Eigentlich besteht die Tradition schon seit rund 5.000 Jahren - ins Bewusstsein der Öffentlichkeit wurde sie allerdings erst mit dem Buch "Wüstenblume" von Waris Dirie gerückt. 140 Millionen Frauen sind laut Schätzungen der WHO von weiblicher Genitalverstümmelung, auch FGM (Female Genital Mutilation) genannt, betroffen. Und täglich werden es mehr. Grund genug, insbesondere am 6. Februar - dem Internationalen Tages gegen weibliche Genitalverstümmelung - darüber nachzudenken.

Eigentlich ist FGM in vielen Staaten unter Strafe verboten. Dennoch gibt es täglich neue Fälle, in denen sich Mädchen dieser grausamen Prozedur unterziehen müssen. Vor allem in afrikanischen Ländern gelten Mädchen, die nicht "beschnitten" sind als unrein und werden erst mit diesem "Initiationsritus" zu einer vollwertigen Frau. Nicht beschnittene Mädchen riskieren, sozial ausgegrenzt zu werden, weil die Beschneidung meist als notwendige Voraussetzung für die Heirat gilt. Allein in West- und Ostafrika liegt die Rate der verstümmelten Frauen bei bis zu 100 Prozent.

Verstümmelung, nicht Beschneidung
Die Folgend er FGM sind dabei verheerend.  Neben Infektionen und Problemen beim Urinieren, während der Menstruation, sexuellem Kontakt oder der Geburt leiden die Betroffenen insbesondere auch an Traumata. Während früher lediglich von "weiblicher Beschneidung" die Rede war, wird seit 1991 von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sowie Frauen- und Menschenrechtsorganisationen der Begriff "Verstümmelung" verwendet um bewusst zu machen, dass es sich nicht um ein Pendant zur männlichen Beschneidung handelt. Diese wird aus religiösen oder hygienischen Gründen durchgeführt und steht in ihrer Intensität in keinem Vergleich zu den Eingriffen und Folgen der weiblichen Genitalverstümmelung.

Auch in Österreich
Wer nun glaubt, dass diese Verstümmelungen "nur" in Afrika stattfinden, irrt. Durch die Ratifizierung der Europaratskonvention im November 2013 hat sich Österreich zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen, zu der auch FGM zähle, verpflichtet. Schätzungen zufolge seien hierzulande bis zu 8.000 Frauen davon bedroht, beschnitten zu werden, heißt es in einer Aussendung der Österreichischen Plattform gegen weibliche Genitalverstümmelung StopFGM anlässlich des internationalen Tages gegen weibliche Verstümmelung.

Internationaler Tag gegen weibliche Verstümmelung
Dieser jährt sich 6. Februar bereits zum elften Mal. Er wurde von Stella Obasanjo ausgerufen und dann von der UN-Menschenrechtskommission zum internationalen Gedenktag erklärt. "Diese massive Gewaltanwendung an Frauen ist weder durch Tradition, Religion, Herkunft oder Kultur zu rechtfertigen", macht sich Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek gegen FGM stark.

Aktionsplan gegen Gewalt an Frauen
Heinisch-Hosek zufolge arbeite man "auf Hochtouren" an einem Nationalen Aktionsplan gegen Gewalt an Frauen, in dem Maßnahmen gegen FGM veranschlagt werden sollen. Heinisch-Hosek wolle durch "Prävention, Intervention und gute Zusammenarbeit mit NGOs" die folgenreiche Praxis unterbinden. Die Nationalratsabgeordnete und Plattform-Sprecherin Bayr betonte laut Aussendung, dass die EU ein "wichtiger Partner" im Kampf gegen FGM sei. Mit November letzten Jahres kündigte die EU mit der Mitteilung "Abschaffung der weiblichen Genitalverstümmelung" ein intensives Vorgehen gegen Genitalverstümmelung an. (red/derstandard)