Deutliche Worte und Taten gegen die jüngsten Asylbeschlüsse der EU kommen aus Innsbruck und Barcelona.

Mit Kritik an der EU-Flüchtlingspolitik hat sich der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler am Dienstag beim Medienempfang im Bildungshaus St. Michael zu Wort gemeldet. Nötig sei heute ein „deutliches Nein für eine radikale, seelenlose Abschottungspolitik Europas“, sagte er zu den eingeladenen Medienschaffenden. Auch ein „deutliches Plädoyer für Korridore für Menschen, die bereits auf einer Fluchtroute unterwegs sind“, brauche es heute, sowie Überlegungen wie es gelingen könne, „energischer und großzügiger in den Herkunftsländern der Migranten entwicklungspolitisch aktiv zu werden“.

Seid lästig!

Die Flüchtlingsthematik führte der Bischof als Beispiel für die wichtigen gesellschaftlichen Aufgaben der Journalisten an. In einer „nervösen und von Optimierungsstress getriebenen Gesellschaft“ liege der Auftrag der Medien darin, „die angeheizte Aufgeregtheit mit Sachlichkeit und Nüchternheit auszubalanzieren“. Medien seien wichtig, um den „Mut zum Lästigsein angesichts der Gefahr der Betäubung des sozialen Gewissens neu zu entfachen“, so Glettler.

Auch die Kirche sei herausgefordert – dazu, „ein Plus an Einheit und Sinn in der Gesellschaft zu stiften“. Dies könne die Kirche erfüllen, indem sie das Evangelium verkündigt uns sich „hineinmischt in die Gesellschaft, keine Sonderwelt aufbaut, sondern mitten drinnen ist, angreifbar, verletzbar und hoffentlich experimentierfreudig".

Beispiel: Barcelona

Ein Beispiel, wie dieses Hinstehen und Einmischen aussehen kann, liefert derzeit Barcelona. Bereits zum zweiten Mal innerhalb kürzester Zeit konnte dort ein Boot mit aus der Seenot geretteten Flüchtlingen anlegen, das in Italien und Malta abgewiesen worden war. Barcelonas Bürgermeisterin Ada Colau bezog klar Stellung: „Wir haben immer gesagt, dass die EU statt ihrer Politik des Todes das machen sollte, was Open Arms (Hilfsorganisation, die die Flüctlinge gerettet hat, Anm. d. Red.) tut: Menschenleben retten“, sagte sie bei einer Pressekonferenz. „Entweder wir sind eine den Menschenrechten verpflichtete Demokratie, oder wir sind es nicht.“

Klare Worte. Wann lassen wir Taten folgen?

Quelle: kathpress.at / Zeit.de / red