktion auf die Abschaffung des Karfreitags als Feiertag für Evangelische, Methodisten sowie Altkatholiken und um auf dessen Bedeutung hinzuweisen, werden die Evangelischen Pfarrgemeinden A.u.H.B. Vorarlbergs am 19. April um 15 Uhr ein mehrminütiges liturgisches Mahnläuten erklingen lassen.

Ganz klanglos geben sich die Evangelischen Pfarrgemeinden A.u.H.B. Vorarlbergs nicht geschlagen. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn während die "katholischen" Glocken nach alter Tradition am Karfreitag schweigen, kann man in Bludenz, Feldkirch, Dornbirn und Bregenz am 19. April um 15 Uhr Glockengeläut hören.

Die Bedeutung des Karfreitags

"Dieser Tag, ohne dessen Ereignisse sich die wahre Dimension von Ostern nicht verstehen lässt, macht deutlich, dass das Kreuz als Symbol der Folter und Unterdrückung zum Symbol der Befreiung und Erlösung wird. Am Karfreitag stellen wir uns den Schattenseiten des Lebens, dem Leiden und Sterben. Es geht an diesem Tag sowohl um unsere ganz persönlichen Leidens- und Verlusterfahrungen wie auch um politisches Machtverhalten, das in vielen Ländern skrupellos agiert, über Leichen geht u. Andersdenkende (Minderheiten) verfolgt, foltert, ermordet. Gott selbst ist im persönlichen Leiden wie auch im Leiden der Welt gegenwärtig. Deshalb ist der Karfreitag ein (nicht nur stiller) Protesttag gegen Ungerechtigkeit, Unterdrückung und Verfolgung", betont der evangelische Pfarrer Mag. Ralf Stoffers.
 
Und Stoffers weiter: "Die Botschaft vom Kreuz erinnert darüber hinaus daran, dass Erlösung und Befreiung der Menschen nicht aus sich selbst heraus ‚machbar‘ sind, sondern von Gott dadurch geschenkt werden, dass er sich in Jesus von Nazareth mit seinen Geschöpfen bis zum Äußersten solidarisiert. Der Karfreitag betrifft alle ChristInnen … es geht um das Innehalten, das Reflektieren, um geistige und geistliche Nahrung, letztlich auch um die Förderung des gesellschaftlichen Zusammenlebens, darum, sich miteinander und gegenseitig daran zu erinnern, dass der Mensch weitaus mehr ist als lediglich ein Aspekt wirtschaftlichen Denkens."