Wenn man sich ehrlich ist, dann hat sich das wohl jede/r schon einmal gefragt. Die rund 70 Teilnehmer/innen der Firmtagung im Altenstädter Pfarrzentrum hätten darauf jetzt zumindest eine Teilantwort - und die lautet: "Firmvorbereitung und Firmung sind dann geglückt, wenn in den Jugendlichen die Ahnung entsteht, dass das alles eventuell irgendwann einmal etwas mit ihnen zu tun haben könnte."

Wie wird Greta Thunberg zum Thema bei der Firmtagung der Jungen Kirche? Antwort: Durch ihr Engagement und durch ihre Überzeugung, für die sie auch bereit ist, auf die Straße zu gehen. Greta Thunberg und die Firmung, das muss man jetzt schon richtig verstehen. Ob Greta Thunberg gefirmt ist, ob sie katholisch ist oder nicht, das spielt dabei eigentlich keine Rolle - wichtig ist, dass sie sich engagiert. Oder anders formuliert: "Firmung, das ist die Zusage Gottes an uns. Sie ist aber auch Auftrag für uns, dass wir uns einsetzen sollen. Und dazu braucht es natürlich Mut", startet Bischof Benno Elbs gleich mit einer ordentlichen Ansage in die Firmtagung in Feldkirch-Altenstadt. Und da, beim Mut und beim Engagement ist man an dem Punkt gelandet, wo Firmung und Greta Thunberg sich annähern. "Wichtig ist mir dabei - und das betrifft jede Form der Jugendarbeit - dass wir nicht etwas für Jugendliche entwickeln, sondern immer mit den Jugendlichen. Das ist eine Lehre, die ich aus der Jugendsynode in Rom für mich gezogen habe", schließt Bischof Benno Elbs seine kurze Begrüßung am Beginn des Tages ab, bevor er dann mit Stefan Schöttl das Wort an den ersten Referenten der Firmtagung abgibt.

Wie macht man das in Linz?

Stefan Schöttl ist in der Diözese Linz so etwas wie der "Vermittler zwischen der Jugend und Gott". So wurde er tatsächlich schon so manches Mal beschrieben. Weniger blumig formuliert, ist er in der Diözese Linz für das Thema "Firmung" zuständig. Und von diesen seinen Erfahrungen erzählte er den rund 70 Teilnehmer/innen der Firmtagung der Jungen Kirche.

2017, zu Pfingsten, wurden nämlich auch in der Diözese Feldkirch neuen Leitlinien zur Firmpastoral verabschiedet. Kernpunkt des Ganzen ist darin die Anhebung des Firmalters auf 17 Jahre. Bis ins Jahr 2027 soll das in allen Pfarren erreicht sein. Das heißt: Derzeit befinden sich die Pfarren der Diözese Feldkirch irgendwo auf dem Weg. Manche haben schon länger "umgestellt", andere sind gerade dabei und fragen sich, wie die "Zeit dazwischen" überbrückt werden kann und wieder sind noch ganz am Anfang. Ungleichzeitigkeiten sind also an der Tagesordnung. Das ist aber nicht weiter schlimm. Genau deshalb organisiert die Junge Kirche um Teamleiterin Nadin Hiebler und Projektleiterin Brigitte Dorner ja immer wieder Veranstaltungen wie eben auch die Firmtagung.

Und da die Situation in ganz Österreich grundsätzlich eine ähnliche ist, helfen Inputs wie jener von Stefan Schöttl aus Linz dabei, die eigene Situation klarer zu sehen - und die eine oder andere Idee aufzugreifen. Das beginnt zum Beispiel schon bei der Feststellung Schöttls, dass Firmvorbereitung nie nur Wissensvermittlung sein darf. "Firmvorbereitung ist Beziehungsarbeit. Die Jugendlichen müssen erleben können, wie es ist, mit dem Heiligen Geist zu leben. Das ist entscheidender, als dass sie die sieben Gaben des Heiligen Geistes auswendig wissen", steigt Schöttl ins Thema ein. Und noch etwas Entscheidendes wirft er gleich zu Beginn ein: "Wir begegnen den Jugendlichen in einer Zeit, in der sie für sich Wege in die eigene Freiheit entdecken. Wenn wir zu diesem Zeitpunkt mit unseren Inhalten einfach über sie drüber fahren, dann werden wir sie nicht erreichen", so Schöttl, der im selben Atemzug auch betont, dass mit dieser Entwicklung natürlich auch die Entwicklung des Gottesbildes Hand in Hand geht. Erlebt sich beispielsweise ein Kind noch in absoluter Abhängigkeit zu einer göttlichen Instanz - "meine Kinder haben sich zum Beispiel immer gefragt, wie Gott mit den Marionettenfäden, an denen er uns ja anscheinend alle lenkt, durch die Türen kommt" - , so wird nach und nach die eigene Entscheidungsfreiheit entdeckt, bis sich die auseinanderstrebende Bewegung schließlich in einem partnerschaftlichen Gleichgewicht einpendelt.

"Was wir brauchen, ist Zeit"

Wissend, dass Firmvorbereitung den Jugendliche in einer nach Unabhängigkeit und Freiheit strebenden Lebensphase begegnet, seien seiner Meinung nach vier Prinzipien für die Firmvorbereitung ausschlaggebend: Beziehung vor Inhalt - Haltung vor Methode - Glaube entzündet sich an Personen - und Glaube ist nicht machbar. "Was man dafür vor allem braucht ist etwas, das wir alle, so wie wir heute da sind, nur noch sehr eingeschränkt haben: Zeit. Eine gute Firmvorbereitung braucht Zeit und wer Zeit hat, wird merken, dass Firmvorbereitung eben Beziehungsarbeit ist."

Workshops in drei Runden

Dermaßen eingestimmt ging es dann in Sachen Firmtagung auch weiter. In drei Workshoprunden konnten sich die anwesenden Firmbegleiterinnen und Firmbegleiter mit Nadin Hiebler und Charlotte Schrimpff, die u. a. ein Auge auf die Social-Media-Aktivitäten der Katholischen Kirche Vorarlberg hat, darüber informieren, wie man Social Media in der Pfarre an sich und natürlich auch im Kontakt mit Jugendlichen einsetzen kann. Genauso vertreten war aber auch die Ideenbörse, bei der Pfarrbegleiterin Hermine Feurstein und Dornbirns Jugendmoderatorin Stefanie Krüger von Aktionen und Projekten im kleinen und größeren Stil berichteten. Mit Paul Hoch war man beim Input aus der benachbarten Schweiz gelandet, die schon seit längerer Zeit mit den Herausforderungen aber auch Chancen eines höheren Firmalters konfrontiert sind.  Die beiden Pastoralassistentinnen Heidi Liegel und Sandra Friedle berichteten von ihren Erfahrungen bei der Umstellung auf "Firmung mit 17" und bei Gemeindebegleiterin Judith Zortea kam ein weiteres, immer wichtiger werdendes Thema zu Sprache: das von Nähe und Distanz in der Firmvorbereitung. Dabei ging es in erster Linie darum, die Grenzen eines/r jeden zu erkennen und zu achten, um dann in weiterer Folge auch über Verbindlichkeiten in der Firmvorbereitung zu diskutieren. Wie kann man also Firmkandidat/innen bestimmt aber nicht verordnend daran erinnern, dass eine Teilnahme an den Veranstaltungen doch sinnvoll wäre? Wie kommt man zu Regelungen, was An- und Abmeldungen betrifft? Und auf welche gemeinsame Etikette einigt man sich in Sachen Gesprächsführung? Das ist alles nicht selbstverständlich und will am besten gleich zu Beginn der gemeinsamen Firmvorbereitung geklärt sein.

Halt dich fest an der Night-Line

Tja, und Stefen Schöttl, den die Firmtagungsteilnehmer/innen ja schon vom eröffnenden Impulsreferat her kannten, sorgte in der Workshopreihe für ein weiteres kleines Highlight: die Night-Line. Gut, Man wartete in Altenstadt jetzt nicht auf den Einbruch der Nacht. Nach draußen ging es mit Stefan Schöttl aber trotzdem - und zwar in das nahegelegene Wäldchen. Dort hatte Schöttl mit Schnüren einen Parcours zwischen den Bäumen aufgespannt. Und alle, die sich dazu bereit erklärten, schritten diesen Parcours mit verbundenen Augen ab. Klingt einfach? Fehlanzeige! Nichts sehend, nur die Hand an der leitenden Schnur, das Knacken der eigenen Schritte auf dem Waldboden hörend, wurden diese 100 Meter zur Herausforderung für viele.

Was soll jetzt das alles, könnte man sich fragen? Es geht doch um Firmung und nicht um Expeditionen durch Wald und Wiese. Na, es gehört eben beides zusammen. Schritt um Schritt ins Nichts setzend erfährt man nämlich, was es heißt, zu vertrauen, was es heißt, an die eigenen Erfahrungsgrenzen anzustoßen und zu wissen, dass es dennoch weiter geht. Und das wieder hat doch einiges mit Firmung und dem Heiligen Geist und so zu tun, oder?

Ein Tag, der (hoffentlich) nachwirkt

Die Firmtagung in Altenstadt war sicher eine intensive Erfahrung für alle. Neue Ideen, neue Impulse und Anregungen und vielleicht auch nur der Austausch mit anderen, die ebenso unterwegs sind, waren im Angebot. Und das wirkt (hoffentlich) noch lange über den gemeinsamen Tag hinaus nach.