Ostern ist vorbei. Auch wenn die Kirche die österliche Zeit noch ein paar Wochen nachhallen lässt, haben wohl die meisten mit Ostern 2020 schon abgeschlossen. Das ist eben so. Warum es aber gerade heuer nicht so sein sollte, das kann ein Blick nach Rom, nach Taizé oder auch in die eigene Pfarre zeigen.

Die Ostergottesdienste zum Nachhören gibt es hier. 

War heuer eigentlich Ostern? Die Frage versteht sich natürlich rein rhetorisch. Natürlich war Ostern, auch wenn es sicher ein etwas anderes Ostern war. Die großen Familienfeiern fielen aus, genauso wie der Gang in die Kirche. Der Grund: Ein Virus, das alle gleich macht.
Das trifft, das geht durch Mark und Bein, das legt den Blick frei für das, was wirklich zählt - und es macht kreativ und erfinderisch. Eine kleine Osterrückschau und gute Gründe dafür, warum wir Ostern 2020 nicht so schnell vergessen sollten.

Der Papst und die Hoffnung

Wer - und sei es nur kurz - in die Live-Übertragungen der Gottesdienste aus dem Petersdom und vom Petersplatz in Rom hineingeschaltet hat, der vergisst diese Bilder nicht so schnell. Da ist dieser riesige Platz, dieser riesige Kirchenraum. Da ist Papst Franziskus. Allein. Wo sind die Menschen? Wo ist das Leben? Alles ist anders. Und vielleicht trafen Papst Franziskus' Worte auch deshalb so unmittelbar: "Heute Nacht erlangen wir ein Grundrecht, das uns nicht genommen werden wird: das Recht auf Hoffnung." Wie meint er das bzw. was meint er damit? Nun ja, sicher auch, dass Ostern an sich ja ein Fest der Hoffnung ist. Aber da ist mehr. Ostern ist nämlich beiderlei - Hoffnung und Verpflichtung. Ostern verpflichtet gegen Egoismus, gegen Gleichgültigkeit und gegen Spaltungen anzutreten. Dabei ist es nicht immer so leicht, das Offensichtliche auch zu erkennen, selbst wenn man darauf gestoßen wird. Ein Virus schärft da derzeit gerade unseren Blick. Denn "diese Zeit erlaubt keine Gleichgültigkeit, denn die ganze Welt leidet und muss sich bei der Bekämpfung der Pandemie zusammenschließen. Lassen wir nicht zu, dass es ihnen (den Ärmsten unter uns, Anm.) an den lebensnotwendigen Dingen fehlt, die jetzt aufgrund der vielen Schließungen nur schwer zu finden sind, ebenso wie auch Medikamente und eine angemessene Gesundheitsversorgung", nennt Papst Franziskus die Dinge beim Namen.

Schulden, Rivalen und die Sache mit der Solidarität

Ostern verlangt übrigens nicht nur Einzelnen einiges ab, auch ganze Länder und Nationen sind jetzt gefordert und aufgerufen, über Grenzen und Schatten zu springen. "Angesichts der Umstände sollten auch die internationalen Sanktionen gelockert werden, die es den betreffenden Ländern unmöglich machen, ihre Bürger angemessen zu unterstützen. Alle Staaten sollten in die Lage versetzt werden, die notwendigsten Maßnahmen in Angriff zu nehmen, indem die Schulden, welche die Bilanzen der ärmsten Länder belasten, teilweise oder sogar ganz erlassen werden." Genauso erlaube uns diese "Zeit keinen Egoismus, denn die Herausforderung, vor der wir stehen, ist uns allen gemeinsam. (...) Nach dem Zweiten Weltkrieg konnte Europa wieder neu erstehen, weil ein konkret spürbarer Geist der Solidarität es ermöglichte, die Rivalitäten der Vergangenheit zu überwinden. Umso dringender ist es, gerade unter den heutigen Umständen, dass diese Rivalitäten nicht wieder aufleben, sondern dass sich alle als Teil einer Familie erkennen und sich gegenseitig unterstützen." Ein Virus kennt keine Grenzen und akzeptiert sie auch nicht. Das Coronavirus macht keinen Unterschied zwischen Personen und Ländern, unterstrich auch Kardinal Christoph Schönborn:"Wir sind alle betroffen. Wir spüren deutlich: Wir sind eine Menschheitsfamilie." 

Die, die man aus dem Blick verliert

Nicht zuletzt aber erlaubt diese Zeit, so Papst Franziskus, auch kein Vergessen. Denn selbst wenn das Coronavirus uns ganz unmittelbar trifft, so sind sie doch auch immer noch da - die vielen Menschen auf der Flucht, die humanitären Krisen, die Hungersnöte, die alltägliche Gewalt, die angesichts der Krankheit, die die Welt in Atem hält, immer weiter in den Hintergrund rücken. Sie verschwinden aus dem Blickfeld und sind doch immer noch da. 

Ein Blick nach Taizé

Nur einen globalen Steinwurf entfernt, trifft man an diesem Osterfest auch auf die Gemeinschaft von Taizé. Generationen von Jugendlichen machen und machten Bekanntschaft mit der Spiritualität dieser Gemeinschaft. Viele von ihnen bleiben dem Ort über Jahre verbunden. Genau aus diese Gemeinschaft lassen an Ostern 2020 nun die Worte von Frère Alois aufhorchen. "Will Gott uns nicht sagen: Schaut, wie sehr ihr aufeinander angewiesen seid, Menschen untereinander, aber auch Länder und Völker. Schaut, wie sehr ihr menschliche Gemeinschaft braucht und wie sehr eure Zukunft davon abhängt, wie ihr mit der Schöpfung umgeht. Die bedrohliche Pandemie macht auf einen Schlag deutlich, dass unsere Gesellschaften eine grundlegende Veränderung brauchen. Nach wie vor werden Unsummen für Rüstungszwecke ausgegeben, während ein winziger Teil davon ausreichen würde, um unzähligen Menschen auf der Welt ihre Würde zurückzugeben. (...) Ja, die harte Zeit, die wir alle durchleben, ist ein Aufruf zu brüderlicher Gemeinschaft. Viele Menschen geben bereits eine Antwort darauf. Doch welches Licht kann uns die Osterbotschaft heute außerdem noch schenken?" Eine Antwort aus Taizé lautet da zum Beispiel, dass es gerade Ostern ist, das uns die Weite in der Enge der Isolation erleben lässt, das uns neue Horizonte öffnet und das uns geradezu zuruft, dass es möglich ist, unser Leben - individuell wie auch gemeinschaftlich - zu ändern. "Wir können unsere Fantasie sich entfalten lassen, um eine neue Solidarität zu leben."

Dann eben online

Ein kleines Beispiel für diese Fantasie ist auch der virtuelle Chor, der sich zum Osterfest in (oder eben nicht direkt in) Taizé zusammengefunden hat. Macht es ein Virus unmöglich, gemeinsam zu feiern, zu singen und sich zu freuen, so kann man resignieren oder erfinderisch werden. In Taizé hat man sich für den zweiten Weg entschieden. Wie das geht? Nun, das Internet macht's möglich und so schalteten sich eben einfach Sängerinnen und Sänger via Webcam und Mikro zusammen - und sangen. 

Kleine Gesten, große Wirkung

Dass sich das Coronavirus nicht einfach so "wegsingen" lässt, ist klar. Aber man muss es sich auch nicht nehmen lassen. Und so gab es an diesem Osterfest an vielen Orten viele kleinere und größere Ideen, wie man der Krankheit ein "Trotzdem" entgegenstellen konnte. In den Pfarren von Götzis und Altach waren es die Mitglieder des Pfarrgemeinderats, die über 300 Kerzchen als leuchtende Ostergrüße verteilten. Das geht auch mit Sicherheitsabstand. In Dornbirn-Schoren malten Kinder die Auferstehung und brachten diese Bilder in die Kirche und Bludenz gab es Osterimpulse per WhatsApp.

Im Vorderland fand die Einstimmung auf Ostern ganz einfach via Instagram-Liveschaltung statt. Aus Rankweil, Hard, Dornbirn, Bregenz oder auch aus Lustenau gab es ebenso Live-Schaltungen und natürlich waren da auch die großen Gottesdienste mit Bischof Benno Elbs aus dem Feldkircher Dom.

Not macht erfinderisch, heißt es doch so schön. Für Ostern 2020 trifft das sicher so zu. Bleibt zu hoffen, dass der Erfindergeist bleibt, wenn das Virus uns dann nicht mehr in Schach hält.  

 

Fotocredit: Toa Heftiba / Unsplash

Quelle: red / kathpress (Diese Zeit erlaubt keinen EgoismusAufruf zu Hoffnung trotz Corona Angst , Geist des Stephansdoms-Wiederaufbau) / Taizé - Ein neues Licht geht auf