Pilgerfahrt im Kleinformat lautet heuer die Devise bei der islamischen Wallfahrt "Hadsch". Sprich: 10.000 Gläubige statt 2,5 Millionen, Temperaturmessungen, elektronische Armbänder, desinfizierte Kieselsteinen und natürlich Mundnasenschutz-Masken.

Normalerweise kann man vom Steinboden rund um die Al-Haram-Moschee in Mekka zur Zeit des Hadsch nichts sehen. Millionen Menschen drängen sich dann um die Kaaba - das mit einem Vorhang verdeckte, quaderförmige Zentralheiligtum des Islams. Irgendwie auch kein Wunder, schließlich ist die islamische Pilgerfahrt nach Mekka als eine der fünf Säulen des Islam für jede/n MuslimIn Pflicht.

Aus 2,5 Millionen mach 10.000

Heuer ist - coronabedingt - aber alles anders. Erstmals in der Geschichte Saudi-Arabiens sind keine Muslime aus dem Ausland zu der Wallfahrt nach Mekka und Medina zugelassen. Und so werden aus 2,5 Millionen schnell mal ausgewählte 10.000 Gläubige. Farbige Kreise zieren den Boden rund um die Kaaba und geben so in gebührendem Abstand die "Marschrichtung" beim Beten vor. Selbstverständlich mit "dem" heurigen Trendaccessoire  - der Mundnasenschutz-Masken.

Handverlesene TeilnehmerInnen

Um dem globalen Charakter der Pilgerfahrt gerecht zu werden, wurden im Königreich ansässige ausländische MuslimInnen bei der Vergabe der Hadsch-Tickets bevorzugt. Lediglich 30 Prozent der Teilnehmenden sollen Bürger Saudi-Arabiens sein. Grundlage des Auswahlprozesses seien „Gesundheitsfaktoren“. Für den diesjährigen Hadsch konnte man sich über ein Onlineportal bewerben. Voraussetzungen waren ein Alter zwischen 20 und 50 Jahren, keine tödliche Krankheit und keine Corona-Symptome. Alle TeilnehmerInnen waren aufgerufen, sich vor ihrer Ankunft in Mekka auf das Coronavirus testen zu lassen und müssen sich nach ihrer Rückkehr in Quarantäne begeben.

Desinfizierte Kieselsteine

Neben den obligatorischen Temperaturmessungen gaben einige Gläubige an, elektronische Armbänder erhalten zu haben, mit denen die Behörden ihren Standort überprüfen könnten. Ihr Gepäck wurde desinfiziert und um auf Nummer sicher zu gehen, bekomme jede/r eine an die Pandemie angepasste Pilgerausrüstung, unter anderem mit desinfizierten Kieselsteinen für ein Steinigungsritual, Gebetsteppich und Desinfektionsmittel. Statt dicht gedrängt miteinander zu essen, sind die Gläubigen zudem angehalten, abgepackte Mahlzeiten alleine in ihren Hotelzimmern einzunehmen.

Die Pilgerfahrt beginnt damit, dass siebenmal das würfelförmige Gebäude der Kaaba im Hof der Großen Moschee von Mekka umrundet wird (die heuer übrigens abgesperrt ist und nicht berührt werden darf). Zu den Höhepunkten der Pilgerfahrt zählt auch die Besteigung des Bergs Arafat, wo Bittgebete an Gott zur Vergebung der Sünden gesprochen werden, sowie die symbolische Steinigung des Teufels am heiligen Ort Mina, rund fünf Kilometer östlich der Großen Moschee von Mekka. Dabei werfen die Pilger Kieselsteine auf eine Säule, die den Satan symbolisiert. (red/religion.orf.at)

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