Der 6. August 1945. Rund 9000 Meter über der Stadt klinkt die Boeing B-29 namens "Enola Gay" um 8.15 Uhr "Little Boy" aus. Während die Bombe auf die Erde zurast, reisst der Pilot Paul Tibbets die Maschine herum und beschleunigt. Katapultiert sich so aus der Todeszone. In einer Höhe von 580 Metern detonierte "Little Boy", in einem Augenblick starben Zehntausende Menschen den atomaren Tod. Und die Welt war um die Hiroshima-Katastrophe "reicher".

Am  6. und 9. August 1945 fanden die ersten und bislang einzigen Einsätze von Atomwaffen in einem Krieg statt.  Die Bilder der Atompilze von Hiroshima und Nagasaki haben sich tief in das Bewusstsein und das Gedächtnis der Menschen eingegraben. Bis heute leiden die Menschen und die Umwelt an den Spätfolgen der Atombomben. Gelernt haben wir daraus dennoch nicht viel. Oder nicht genug. Denn "immer noch stützten Großmächte ihre Landesverteidigung auf Atombomben und Staaten ihre Energieversorgung auf den Ausbau der Atomkraft", kritisiert zum Beispiel Kardinal Christoph Schönborn anlässlich des Jahresgedächtnis. "Wann wird die Menschheit endlich zur Vernunft kommen", fragte er.

Ein Blick zurück
Anlässlich des traditionellen Hiroshima-Gedenkens haben die österreichischen Bischöfe erneut zur zur Vernichtung aller Atomwaffen und zum völligen Ausstieg aus der Atomenergie aufgerufen. Denn: heuer jähren sich die Abwürfe der Atombomben auf die beiden japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki bereits zum 70. Mal. Rund 300.000 Menschen starben damals. Den Befehl zum Einsatz der neuen Waffe gab US-Präsident Harry S. Truman, Nachfolger des am 12. April 1945 verstorbenen Franklin D. Roosevelt. Truman, früher Roosevelts Vizepräsident, hatte bis zum Amtsantritt keine Kenntnis vom „Manhattan-Projekt“, der Entwicklung der Atombombe. Das Motiv für den Einsatz der Bomben war, Japan möglichst schnell zur Kapitulation zu bewegen und so den Krieg zu beenden. Nur wenige Tage nach dem Abwurf der Bombe "Little Boy" am 6. August auf Hiroshima wurde am 9. August auch Nagasaki mit der zweiten Atombombe Fat Man attackiert. Während Unzählige sofort starben, leiden viele der Überlebenden bis heute an den Spätfolgen der aufgenommenen radioaktiven Strahlenbelastung.  Am 15. August erfolgte die Kapitulation Japans.

Auch heuer finden anlässlich des Jahrestags wieder zahlreiche Gedenkfeiern statt. Im Rahmen derer weist Schönborn in seinem Grußwort auf die nuklearen Katastrophen von Tschernobyl 1986 und Fukushima 2011 hin. Diese hätten gezeigt, "dass auch die friedliche Nutzung der Kernenergie letztlich nicht beherrschbar ist". Die Nutzung im militärischen Bereich habe seit 1945 zu einem "Gleichgewicht des Schreckens" geführt. "Müssen wir künftig immer mit der Angst vor der atomaren Apokalypse leben?", fragt der Kardinal.

In gleicher Weise äußert sich der Linzer Bischof Ludwig Schwarz: Jene Bilder, die nach der Katastrophe vor 70 Jahren um die Welt gingen, seien auch heute noch präsent, heißt es in seinem Grußwort. Trotzdem diene Atomenergie weiterhin der Aufrüstung und Abschreckung, die Gefahr einer Eskalation lauere beständig. Sich aufgrund von Atomabkommen - wie jüngst mit dem Iran - einer "Illusion hinzugeben", bezeichnete der Linzer Bischof als "naiv"

"Atomwaffen sind mit den Werten der christlichen, jüdischen, muslimischen und buddhistischen Glaubenstradition nicht vereinbar", verbindet Michael Bünker, Bischof der Evangelischen Kirche A.B., das Anliegen aller Religionen. Ein Anliegen, das Papst Franziskus mit der Öko-Enzyklika "Laudato si" nochmals in den Mittelpunkt gerückt hat. (red/kathpress)