Vatikan-Medienkongress: Kirche muss aktives Subjekt in der Medienwelt bleiben

Vatikanstadt (KAP) Die Überalterung der Leserschaft der katholischen Publikationen in Europa und Amerika hat der Chefredakteur der US-amerikanischen Sonntagszeitung "Our Sunday Visitor", Greg Erlandson, beim aktuellen Kongress des vatikanischen Medienrates beklagt. Die Publikationen richteten sich viel zu sehr an ein "Auditorium von Alten, die noch ein Wissen über katholische Glaubensvorstellungen besitzen und die Terminologie kennen". Demgegenüber besäßen viele Katholiken - "junge, aber auch ältere" - ein "defizientes Verständnis" über "das, was die Kirche lehrt und warum sie es lehrt".

Weitere Herausforderungen seien der wachsende Glaubwürdigkeitsverlust der Institutionen, einschließlich der Kirche, und eine immer weniger existente "katholische Identität" von Einzelnen, Familien und Nachbarschaften, so Erlandson.

Über die Rolle der katholischen Presse in der modernen Mediengesellschaft debattieren seit Montag mehr als 200 Journalisten, Medienfachleute und Kirchenvertreter aus rund 80 Ländern im Vatikan. Organisator des viertägigen "Kongresses der katholischen Presse" ist der Päpstliche Rat für die sozialen Kommunikationsmittel. Eröffnet worden war de Kongress vom Präsidenten dieser Kurienbehörde, Erzbischof Claudio Maria Celli.

"Rheinischer Merkur" verliert Selbständigkeit

Der Chefredakteur des künftig nur mehr als Supplement der "Zeit" erscheinenden "Rheinischen Merkur", Michael Rutz, forderte eine stärkere Medienpräsenz der Kirche. Die Kirche müsse ein aktives Subjekt in der Medienwelt bleiben, andernfalls laufe sie Gefahr, als bloßes Objekt auch ein Opfer von Berichterstattungswellen zu werden. Gerade weil die katholische Kirche in Deutschland in der Minderheit sei, brauche sie erstklassige Botschaften und Botschafter.

Rutz forderte, die Kirche müsse den Dialog mit kirchenfernen Journalisten ebenso pflegen wie die kirchlichen Medien. Sie solle eigene Medien in möglichst vielen Sparten unterhalten, dazu gehörten auch eigene Zeitungen und Nachrichtenagenturen.

Rutz beklagte, dass in der Kirche oft das Misstrauen gegenüber den Medien überwiege und die Zögerlichkeit den unternehmerischen Schwung bremse. Die Kirche müsse aber kampagnenfähig sein, damit ihre Stimme im Konzert der Meinungen gehört werde.

Der derzeit noch in Bonn wöchentlich erscheinende "Rheinische Merkur" erhält ab 2011 keine finanzielle Unterstützung deutscher Diözesen sowie der Bischofskonferenz mehr. Er wird ab dann der Hamburger "Zeit" beigelegt.

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(Quelle: Kathpress.at - Bild: Luc De Leeuw / flickr.com)