Sind Sie glücklich? Oder anders gefragt: Sind Sie religiös? Wie eine Studie des amerikanischen Pew Research Centers kürzlich herausgefunden hat, könnte zwischen beidem ein Zusammenhang bestehen.

Laut einer Metaanalyse von Daten und Studienergebnissen aus mehreren, vor allem westlichen Ländern ergab sich, dass Menschen, die sich als „aktiv religiös“ bezeichneten und mindestens einmal im Monat einer religiösen Veranstaltung beiwohnen, häufiger angaben, sehr glücklich zu sein als die, die sich als „inaktiv“ oder überhaupt nicht religiös einschätzten

Außerdem rauchten und tranken sie tendenziell weniger – was allerdings nicht bedeutet, dass sie auch insgesamt gesünder sind und leben als Nicht-Religiöse. Insgesamt sei die Studienlage zum Zusammenhang von Gesundheit und Religiosität nämlich alles andere als eindeutig oder belastbar, wie die AutorInnen des Pew Research Centers betonen.

Genau hinsehen

Überhaupt stellt man bei einem genaueren Blick in die Unterlagen fest, dass die Datenqualität an manchen Stellen nicht halb so „reißerische“ Feststellungen zulässt, wie das in mancher Berichterstattung den Eindruck macht.

Für Österreich beispielsweise liegen keine gesonderten Daten vor. Geht man davon aus, dass die Strukturen in Deutschland in etwa vergleichbar sind, stellt man fest, dass sich zwar 30 Prozent der Religiösen als sehr glücklich einschätzen, jedoch auch 24 Prozent der „inaktiv“ Religiösen und 20 Prozent der Nicht-Religiösen (vgl. Studie, S. 5). Und ja: Religiöse engagieren sich häufiger (ehrenamtlich; 47 % ggü. 38 % und 36 %) und nehmen an Wahlen Teil (77 % ggü. 71 bzw. 69%; vgl. Studie S. 9-10). Sprich: Tendenzen sind erkennbar, die Abstände zueinander allerdings nicht übermäßig groß. Außerdem legen die Daten auch andere Effekte nahe: Ist jemand verheiratet oder lebt in einer Partnerschaft, ist er um 12 Prozentpunkte glücklicher als der Durschnitt – im Vergleich zu 9 Prozentpunkten für Religiöse (vgl. Appendix/S. 53). Die Sache mit dem Engagement stellt sich ähnlich dar: Während sich Religiöse um 11 Prozent häufiger engagieren als der Durchschnitt, sind es unter den höher Gebildeten 15 Prozent. Auch die Wahlbeteiligung scheint positiv mit dem Bildungsgrad zu korrelieren. Und: Insgesamt bezeichnen sich nur 19 Prozent der Befragten in Deutschland als aktiv religiös – gegenüber 50 Prozent Inaktiven und 31 Prozent Nicht-Religiösen. Wir sprechen also von einem verhältnismäßig kleinen Anteil der Bevölkerung.

Dass die Sache mit den Verhältnissen und Kausalitäten ohnehin höchst komplex ist, betonen auch die AutorInnen: Weil aktive Religiosität oft mit viel sozialer Interaktion einhergeht, die sich offenbar ebenfalls positiv auf das eigene Wohlbefinden auswirkt, sind Effekte nicht immer voneinander zu trennen. Manche Studien legten aber nahe, dass Glaube helfe, mit Stress umzugehen – immerhin.

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