Eine Hungersnot und die Ausbreitung der Cholera drohen dem ärmsten Land Amerikas aktuell, nachdem der Hurrikan Sandy erst vor Kurzem schweren Zerstörungen angerichtet hat. Die Lage sieht sogar so schlimm aus, dass die Regierung Haitis den Notstand ausgerufen hat. Dabei hatte sich das Land erst langsam von den Folgen des Erdbebens im Jahr 2010 erholt. Damals wie auch heute setzen sich Hilfsorganisationen mit Sofortmaßnahmen für die Menschen in Haiti ein.

Eigentlich hat sich Haiti immer noch nicht ganz von den Folgen des verheerenden Erdbebens im Jänner 2010 erholt, bei rund 316.000 Menschen ums Leben kamen. Über 310.000 Personen wurden beim schwersten Beben in der Geschichte Nord- und Südamerikasverletzt, rund 1,85 Millionen Menschen obdachlos. Zwei Jahre später wird Haiti wieder Opfer einer Naturkatastrophe, als Hurrikan Sandy das Land "streift". 60 Menschen kamen in dem Sturm ums Leben und Tausende wurden obdachlos.

Drohende Hungersnot
Der Jahrhunderthurrikan Sandy hat vor allem eines angerichtet: viel Schaden und Chaos. Die Regenfälle, die der Sturm mit sich brachte, zerstörten weite Teile der Ernten. Dem Karibikstaat droht jetzt eine Hungersnot. Der Kommunikationsminister Ady Jean Gard der Regierung in Port-au-Prince rief den Notstand aus.N ach vorläufigen Schätzungen des nationalen Koordinationsbüros für Lebensmittelsicherheit (CSNA) sei ein Schaden von mehr als 104 Millionen Dollar entstanden. Um den 425.000 von der Naturkatastrophe in Haiti direkt betroffenen Menschen zu helfen, braucht das WFP 20 Millionen Dollar. Nach jüngsten Schätzungen könnte die Nahrungsversorgung auf der Karibikinsel für bis zu zwei Millionen Menschen in Gefahr sein.

Cholera bedroht Haiti
Doch nicht nur der Hunger macht den Menschen sorgen, auch die Zahl der Cholera-Erkrankten steigt aufgrund der Überschwemmungen stetig. Seit dem Ausbruch der Seuche im Oktober 2010 starben mehr als 7.600 Menschen, mehr als 600.000 erkrankten. Die haitianische Regierung versucht nun, die Folgen des Hurrikans mit Notstandsmaßnahmen zu mindern. Nach dem Wirbelsturm "Sandy" sei die Wasserversorgung an vielen Orten zusammengebrochen, berichtete die Ordensfrau Sr. Rose Monique Jolicoeur . "Die Gefahr ist groß, dass die Menschen Wasser aus den verschmutzten Flüssen trinken und es zur Ausbreitung der Cholera kommt", so Jolicoeur. "Wir helfen, wo wir können", so die Projektpartnerin der österreichischen Hilfsorganisation Jugend Eine Welt.

Tabletten und Wasserkanister
Nun bat auch der Regierungschef Guy Lamothe die internationale Staatengemeinschaft um Hilfe. Gegen die drohende Ausbreitung der Cholera kämpfen auch mehr als 40 Mitarbeiter von "Care", darunter  Hygieneexperten und Ingeniere. Sie verteilen Tabletten zur Wasserreinigung, Wasserkanister und Seifen und richten Gesundheitsstationen ein. Die Mitarbeiter vom Verein für Entwicklungszusammenarbeit und humanitäre Hilfe fanden vor allem in der Region Grand Anse im Südwesten von Haiti ein Bild der Verwüstung vor: Bis zu 3.000 Häuser sind nach Angaben der Katastrophenhelfer zerstört oder stark beschädigt worden, tausende Obdachlose benötigen Hilfe.

50.000 Euro Soforthilfemaßnahmen
"Die Menschen brauchen sofort unsere Hilfe. Die Caritas Österreich unterstützt die Haitianer und Haitianerinnen beim Wiederaufbau nach dem verheerenden Erdbeben vom 12. Jänner 2010 - wir lassen die Menschen nach dieser erneuten Katastrophe auch jetzt nicht im Stich", erklärte Caritas Präsident Franz Küberl. Die Caritas stellte am Montag 50.000 Euro für Soforthilfemaßnahmen in Haiti zur Verfügung.

Zelte und Werkzeuge
Das internationale Netzwerk der Caritas hat schon jetzt Zelte und Werkzeuge an betroffene Familien verteilt. 15-Tage-Rationen an Essen und Hygieneartikeln gehen an 1850 Familien im Süden des Landes und in Grand Anse. Es ist geplant, weitere 29.000 Familien in den betroffenen Gebieten mit Nahrungsmitteln, der Reparatur von Häusern sowie temporären Jobs zu unterstützen. "Derzeit sind wir dabei, die Familien zu identifizieren, die die Hilfe am dringendsten brauchen", erklärt auch Rainer Lang, Sprecher der Diakonie-Katastrophenhilfe, die ebenso wie die Caritas mit ihrem internationalen Netzwerk in Haiti hilft. "Unser Ziel ist, dass möglichst schnell mit dem Wiederaufbau zerstörter Häuser begonnen wird", so Lang. (red/kathpress/caritas)