Die drei großen monotheistischen Weltreligionen kooperieren ab Herbst 2016 in der LehrerInnen-Ausbildung. Die KPH in Wien/Krems geht zukunftsweisende Wege.

Die drei großen monotheistischen Religionsgemeinschaften stärken die Zusammenarbeit bei der Ausbildung von Religionslehrern: Ab Herbst 2016 werden an der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule (KPH) Wien/Krems christliche, muslimische und jüdische Religionslehrer für die Volksschule in den allgemeinpädagogischen Fächern wie Didaktik oder Erziehungswissenschaften gemeinsam unterrichtet. Am Dienstag wurde die Kooperationsvereinbarung in Beisein von Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek und Kardinal Christoph Schönborn unterzeichnet. Österreich habe hier europaweit eine Vorreiterrolle inne: "Nirgends sonst gibt es eine gemeinsame Ausbildung der Religionslehrer unter einem Dach", betonte Heinisch-Hosek.

Ausdrücklich begrüßte auch Kardinal Schönborn die neue Zusammenarbeit: "Es ist gut und wichtig, dass sich in Österreich Religionsunterricht und die Ausbildung der Pädagogen nicht hinter verschlossenen Türen abspielen, sondern im öffentlichen Bereich." Nun könne die erprobte Zusammenarbeit zwischen öffentlicher Schulaufsicht und den Glaubensgemeinschaften in der KPH auch für die Ausbildung islamischer und jüdischer Religionslehrer geöffnet werden.

Für die Ausbildung muslimischer Religionslehrer wird der bisher private Studiengang "IRPA - Islamische Religionspädagogische Ausbildung" zu einem Institut an der KPH. Dazu Fuat Sanac, Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich: "Die Ausbildung unter einem Dach öffnet den Blick für Gemeinsamkeiten und bedeutet eine weitere wichtige Belebung des interreligiösen Dialogs, der in Österreich in vielen Bereichen längst eine interreligiöse Kooperation geworden ist." Die IRPA bleibe in diesem Rahmen mit ihrer fachlich-theologischen Ausbildung erhalten. Angesichts einer von Ängsten und Kriegen geprägten Gegenwart sei die sichtbare Kooperation der Religionsgemeinschaften ein Signal für Frieden und konstruktives Zusammenleben.

Auch für die Ausbildung der jüdischen Religionslehrer wird es ein eigenes Institut geben. Der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde, Oskar Deutsch, bezeichnete die Religionslehrerausbildung an der KPH als "sehr positiven Schritt in Richtung einer von gegenseitiger Akzeptanz der einzelnen Religionsgemeinschaften gekennzeichneten, qualitativ hochwertigen Ausbildung".

Grundlage der neuen Kooperation sei die Betonung des Gemeinsamen bei gleichzeitiger Wahrung der jeweiligen Identität der Glaubensgemeinschaften, erklärte Andrea Pinz, die Hochschulratsvorsitzende der KPH. Durch Bildung von interkulturellen und interreligiösen Kompetenzen werde "eine Praxis des Miteinanders und voneinander Lernens in Schule und Gesellschaft selbstverständlich".

Kompetenzzentrum für Religionslehrer-Ausbildung

Die KPH Wien/Krems ist Österreichs größte Private Pädagogische Hochschule mit fünf Standorten in Wien und Niederösterreich. Sie bildet u.a. Lehrer für die Primarstufe aus, mit Schwerpunktsetzungen für das Fach Religion in der jeweiligen konfessionellen Ausprägung. Derzeit gilt die Kooperation der KPH mit den erwähnten Glaubensgemeinschaften für die Primarstufe. Eine Ausweitung auf die Sekundarstufe (Neue Mittelschulen, Gymnasien, berufsbildende mittlere und höhere Schulen) ist angedacht, die Verhandlungen zwischen KPH, Glaubensgemeinschaften und Universitäten sind bereits im Gange.