„Das Tragen von Trikots wird eindeutig besser bezahlt als das Nähen“ rechnet die Initiative Our Game zum Start der Fußball-Weltmeisterschaft vor. Ein Foul von vielen...

65 Millionen Euro zahlt adidas der deutschen Fußballnationalmannschaft bis zur WM 2022 – dreimal mehr im Vergleich zum Vorgängervertrag. Die Arbeiterinnen und Arbeiter, die in Indonesien und China all die Schuhe, T-Shirts und Hosen produzieren, die einem Unternehmen solche Sponsoringbeträge ermöglichen, verdienen umgerechnet zwischen 82 und 200 Euro pro Monat. Für ein „angemessenes“ Leben nötig wären laut Asia Floor Wage (Asiatische Grundlohn) mindestens 363 Euro. Wie passt das zusammen?

„Gar nicht“, meint pünktlich zum Start der Fußballweltmeisterschaft in Russland die Initiative OUR GAME, hinter der u. a. der Verein Südwind und die Austrian Development Agency des Bundesministerium für Europa, Integration und Äußeres stehen.
22 der 32 Teams, die sich für die Fußball-Weltmeisterschaft qualifiziert haben, werden von adidas und Nike gesponsert. Es fließt richtig viel Geld – in eine Richtung. Denn bei den HerstellerInnen – in der Regel Frauen – und ihren Familien kommt davon nichts an. „Die Lohnkosten für ein in Indonesien produziertes T-Shirt machen kaum einen Prozent des Ladenpreises aus“, erklärt Raja, eine indonesische Gewerkschafterin. „Für mich erscheint es logisch, dass diese Lohnkosten ein wenig erhöht werden könnten, oder? Aber die Sportartikelmarken weigern sich, sich dafür einzusetzen.“ Vielleicht hilft ihnen eine Petition auf die Sprünge, die gerechte Löhne fordert.

Fair geht anders

Denn im Prinzip ist die Kalkulation ganz einfach, wie die Initiative OUR GAME im Foul Play Report 2018 vorrechnet: Wenn Nike und adidas ihre Sponsoreningverträge auf dem Niveau von 2012 gehalten hätten, hätten sie genug Geld gehabt, um ALLEN ArbeiterInnen in ihren Hauptproduktionsländern China, Vietnam, Indonesien und Kambodscha zu existenzsichernde Löhne bezahlen. „Das Tragen von Trikots wird eindeutig besser bezahlt als das Nähen“, meint Konrad Rehling von Südwind, Mitinitiator von OUR GAME. Ein Wahnsinn.

Und das ist freilich nur eine der Schieflagen rund um ein Sportgroßevent wie die WM. Die Initiative OUR Game legt ihre Finger aber auch in andere Wunden: Menschenrechtsverletzungen wie die Diskriminierung von Homosexuellen in den Austragungsländern, die Einschränkung von Meinungs- und Versammlungsfreiheit gehören genauso dazu wie unmenschliche Arbeitsbedingungen auf den WM-Baustellen. OUR GAME veranstaltet darum alternative Public Viewings, die mit Diskussionsrunden kombiniert werden, vertreibt faire T-Shirts und klärt auf: Über die Bedeutung von Teamgeist, Gleichberechtigung, ein solidarisches Miteinander und globales Fair Play – und eine nicht-stereotype Wahrnehmung von Russland und der benachbarten Regionen.

Die Initiative geht übrigens zurück auf „Nosso jogo“ (portugiesisch, „unser Spiel“), die rund um die letzte Fußball-WM 2014 in Brasilien entstand, und war auch 2016 zu den Olympischen Spiele aktiv.

Quelle: Our Game / red