So nannte Papst Franziskus am Sonntag während des Mittagsgebets auf dem Petersplatz das Bootsunglück mit 130 Ertrunkenen vor der libyschen Küste. Und er hat recht.

Wie sich ertrinken anfühlt? Nun: Das können Sie nachlesen. So viel sei gesagt: Angenehm ist das nicht. Und wäre im Falle der 130 Bootsflüchtlinge absolut vermeidbar gewesen. Zwei Tage lang hätten die Menschen um Hilfe gefleht, betonte Papst Franziskus – vergeblich. Die Behörden dies- und jenseits des Mittelmeers schoben sich die Verantwortung zu, derweil sich die Lage am Wasser zuspitzte. Die Welt schaute zu.

Seit Jahren findet die Staatengemeinschaft keinen menschenwürdigen Umgang mit Geflüchteten. Sie ertrinken im Mittelmeer, vegetieren unter katastrophalen Bedingungen in Auffanglagern vor sich hin – an den Außengrenzen Europas, einer der reichsten und entwickelten Regionen dieser Welt.

Es braucht endlich eine Regelung

Als Reaktion auf das Bootsunglück hat die katholische Gemeinschaft Sant'Egidio für Montag zu einer europaweiten Gebetswache aufgerufen. Man fühle sich verpflichtet, die Stimme zu erheben, „damit unser Kontinent nicht durch schuldhafte Gleichgültigkeit befleckt wird“, hieß es in einer Mitteilung. Die Organisation appellierte an die Verantwortlichen, alles zu tun, um Migranten in Seenot zu retten. Zudem müssten mit Blick auf die besorgniserregende Lage in Libyen mehr legale Einreisemöglichkeiten in die EU geschaffen werden.

Konkret sollten die Regierungsbehörden der einzelnen europäischen Staaten sowie der Europäischen Union dringend ein schnelles und effizientes Seenotrettungsnetz reaktivieren – auf solche Weise, „wie es das internationale Recht verlangt, um sich in Zukunft nicht nur vor dem eigenen Gewissen, sondern auch gegenüber dem Vergehen von unterlassener Hilfeleistung verantworten zu müssen“.
Für die humanitären Korridore, welche Sant'Egidio im Hinblick auf Libyen und seine Gefangenenlager geöffnet wissen will, könne man auf das Modell zurückgreifen, das die Gemeinschaft bereits in den letzten fünf Jahren mit anderen Organisationen wie etwa den evangelischen Kirchen und der italienischen Bischofskonferenz umgesetzt hat. Man könne hier „nicht nur bei der Aufnahme, sondern auch bei der Integration gute Ergebnisse vorweisen“, hieß es.

Gebet für ein Einsehen

Die Hilfsorganisation SOS Mediterranee hatte bereits am Donnerstag mitgeteilt, dass vor Libyen ein Schlauchboot mit rund 130 Migranten an Bord verunglückt sei. Das eigene Rettungsschiff „Ocean Viking“ habe trotz schlechter Wetterverhältnisse versucht zu helfen. Nach stundenlanger Suche seien aber „nur noch Tote“ gefunden worden. Den zuständigen Behörden warf SOS Mediterranee Versagen vor. Sie hätten nichts unternommen, um einen Rettungseinsatz zu koordinieren.

Papst Franziskus rief zum Gebet für all jene auf, die auf dem gefährlichen Weg über das Mittelmeer ums Leben kämen. „Lasst uns auch für diejenigen beten, die helfen können, aber lieber wegschauen“, fügte er hinzu.
Er meint: uns.

Quelle: kathpress.at / red