Ibrahim Olgun wurde am Sonntag zum IGGiÖ-Präsidenten gewählt. Der 28-jährige wurde in Mistelbach geborten, studierte Theologie in Ankara und war zuletzt in Wien als Fachinspektor für den Islamischen Religionsunterricht tätig. Mit seinen österreichischen und muslimischen Wurzeln sieht er sich als Brückenbauer.

Militärbischof Werner Freistetter hat dem neuen Präsidenten der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ), Ibrahim Olgun, zu dessen Wahl gratuliert und zugleich die Bedeutung des interreligiösen Dialogs betont. Er hoffe auf eine gute Zusammenarbeit, so Freistetter am Montag gegenüber "Kathpress". Der Militärbischof ist in der Österreichischen Bischofskonferenz u.a. für das Referat Weltreligionen zuständig. Olgun wurde am Sonntag zum neuen IGGiÖ-Präsidenten gewählt. Er folgt auf Fuat Sanac.

Auch wenn er Olgun bisher noch nicht persönlich kennengelernt habe, freue er sich auf ein erstes Zusammentreffen und einen Gedankenaustausch in naher Zukunft, so Bischof Freistetter. Wichtig sei, dass der interreligiöse Dialog im Sinne eines gesamtgesellschaftlichen Interesses fortgeführt und verstärkt werde. Gerade in der heutigen Situation sei es unerlässlich, dass die Religionsgemeinschaften "an einem Strang ziehen" und die Herausforderungen gemeinsam angehen. Er habe bereits während seiner Tätigkeit am Institut für Religion und Frieden (IRF) oft mit Vertretern der Islamischen Glaubensgemeinschaft zusammengearbeitet. Dies sei stets in einem Klima der gegenseitigen Wertschätzung geschehen und er sei überzeugt, dass dies auch in Zukunft der Fall sei wird, so Bischof Freistetter.

Ibrahim Olgun, Theologe und Mitglied des mächtigen türkischen Verbandes Atib, stehe für die Generation der in Österreich geborenen jungen Muslime, hieß es laut APA aus der IGGiÖ. Olgun, in Österreich aufgewachsen, sehe sich daher als Brückenbauer: "Heute fühle ich mich als Muslim in Österreich zuhause, vergesse aber auch nicht auf meine Wurzeln. Damit kann und will ich Brücken bauen", so der neue IGGiÖ-Präsident wörtlich.

Olgun, dessen Vater als Gastarbeiter nach Österreich eingewandert ist, wurde am 11. September 1987 in Mistelbach geboren. In der Familie habe man auf eine gute Ausbildung Wert gelegt und so schloss er 2007 die Schulzeit in Wien mit Matura ab. Anschließend absolvierte er den Präsenzdienst beim Bundesheer. Olgun ist verheiratet und hat ein Kind.

Aufgrund seines theologischen Interesses zog es ihn zum Studium nach Ankara und nach diesem Abschluss setzte er sich bei Atib in Wien 2013 als Integrationsbeauftragter für den interreligiösen Dialog ein. Ab 2014 war Olgun dann als Fachinspektor für den Islamischen Religionsunterricht für verschiedene Wiener Bezirke und deren Pflichtschulen tätig.

Offen für alle sein

In einem Statement erklärte Olgun gegenüber der APA: "Ich habe selbst erlebt, wie es ist, hier in Österreich aufzuwachsen und sich nach der eigenen Identität zu fragen. Was ist Religion und was ist Tradition? Es lohnt sich, darüber zu reflektieren und dann theologisch zu forschen." Bereits im Vorfeld hatte es geheißen, Olgun lege Wert darauf, nicht für eine direkte Atib-Bindung zu stehen, sondern für alle offen zu sein.

Als Repräsentant einer bestimmten Gruppe innerhalb der Muslime in Österreich sieht er sich nicht. Durch das neue Islamgesetz gebe es eine neue Verfassung in der IGGiÖ, die alle Ethnien unter ein Dach bringe. Im Obersten Rat fänden sich Vertreter aus dem asiatischen, dem bosnischen, dem türkischen oder dem arabischen Bereich. "Also wir sind sehr interessiert, dass wir alle Ethnien ansprechen", betonte Olgun im Ö1-Morgenjournal am Montag.

Laut einem Bericht der "Presse" hat die Wahl Olguns allerdings zu internen Turbulenzen geführt. In dem Bericht spricht der Vorsitzende der Arabischen Kultusgemeinde in Österreich und Mitglied des Schurarates, Hassan Mousa, von einer "undemokratischen, gesetzeswidrigen Wahl". Er will sie daher beim Bundeskanzleramt anfechten.

Mousa ortet aufgrund Olguns Atib-Mitgliedschaft ein extremes Ungleichgewicht zugunsten der türkischen Gemeinde. Außerdem sei der neue Präsident mit seinen 28 Jahren zu jung für das Amt, denn die Verfassung der IGGiÖ schreibe ein Mindestalter von 35 Jahren vor. Diesen Passus habe der Schurarat aber im Dezember ohne Abstimmung, und somit aus Mousas Sicht gesetzeswidrig, gestrichen.

kathpress