AMS und Land versprechen mehr Mittel zur Bekämpfung der Langzeitarbeitslosigkeit.

Knapp ein Jahr ist vergangen, seit der erste Corona-Fall in Österreich nachgewiesen wurde. Seither blieb kein Bereich des gesellschaftlichen Lebens von der Pandemie unberührt, selbst jetzt steht über jeder Tätigkeit oder jedem Projekt ein großes Corona-Fragezeichen. Die Spuren, die die Krise hinterlassen wird, zeichnen sich nun auch auf dem Arbeitsmarkt ab. Im Jänner 2021 waren mit knapp 16.000 Menschen in Vorarlberg rund 60 Prozent mehr Arbeitslose registriert, als im Vorjahr. 3116 dieser Personen gelten als langzeitarbeitslos - das sind sogar 80 Prozent mehr, als noch im Vorjahr. Im Altacher Carla-Store wurde nun vor Kurzem von AMS, Land Vorarlberg und dem Verband arbeit plus Soziale Unternehmen ein Fahrplan zur Bekämpfung dieser Arbeitslosigkeit aufgezeigt. Darin inkludiert sind erhöhte Fördermittel sowie das Versprechen, weitere Maßnahmen zu eruieren.

Qualifizierung und Requalifizierung

Ein wichtiger Schlüssel, um die Betroffenen wieder in den Arbeitsmarkt integrieren zu können, sind nämlich die Unternehmen des Verbands arbeit plus Soziale Unternehmen Vorarlberg*, welche 2021 von AMS und Land Vorarlberg mit knapp um 12,5 Millionen Euro unterstützt werden sollen - mit 1,3 Millionen Euro mehr, als noch im Vorjahr. Diese Unternehmen sorgen sich darum, dass sich die Menschen über eine Anstellung im sogenannten "2. Arbeitsmarkt" wieder requalifizieren und im Arbeitsleben Fuß fassen können. Wenn zum Beispiel ein/e Bäcker/in aufgrund einer Mehlallergie seinen/ihren Beruf nicht mehr ausüben kann, kann er/sie über ein soziales Unternehmen ein neues Arbeitsfeld erlernen um langfristig wieder auf den Arbeitsmarkt zurückkehren zu können. Denn: "Je länger Menschen ohne Beschäftigung sind, desto schwieriger ist ihr Weg zurück in den Arbeitsmarkt", sagt Benedicte Hämmerle, Geschäftsführerin des Verbands. Jährlich werden alleine von den sozialen Unternehmen knapp 1000 Menschen in solchen befristeten Zweitberufen beschäftigt.

2. Arbeitsmarkt im Fokus

"Hinter der Langzeitarbeitslosigkeit stecken viele persönliche Schicksale", sagt Bernhard Bereuter, Ländergeschäftsführer des AMS. Der AMS ist mit 9 Millionen Euro Fördergeldern der größte Fördergeber von arbeit plus. Umso wichtiger sei es, dass die Unternehmen Brücken vom 2. in den 1. Arbeitsmarkt schlagen. Auch von Landesseite sieht man hier mit der fortwährenden Pandemie Bedarf, wie Wirtschaftslandesrat Marco Tittler informiert: "Am Anfang der Krise war der 1. Arbeitsmarkt noch in unserem Fokus in der Hoffnung, dass eine gute Wirtschaft auch der Jobmotor der Zukunft ist. Unser Schwerpunkt war insgesondere bei Lehrlingen und jungen Menschen, um keine 'Lost Generation' zu errichten." Der 2. Arbeitsmarkt werde nun aber auch wichtig, weshalb in einem ersten Schritt die Fördergelder erhöht werden. In einem zweiten Schritt wolle man sich zusammensetzen, um weitere Maßnahmen zu planen.

Vorschläge für diese weiteren Schritte wären auf jeden Fall schon zur Genüge vorhanden, wie Karoline Mätzler, Leiterin des Fachbereichs Arbeit & Qualifizierung der Caritas Vorarlberg, betont: "Es geht nicht um mehr Geld, sondern darum, dass das Geld, das zur Verfügung steht, besser eingesetzt wird." So könne man beispielsweise bei öffentlichen Vergaben Schnittstellen schaffen und mit den sozialen Unternehmen enger zusammenarbeiten. "Bei Carla kaufen z.B. viele Notstandsbezieher ein", sagt Mätzler. "Bett, Stuhl und Kasten sind also immer gefragt. Dieser Bereich könnte beispielsweise über die Investitionsförderung im Tourismus miteinbezogen werden."

*AQUA Mühle Vorarlberg, carla - die sozialen Unternehmen der Caritas Vorarlberg, Dornbirner Jugendwerkstätten, Integra Vorarlberg,  Kaplan Bonetti