Von Dietmar Steinmair

Nach einem Jahr Abwesenheit findet die Kirchenmesse Gloria wieder in Dornbirn statt. Die offizielle Messe-Eröffnung mit anschließendem Messerundgang begann mit dem Kinderchor "Frechdax". Unter der Leitung des Davidino-Machers Clemens Weiß besangen zwanzig Kinder das "Licht in dir geborgen". Auf den T-Shirts der Kinder war das Davidino-Motto zu lesen: "'S Leaba isch an Hit!"

Aus dem öffentlichen und kirchlichen Leben waren denn auch zahlreiche Vertreter zur Eröffnung gekommen: der Feldkircher Bischof Elmar Fischer, Abt Anselm van der Linde vom Kloster Mehrerau, das mit einem eigenen Stand auf der Messe vertreten ist, Bischof Marcus Büchel aus St. Gallen, Altabt und Referent Burkhard Ellegast vom Stift Melk, der evangelische Pfarrer Michael Meyer, der  Vertreter der Neuapostolischen Kirche Rudolf Kainz, Generalvikar Benno Elbs, Caritas-Direktor Peter Klinger, um nur einige zu nennen. Die Politik war vertreten durch Landtagspräsidentin Bernadette Mennel, Bürgermeister Wolfgang Rümmele und die Vertreter von Stadtrat und Landtag.

 
Gloria: Austausch, Begegnung, Gespräch

Der Marktplatz Messe Dornbirn wird zum Kirchplatz. Das Markt-Forum der religiösen und spirituellen Angebote ist in den kommenden drei Tagen auch ein Forum der Fachvorträge (siehe Programm). Als Vertreter des ökumenisch besetzten Fachbeirates der Gloria-Kirchenmesse nahm der evangelische Pfarrer Michael Meyer den reichen Schatz der jüdisch-christlichen Tradition in den Blick. Neben den Schätzen, die die Austeller auf der Gloria präsentieren, rückte Pfarrer Meyer auch das Thema der Gloria 2010 "Schöpfungsverantwortung" und somit den Schatz von Gottes Schöpfung in den Fokus der Aufmerksamkeit. Bewahrung der Schöpfung bedeute dabei auch einen nachhaltigen Lebensstil. Und Pfarrer Meyer kam auch auf ein hochaktuelles Thema zu sprechen: Den Umgang mit den Menschen als Menschen. Er wünsche sich eine Welt, in der alle Menschen in Würde leben könnten, eine Welt ohne Schubhaft und ohne Abschiebung Minderjähriger.

Nach dem Zwischenspiel von "Angel Affair", Saxophonist Mulo Francel und Organistin Nicole Heartseeker, suchte Bischof Elmar Fischer die Verbindung von Psychotherapie und Religion. Sowohl Therapeuten als auch Mystiker stünden unter dem Leitsatz "menschlich vorankommen". Mit Verweis auf den großen Mystiker Johannes vom Kreuz, von dem das Diktum stammt: "Durch die Nacht der Sinne und des Geistes, damit wir so in die Nähe Gottes gelangen.", wünschte Bischof Fischer allen Messebesuchern einen Zuwachs an Menschlichkeit, um innerlich frei zu werden für die Liebe Gottes. Im Rundgang durch die Messe gelte es, "das echt Menschliche in den Angeboten der Aussteller zu finden", so der Bischof.

 
"Mach es anders!": Der barmherzige Samariter

Einen biographischen Einstieg fand der Benediktinerpater Abt Burkhard Ellegast (Stift Melk) in der Erzählung, wie er im Noviziat vor über fünfzig Jahren mit einem Mitnovizen und dem Novizenmeister im Auto unterwegs gewesen war. Am Straßenrand sahen sie eine Frau, der es offensichtlich schlecht ging. Die Novizen hätten aussteigen wollen, aber der Novizenmeister drängte: "Wir müssen um 18 Uhr zum Chorgebet im Kloster sein." Burkhard Ellegast rang noch Jahre mit diesem Erlebnis, das seine biblische Entsprechung in der Erzählung vom Barmherigen Samariter findet: Der Priester und der Levit gehen an dem ausgeraubten und verletzten Menschen vorbei, weil sie es eilig haben und es nicht ihrem Gesetz entspricht zu helfen. Doch der Samariter, ein Ausländer für die Juden, hielt an und sorgte für den Verletzten.

Im Ringen des jungen Burkhard Ellegast, ob er "bei einem solchen Verein, einer solchen Insitution" bleiben solle, gab ihm dann ein Exerzitienmeister einmal zu bedenken, er solle sich doch nicht immer noch über diesen alten Mann aufregen - gemeint war der Novizenmeister, der zum Chorgebet, dem Gesetz der Institution Kloster, gedrängt hatte. Der angehende Priester erhielt  folgenden Ratschlag: "Mach es anders!" Und Burkhard Ellegast entschied sich für die Kirche, auch für die Insitution mit ihren Mängeln und Grenzen. Aus dieser Berufungsgeschichte ist auch das Bestsellerbuch "Der Weg des Raben" entstanden.

Abt Burkhard Ellegast erklärte anschließend die elfte Gloria Kirchenmesse für eröffnet.

Hier finden Sie Impressionen zur Gloria 2010, insbesondere vom Messerundgang und aus dem KirchenCafè der Katholischen Kirche Vorarlberg.