74 Jahre ist es her, seit die erste US-Atombombe auf Hiroshima fiel. Zwei Tage später wurde Nagasaki getroffen. Mehr als 250.000 Menschen starben – entweder sofort oder Jahre später an den Folgen von Verbrennungen und Strahlenschäden. Nach dem 6. und 8. August 1945 war klar, was diese damals neuartigen Waffen wirklich bedeuten – an Schrecken, an Zerstörung, an Leid.

Foto: Atompilz über Hiroshima / Public Domain via Wikimedia Commons

Vergangenen Freitag erklärten die USA und Russland ihr Abkommen über die Abrüstung nuklearer Mittelstreckenraketen allerdings offiziell für beendet. 1987 war der INF-Vertrag nach langen Jahren des Kalten Krieges zwischen den beiden Großmächten von US-Präsident Ronald Reagan und dem sowjetischen Generalsekretär Michail Gorbatschow unterzeichnet worden – auf unbestimmte Zeit. Sie galt als eine zentrale Säule der globalen Sicherheitsarchitektur.

Geschichtsvergessen

Was nun drohe, sei nichts weniger als ein neuer weltweiter Rüstungswettlauf, warnte Caritas-Präsident Michael Landau in einem Grußwort zum traditionellen Hiroshima-Gedenkven am heutigen Dienstagabend auf dem Wiener Stephansplatz (ab 18 Uhr). Kardinal Schönborn als Vorsitzender der österreichischen Bischofskonferenz zeigte sich in einer Erklärung ebenfalls besorgt: Nationale Einzelinteressen träten in diesen Tagen vor das Bemühen, gemeinsam an globalen Friedensstrategien zu arbeiten.

Kritisch über die aktuellen Herrschenden äußert sich auch der lutherische Bischof Michael Bünker. Man könne nicht darauf vertrauen, dass „unberechenbare Politiker wie Kim Jong-Un und Donald Trump irgend ein Abkommen schließen“. Es sei „höchste Zeit, endlich alle Atomwaffen zu ächten und abzuschaffen“, so Bünker.

Diebstahl an der Menschheit

„Jedes Gewehr, jedes Kriegsschiff, jede Rakete, die gebaut oder gekauft werden, sind Diebstahl an jenen, die hungern und nichts zu essen bekommen, an denen, die frieren und keine Kleidung haben", zitierte Caritaspräsident Landau auch den früheren US-Präsidenten Dwight D. Eisenhower (1890-1969). Und Papst Franziskus mahne, dass die Weiterentwicklung von Waffen hohe Kosten verursachen, die fehlen, um die wirklich wichtigen Herausforderungen der Menschheit anzugehen: den Kampf gegen Armut, die Förderung des Friedens sowie die unzähligen notwendigen Projekte für Bildung, Gesundheit, Umweltschutz und Menschenrechte.

„Wir dürfen uns in diesen Tagen nicht entmutigen lassen und für den Frieden beten. Wir sollten uns einsetzen für den Erhalt unserer Schöpfung, für mehr Zusammenhalt und Zuversicht. Wir sollten beten für Dialog und Empathie und dafür, dass die riesigen Summen des Wettrüstens besser zur Bekämpfung des Hungers und zur Bekämpfung der weltweiten Armut eingesetzt werden“, so Landau.

Quelle: kathpress.at / religion.orf.at / red