Fünf Tage lang stand das Bildungshaus Batschuns im Zeichen des Gesangs: Singbegeisterte aus dem ganzen Land trafen sich zu den Tagen der Kirchenmusik.

Ruhig liegt das Bildungshaus Batschuns auf der stolzen Anhöhe, im Haus ist niemand anzutreffen, doch von irgendwo her ertönt herrlicher Gesang im Erdgeschoß. Aus dem Seminarraum gegenüber des Eingangs kommen die Stimmen, flugs hinein in das Zimmer. An die 90 Personen sitzen hier in mehreren Reihen im Halbkreis, vor sich Notenblätter. Vorne spielt ein Mann am Klavier, neben ihm steht ein anderer, die Hände erhoben, gestikulierend, manchmal laut sprechend - während all die anderen „Miserere nobis“ singen. Herzlich willkommen bei den Tagen der Kirchenmusik in Batschuns!

Zum 46. Mal finden diese besonderen Tage heuer statt, das erste Mal wurden sie - damals noch unter dem Namen „Werkwoche“ - 1929 abgehalten. Eingeladen sind Chorsänger/innen, Chorleiter/innen, aber auch andere Singbegeisterte. Fünf Tage lang wird im Gesamtchor gesungen, den ganzen Vormittag sowie vor und nach dem Abendessen. Daneben kann sich jede und jeder - wenn gewünscht - einzeln bei Stimmbildner/innen weiterbilden und/oder an einem Seminar teilnehmen. Themen dabei sind etwa „Moderne Kunst am Liebfrauenberg“, „Musik für die Wort-Gottes-Feier“ oder „Chorleitung Einzel-Coaching“. Zum Abschluss der Woche singen die Teilnehmenden bei einem Abschlussgottesdienst die Messe in B-Dur von Franz Schubert. Geleitet wurde der Chor in diesem Jahr von Markus Landerer, Domkapellmeister am Wiener Stephansdom.

Langeweile kommt keine auf

Es ist kurz vor Mittag, der Chor übt „Wenn wir unsere Gaben bringen“. Wie die Engel singen sie - kommt zumindest dem Laien vor. Als das Lied verklingt, ruft Markus Landerer jedoch: „Bässe, je nachdem wie stark ihr in Takt 67 forte singt, gibt es heute etwas Kleines zum Essen oder eher etwas Größeres.“ Lautes Lachen bei den Sänger/innen.
Der Chorleiter ist fachlich eine Koryphäe, und auch dank seiner temperamentvollen und humorigen Art motiviert – ja reißt er – die Sänger/innen geradezu mit. Eine Teilnehmerin sagt: „Er arbeitet so, dass man sich nicht zurücklehnen mag und auch gar nicht kann.“ Ein anderer, der schon viele Jahre im Kirchenchor singt und bereits an zahlreichen Weiterbildungen wie den Tagen der Kirchenmusik teilgenommen hat, lobt, wie Markus Landerer die Lieder interpretiert: „Er schafft es, dass Text und Musikalität eine Einheit werden.“

Bernhard Loss vom Kirchenmusikreferat der Katholischen Kirche Vorarlberg ist der Verantwortliche der Veranstaltung. Deren Zweck ist: die Sänger/innen und Chorleiter/innen stärken, neue Literatur sowie andere Chöre kennenlernen. Und nicht zuletzt hat die ganze Woche Urlaubscharakter. Die Teilnehmer/innen können in Batschuns übernachten, und selbst die, die dies nicht tun, genießen den herrlichen Ausblick und die Ruhe im Bildungshaus, das Singen sowie die Gemeinschaft. Das Spirituelle kommt dabei auch nicht zu kurz: Einerseits natürlich durch die Musik, und andererseits durch ein tägliches Morgen- und Abendlob. Dieses Gesamtpaket kommt bei den Sangesfreudigen im Land an: Die Tage der Kirchenmusik sind stets gut gebucht, wie Bernhard Loss erklärt. 92 Personen nehmen heuer daran teil. Viele davon nicht zum ersten Mal, wie in den meisten Chören üblich sind es weit mehr Frauen als Männer, der Altersdurchschnitt liegt bei 50+.

Reger Austausch

Mittagspause bei den Tagen der Kirchenmusik. Das Team vom Bildungshaus serviert großteils regionale Produkte aus Bio-Anbau. Die Bässe scheinen übrigens doch noch stark genug gesungen zu haben: Es gibt etwas Großes zum Essen. Währenddessen herrscht rege Unterhaltung unter den Sänger/innen und den Referent/innen. Alfred Dünser ist einer der Referenten, er hält das Seminar „Neues Geistliches Lied“. Jazziger und moderner tönen die Kirchenlieder bereits seit den 70er Jahren, erklärt er. Man denke an die David-Lieder, Spirituals, Gospel und - was immer mehr komme - Körper-Perkussion; also trommeln am Körper, klatschen, schnipsen. Auch diese Art von Musik soll bei den Tagen der Kirchenmusik Platz finden, denn: „Sie sind für viele Menschen heute oft ansprechender als die alten Lieder aus dem 19. Jahrhundert.“
Nach dem Essen ziehen sich manche Sänger/innen in ihre Zimmer zurück, andere gehen spazieren. Recht ruhig ist es im Haus wieder geworden, immer aber noch tönt von irgendwoher Gesang: Die Stimmbildner/innen arbeiten mit den Einzelpersonen. Eine feine, angenehme Atmosphäre herrscht im Bildungshaus - ein kleines Paradies, wie dafür geschaffen, um himmlisch zu singen.