Zu den Vertuschungsvorwürfen von Franz Lutz in der "NEUEN am Sonntag" vom 18. April 2010 - Leserbrief von Pfarrer Herbert Spieler (Frastanz) an die Vorarlberger Medien.

Spieler HerbertIn einem Bericht der „NEUEN am Sonntag“ heißt es, dass Franz Lutz (58) aus Frastanz als 12-jähriger Bub von einem Kaplan missbraucht wurde. Des Weiteren wird ausgeführt, „ein Priester, von dem Lutz glaubte, dass er ein Freund sei, habe versucht, ihn ‚mit allen psychologischen Tricks’ vom Outing abzuhalten.“ „Der Pfarrer meinte“, so Franz Lutz in dem Bericht, „ich solle zum Psychologen gehen.“ Doch Lutz habe sich nicht beirren lassen und sei diesen Schritt „im Namen von vielen anderen, die sich nicht trauen“, gegangen.

Ich teile Ihnen mit, dass ich dieser Priester bin, mit dem Herr Franz Lutz in den letzten Wochen Gespräche geführt hat. Und: Leider muss ich seiner Darstellung in aller Deutlichkeit widersprechen.

Ich bedaure sehr, dass Herr Lutz unter seinen Erfahrungen als Kind leidet und halte es für ausgesprochen notwendig und wichtig, dass er seinen Erinnerungen nachgeht. Er soll mit seinen Vorwürfen bestmöglich gehört werden, damit diese sich klären können und aufgearbeitet werden. Besonders wichtig ist es mir, festzuhalten, dass ich stets dafür einstand, dass er alle Unterstützung bekommt, mit seiner Geschichte zurechtzukommen. Das habe ich ihm auch so gesagt.
Dezidiert möchte ich jedoch festhalten, dass ich niemals versucht habe, ihn „von einem Outing abzuhalten“, wie er behauptet, schon gar nicht habe ich in irgendeiner Weise Schritte gesetzt, die zur Vertuschung der Angelegenheit beitragen.
Das Gegenteil ist der Fall.

Die von Herrn Lutz geäußerten Behauptungen widersprächen meiner Einstellung grundlegend. Ich möchte in diesem Zusammenhang daran erinnern, dass wir als Pfarre kürzlich in einem Brief an alle Frastanzer Katholikinnen und Katholiken öffentlich dargelegt haben, dass Missbräuche unbedingt aufgedeckt werden müssen. Ich habe Herrn Lutz in diesem Sinne ausdrücklich meine Hilfe angeboten, damit er nächste Schritte unternimmt. Auch habe ich ihm vorgeschlagen, dass ich selber zur Aufklärung beitragen wolle und seinen Vorwürfen nachgehe. Herr Lutz hat mich aber dezidiert gebeten, nichts zu unternehmen.

Ich bitte Sie, dies in Ihrer Berichterstattung zu beachten und bedaure, dass die "NEUE Vorarlberger Tageszeitung" es verabsäumt hat, mich persönlich zu den Vorhaltungen zu befragen.

DDr. Herbert Spieler
Pfarrer, Frastanz