Das Hauptaugenmerk ist derzeit auf den Krisenherd in der Ukraine gerichtet, während man in Syrien "mit einer immer dramatischer werdenden Situation konfrontiert" ist, warnt Caritas-Präsident Michael Landau. In den Flüchtlingslagern in Jordanien fehle es nicht nur an Nahrungsmitteln und Kleidung, sondern auch an Hygiene- und Sanitäreinrichtungen. "Wenn sich die Welt von Syrien abwendet, wird die menschliche Katastrophe dort noch größer", befürchtet Landau.

Drei Jahre ist es nun her, seit  politische Unruhen zu einem blutigen Bürgerkrieg in Syrien führten. Bis heute sind über acht Millionen Menschen auf der Flucht, über die Hälfte davon (neue UNICEF Zahlen benennen rund 5,5 Millionen) sind Kinder. Rund 2,5 Millionen SyrerInnen sind offiziell als Flüchtlinge in den Nachbarländern Jordanien, Libanon, Türkei und dem Irak registriert. Über 6,5 Millionen Menschen sind innerhalb Syriens auf der Flucht. Und diese müssen zum Teil " in menschenunwürdigen Behausungen leben", erklärt Landau, der sich bei einem Lokalaugenschein selbst ein Bild machen konnte.

Wasserversorgung zusammengebrochen
Nun ist in weiten Teilen Syriens nach Angaben von Hilfskräften auch noch die Wasserversorgung komplett zusammengebrochen. Brunnen wurden zerstört oder sind wegen der Kämpfe nicht zugänglich, teilte das Österreichische Rote Kreuz am Donnerstag in einer Aussendung mit. Die mangelnde Trinkwasserversorgung der syrischen Bevölkerung innerhalb und außerhalb des Landes macht den Menschen zusätzlich zu schaffen und zwingt sie zur Flucht.

Flucht
Rund 2,5 Millionen Syrerinnen und Syrer seien bereits in die Nachbarländer geflohen, wo die Versorgungsanlagen weit über die Kapazitätsgrenzen hinaus belastet würden. Dabei ist der Zugang zu Wasser und adäquater sanitärer Versorgung ein Menschenrecht. Die Caritas sei in Syrien "mit einer immer dramatischer werdenden Situation konfrontiert": Nach Angaben von Caritas-Präsident Michael Landau fehlt es in den von ihm kürzlich besuchten Flüchtlingslagern in Jordanien an Nahrungsmitteln und Kleidung ebenso wie an Hygiene- und Sanitäreinrichtungen - Krankheiten breiteten sich aus, Kinder könnten keine Schule besuchen.

Fokus auf Syrien
Im Blick auf die Hilfe aus Österreich sagte Landau, der Beschluss, 500 Menschen aus Syrien aufzunehmen, sei zwar ein Schritt in die richtige Richtung. Die Opfer des Bürgerkriegs bräuchten Schutz, Sicherheit und Perspektive, "all das kann Österreich bieten". Dennoch würde sich Landau - wie er sagte - mehr Engagement wünschen. "Man kann große Krisen nur gemeinsam lösen, und Syrien ist die größte Katastrophe der Gegenwart."

Europe Act Now
Zum genauen Hinsehen und Helfen appelliert die europaweite Kampagne "Europe Act Now" (Europa handle jetzt), die syrischen Flüchtlingen mit Hilfe von sozialen Netzwerken eine Stimme geben will. An der neuen Flüchtlingskampagne sind über 100 europäische NGOs beteiligt, darunter auch die Caritas und Diakonie. Ziel ist, auf das Leid der syrischen Flüchtlinge aufmerksam zu machen: Mindestens 2,5 Millionen Syrer flohen vor der Gewalt ins Ausland, weitere 9,3 Millionen Menschen sind in Syrien auf Hilfen angewiesen, womit bereits rund 40 Prozent der Bevölkerung auf der Flucht ist. Am Donnerstag stellten Vertreter der Asylkoordination Österreich, des Diakonie Flüchtlingsdienstes und von Amnesty International die Kampagne im Rahmen einer Pressekonferenz in Wien vor. (red/derstandard/kathpress)