Was passiert, wenn man einen Bischof, eine ORF-Moderatorin, einen Olympiasieger und 180 Frauen und Männer einen Abend lang in einem Raum zusammenpfercht? Na, man spricht zwangsläufig mit seinen Tischnachbarn - und schon geht er los: der W'ortwechsel!

Dass es im Bregenzer Kesselhaus heiß her geht, das hat Tradition und Geschichte. Denn eigentlich war das, was man heute in Bregenz als "Das Kesselhaus" kennt, einmal ein Heizhaus. Genau, nämlich das der Spinnereigruppe Schoeller. Damals wurde hier jener Dampf gemacht, der dann in den Produktionshallen für angenehme Temperaturen sorgte.

Gespräche über Gott, die Welt und alles dazwischen

Beim W'ortwechsel-Auftakt wurde auch Dampf gemacht. Wenn man so will, hat man damit im weitesten Sinn ja irgendwie die Tradition des Hauses aufgegriffen. Und auch die Diskussionen und Gespräche liefen auf einer angenehmen Betriebstemperatur. Also nichts da mit hitzig oder aufgeheizt. Das kann beim W'ortwechsel schon auch einmal vorkommen, ist aber nicht das Ziel. Das nämlich sind ganz einfach gute Gespräche über Gott, die Welt und alles, was sich dazwischen so finden lässt.

Zum Auftakt der vierten W'ortwechsel-Edition einigte man sich hier auf das Thema der "Hingabe". Das ist jetzt so auf den ersten Blick ein eher weites und breites Feld. Stimmt. Das ist ja der Reiz an der Geschichte. Genau so passen Leistungssport, Journalismus und Spiritualität nämlich auch bestens zueinander. Überschneidungen und Parallelen gab es übrigens auch. Zum Beispiel bei der Frage, wann und wo aus Hingabe ein Zuviel an Hergabe werden kann. "Ich sehe da ein Problem in unserer Leistungsgesellschaft. Der Druck wächst ständig und es wird immer mehr wird verlangt", wirft da ORF-Moderatorin Claudia Reiterer kritisch ein. "Die Würde eines Menschen lässt sich aber eben genau nicht an reiner Leistung festmachen. Wenn wir uns darin, wie wir Menschen sehen, nur noch davon leiten lassen, was jemand leisten kann, dann ist hier eine Grenze erreicht", ergänzt Bischof Benno Elbs, während Olympiasieger Hubert Strolz aus eigener Erfahrung berichtet, wie schwer der Druck, Leistung erbringen zu müssen, auf Menschen lasten kann. "Mit 32 Jahren bin ich aus dem aktiven Leistungssport  ausgestiegen. In meinem letzten Jahr als Rennläufer habe ich mich dann dazu entschieden, nicht mehr bei den Rennen in Kitzbühel zu starten. Zu Hause vor dem Fernseher habe ich natürlich das Rennen mitverfolgt. Und da habe ich gemerkt, wie froh ich war, dass ich da nicht mehr runter musste." Soweit Kapitel eins des großen Buches über Hin- und Hergabe.

"Hör auf dein Gefühl und nicht immer auf den Verstand"

Seitenwechsel und Kapitel zwei: Hingabe im Beruf. Natürlich sei sie mit absolutem Herzblut dabei, erzählt da Claudia Reiterer, deren Traum es immer schon gewesen sei, Journalistin zu werden. "Nur habe ich diesen Traum lange Zeit vergessen. Und ich weiß es noch genau. Ich war mit einer Freundin im Kino und im Film fiel dieser eine Satz: ,Handle einmal nach dem, was dir dein Gefühl und nicht, was dir dein Verstand sagt.' Am nächsten Tag habe ich meinen Job fristlos gekündigt und habe zu studieren begonnen. Dass ich das eigentlich tun will, habe ich schon lange gewusst, aber nie den Mut gefunden, auf mein Gefühl zu hören. " Ob Hingabe denn mit Mut zu tun habe? Natürlich, sind sich die drei am Podium einig - zumindest beim ersten Schritt. "Wenn ich nicht weiß, ob ich etwas tun soll, dann stelle ich mir immer die Frage, ob ich es in 10, 20 Jahren bereuen würde, wenn ich es nicht gemacht hätte. Lautet die Antwort ja, dann mache ich es einfach", lautet da Claudia Reiterer Rezept.

Ähnliches hat dann auch Hubert Strolz zu berichten. Nach dem Ende seiner Karriere im aktiven Leistungssport, wechselte der nämlich anfänglich auf die andere Seite der Schi-Industrie. "Alle haben damals gesagt, Hubert, mach was aus deinem Namen. Also habe ich mich als Schivertreter versucht. Abend für Abend habe ich dann den Menschen erklärt, warum der eine Schi doch viel besser sei als der andere. Dass ich einfach kein Verkäufer bin, das habe ich schnell gemerkt. Heute, ja wenn ich heute - so im Sommer - auf den Wiesen in Warth stehe und das Heu einbringe, dann weiß ich, dass ich hier einfach hingehöre."

Das Rezept fürs Leben?

Und was fragt man Claudia Reiterer, Hubert Strolz oder Bischof Benno Elbs, wenn man sie schon alle drei einmal auf demselben Podium hat? Na, zum Beispiel, was sie als die großen Erkenntnisse ihres Lebens bezeichnen würden. Das Glück, sich nicht mit anderen zu vergleichen, fällt da zum Beispiel. Empathie, also die Fähigkeit, mit anderen Menschen mitzufühlen, sich einzufühlen - "Stephen Hawking sagte übrigens, dass unsere Empathiefähigkeit darüber entscheiden wird, wie wir als Gesellschaft überleben werden", wirft Bischof Benno Elbs ein. "Selbstwirksamkeit" ist ein anderer großer Begriff, der da ins Treffen geführt wird und der im Grunde nichts anderes heißt, als dass Gottvertrauen die eine Seite und das eigene Tun die andere ist. Beide Seiten braucht es.

Ja, und so wurde diskutiert, gesprochen und Meinungen ausgetauscht. Nicht nur auf dem Podium, sondern dann auch in ganz breiter Runde - sprich: mit allen, die den Abend im Kesselhaus gemeinsam verbrachten. Entstanden aus den einzelnen Tischgesprächen brennende Frage, so wurden die einfach schnell auf einem Bierdeckel notiert, eingesammelt und so nach vorne zu den drei "special guests" gespielt. Ein richtiges Ping-Pong-Spiel wurde daraus.

Den großen W'ortwechsel im Kleinformat

Im Prinzip ist es ja genau das, wozu der W'ortwechsel auch im Kleinen anregt: Fragen und Antworten, Meinungen und Positionen, die sich gegenseitig jagen, die sich ergänzen, widersprechen aber ganz sicher bereichern.  Dann braucht man natürlich nicht ein ganzes Kesselhaus, sondern nur eine Couch, ein paar Stühle und Freunde, Bekannte und Verwandte, die sich auf einen W'ortwechsel einlassen möchten. Die "special guests" für den heimischen W'ortwechsel, die kann man übrigens seit Mitternacht buchen - www.wortwechsel.jetzt

48 bekannte und interessante Persönlichkeiten aus Vorarlberg haben sich für Hausbesuche in Sachen W'ortwechsel bereit erklärt. 70 Termine stehen zur Auswahl - und gestartet wird die Reihe ab dem 6. Mai. Dann aber nicht nur im Bregenzer Kesselhaus, sondern landesweit, in vielen Wohnzimmern.

Interesse?

Hier finden Sie alle Infos rund um den W'ortwechsel, die Gesprächspartner/innen 2019, die Termine und die Buchungsmöglichkeiten.