Gedanken zum Tag von Simon Kopf, Schul- und Studierendenseelsorger.

Unterwegs – das war ich viel in letzter Zeit, beruflich wie privat, aber seit einer Woche sitze ich, wie so viele von uns, räumlich eingeschränkt zu Hause.

In den Tagestexten heißt es heute „wohin der Fluss kommt, dort bleibt alles am Leben.“ (Ez 47,9) Was blüht in diesen Tagen, wenn sich das Leben anders entwickelt, als wir uns das vorgestellt haben? Ich habe plötzlich wieder Zeit – Zeit für den Frühjahrsputz, für tägliches Kochen, für Kartenspiele am Abend.

Und doch ist da die alte Trägheit. Ich frage mich in diesen Tagen daher auch, welche Flüsse mich prägen, von welchen Einflüssen ich mich leiten lasse. Wer oder was ist mein Anker in den Strömen des Lebens?

Ich denke heute besonders an die Entwurzelten, an jene, die der Strom der Verantwortung oder der Langeweile momentan mitreißt, in der Hoffnung, dass wir auch neues Leben entdecken an Orten, wo der Fluss des Alltags nicht hinkommt.

Ich finde jedenfalls die bewusste Suche nach meinen Quellen des Lebens eine spannende und lohnende Aufgabe für die kommenden Tage – eine Art geistlicher Frühjahrsputz. Und vielleicht ist ja die einzige Reise, die wirklich verändert, die Reise zu sich selbst.


Simon Kopf
Schul- und Studierendenseelsorge

"Gedanken zum Tag" in Kooperation mit den Vorarlberger Nachrichten und vol.at