Nach Mubaraks Ende hatten die Kopten in Ägypten gehofft, das Klima zwischen den Muslimen und ihnen würde sich entspannen. 26 Tote und über 300 Verletzte strafen diesen Optimismus Lügen. In einer Generalaudienz äußerte Papst Benedikt XVI. seine tiefe Trauer ob der Gewalt gegenüber den Kopten in Kairo und rief zu einem friedlichen Zusammenleben sowie zu "wahren Frieden" auf.

Ein zerrissenes Ägypten
Er unterstütze "die Anstrengungen der zivilen und religiösen Behörden Ägyptens zugunsten einer Gesellschaft, in der die Menschenrechte aller und insbesondere die der Minderheiten respektiert werden", erklärte der Papst. Die Ägypter seien von den "Versuchen, die die friedliche Koexistenz der Gemeinschaften bedrohen, zerrissen", so Benedikt XVI. weiter. Dabei gelte es besonders jetzt den inneren Friede zu bewahren. Gemeinsam solle man für einen "wahren Frieden" beten, der auf Gerechtigkeit und Respekt vor der Freiheit und der Würde aller Bürger gründe. Erst die Achtung der Menschenrechte fördere die nationale Einheit.

Alles wegen einer Kirche?
Anlass für die Tragödie war die friedliche Demonstration von rund 2000 koptischen Christen gewesen aufgrund der Inbrandsetzung einer Kirche vor anderthalb Wochen in der südlichen Provinz Assuan. Die Demonstranten gerieten dann vor dem Fernsehgebäude mit Bewohnern der umliegenden Wohnviertel und mit dem Militär aneinander. Am Montag eilen Religionsführer und Übergangsregierung von Kopten und Muslimen zu Krisentreffen, während die Prügeleien vor einem Krankenhaus im Stadtzentrum ungehindert weiterguingen. Dort lagen viele der überwiegend koptischen Verletzten.

Wer hat Schuld?
Täglich ist in den Massenmedien derzeit von neuen Schuldzuweisungen zu lesen. Der Direktor der Päpstlichen Missionswerke in Ägypten, P. Nabil Fayez Antoun, gibt den ägyptischen Sicherheitskräften Schuld am Tod der koptischen Christen. Schließlich habe es sich um einen friedlichen Protest gehandelt, der dann allerdings vom ägyptischen Militär gewaltsam unterdrückt worden sei. Er sei aber zuversichtlich, dass ein Dialog zwischen Christen und Muslimen auch weiterhin in Ägypten möglich sei.

Und wer hat Mitschuld?
Auch den Massenmedien des Landes wird eine Mitschuld angelastet. Sie haben nur Eskalation beigetragen, indem sie die koptischen Christen als Angreifer dargestellt und so Muslime aufgewiegelt habe. Diese haben in weiterer Folge die Christen attackiert, welche vor einem Krankenhaus auf Verletzte gewartet hätten.

Bewahrt die Einheit unseres Landes!
Was die Eskalation wirklich ausgelöst hat ist nach wie vor unklar. Übergangspremier Essam Sharaf  sprach von vandalisierenden Kräften, die in Ägypten Chaos  säen und religiöse Spannungen schüren wollen. "Ich flehe alle Ägypter an, ob Muslime oder Christen, ob Alt oder Jung, ob Männer oder Frauen, bewahrt die Einheit unseres Landes", rief er auf.

Erschreckend und zutiefst beunruhigend
Kritik erfährt Ägypten indes auch aus dem Ausland. Der deutsche Außenminister Guido Westerwelle wörtlich: "Wer als Christ seinen Glauben praktizieren möchte, muss das frei tun können, ohne dass er körperlich bedroht wird oder um sein Leben fürchten muss." Auch Außenminister Michael Spindelegger zeigte sich vom Ausmaß der Gewalt  geschockt. Es sei "erschreckend und zutiefst beunruhigend". Er forderte die ägyptische Regierung dazu auf, die Umstände der Gewalteskalation restlos aufzuklären. Die Schuldigen müssten zur Verantwortung gezogen werden, erklärte er.