Treffen sich ein Jurist und ein Bischof und reden über künstliche Intelligenz. Was klingt wie der Beginn eines mäßigen Witzes hat sich dieser Tage tatsächlich so zugetragen. Allerdings nicht mit irgendeinem Juristen und irgendeinem Bischof, sondern mit Brad Smith, Chefjurist (CLO) von Microsoft, und Jorge Mario Bergoglio, Erzbischof von Rom – besser bekannt als Papst Franziskus.

Bei einer Audienz waren die Einsatzmöglichkeiten und Herausforderungen von Künstlicher Intelligenz (KI) für das Gemeinwohl Thema, ebenso die weltweit immer noch ungleichen Teilhabemöglichkeiten am digitalen Leben. Hintergrund des Treffens am Mittwoch war die künftige Zusammenarbeit des Vatikans mit Microsoft, bei der sie ethische Projekte und Forschung zum Thema Künstliche Intelligenz fördern und auszeichnen wollen. In einem Interview mit der Vatikanzeitung „Osservatore Romano“ (Donnerstag) warnte Smith u. a. vor den Folgen der automatischen Gesichtserkennung für die Menschenrechte und Privatsphäre: „Wenn wir hier nicht handeln, riskieren wir, in fünf Jahren aufzuwachen und zu erkennen, dass sich diese Technik auf eine Weise verbreitet hat, die soziale Probleme erheblich verschärft“, mahnt Smith. Damit technologische Entwicklungen wie Künstliche Intelligenz etwas zum Gemeinwohl beitragen könnten, müssten sie durch ethische Reflexion und angemessene neue Gesetzgebung begleitet und gelenkt werden.

Wir sind dran

Dies sei jedoch nicht Aufgabe der Ingenieure und Programmierer, die diese Technologien entwickeln, sondern es sei die Weltgemeinschaft als Ganze gefordert, so Smith. Regierungen beispielswiese sollten einerseits für gute Forschungs- und Entwicklungsbedingungen sorgen, zugleich aber effektive Strategien für den Schutz von persönlichen Daten und Privatsphäre entwickeln und implementieren. Dafür brauche es in den Augen des Microsoft-CLOs den ständigen Dialog zwischen Regierungen, Unternehmen, Nichtregierungsorganisationen sowie der Zivilgesellschaft.

Gemeinsam mit Papst Franziskus und Erzbischof Vincenzo Paglia, Präsident der Päpstlichen Akademie für das Leben, hatte Smith zuvor einen internationalen Preis für Ethik der Künstlichen Intelligenz vorgestellt, den die Akademie und Microsoft künftig vergeben werden, so der Vatikan. Künstliche Intelligenz und ihr Einfluss auf die Gesellschaft werde auch Thema der Vollversammlung der Lebensakademie im Jahr 2020 sein. Vom 25. Bis 27. Februar dieses Jahres findet im Vatikan außerdem eine Konferenz zu „Robotik, Mensch, Maschine und Gesundheit“ statt, an der auch Smith teilnimmt.

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Interview mit Brad Smith im Osservatore Romano (Italienisch) »

Quelle: kathpress.at / red