Der Pariser Kardinal Andre Vingt-Trois rief beim Requiem am Sonntagabend zu Solidarität mit den Angehörigen auf. Er ermutigte Christen und Christinnen dazu, Vertrauen zu schaffen. In die Zukunft und in die Geschichte der Welt.

Mit einem "Requiem der Einheit" hat Paris am Sonntagabend in der Kathedrale Notre-Dame der Opfer der Terroranschläge gedacht. Land und Stadt befänden sich seit mehr als 48 Stunden in einer Ausnahmesituation, sagte der Pariser Kardinal Andre Vingt-Trois im Beisein zahlreicher hoher Politiker. Jetzt gehe es auch darum, für die Verletzten zu beten und das Leid der Angehörigen zu teilen. "Für unsere Stadt, für unser Land ist es bei so einer schweren Tat wichtig, Solidarität zu entwickeln", so Vingt-Trois. Diese können auf dem Weg des Leidens helfen.

Vor dem Beginn der Messe läutete in Notre-Dame und vielen Kirchen landesweit die Totenglocke für die mittlerweile 132 Menschen, die durch die Attentate ums Leben kamen. In Notre-Dame war ein Teil des Altarraums in den Farben der französischen Nationalfrage - Blau, Weiß und Rot - erleuchtet.

Der Kardinal sagte, die tragischen Ereignisse an dem "schwarzen Freitag" hätten das Land erschüttert. "Unsere Werte, die wir verteidigen, sind angegriffen", so Vingt-Trois. Man müsse sich die Frage stellen, wie sich junge Menschen in der Gesellschaft so entwickeln können, dass sie sich für Fanatismus interessierten. Soziale Exklusion und Schwierigkeiten bei der Integration spielten dabei eine Rolle.

Es gebe keine Antwort auf die barbarischen Taten. "Für den Hass und die Morde gibt es keine rationalen Erklärungen", so der Kardinal. Wichtig sei es nun, Vertrauen in die Zukunft zu schaffen, Vertrauen für den Weg des Lebens und für die Geschichte der Welt.

Der Messe wohnten Vertreter der Regierung teil, so etwa der Präsident der Nationalversammlung Claude Bartolone (PS), aber auch die Bürgermeisterin von Paris, Anne Hidalgo (PS). Während des Gottesdienstes ließ eine Orgelimprovisation die Nationalhymne anklingen, die Marseillaise. Einzelne Kirchenbesucher trugen kleine Nationalflaggen.

Der Vatikanbotschafter in Frankreich, Erzbischof Luigi Ventura, übermittelte die Anteilnahme von Papst Franziskus. Der Papst bete für die betroffenen Familien. Er sei in Gedanken bei dem französischen Volk und rief sie zu Frieden und Solidarität auf.

Interview in "La Croix"

"Unser Land geht gerade durch eine Bewährungsprobe", sagte Vingt-Trois in einem Interview der französischen katholischen Tageszeitung "La Croix" (Montag). Die angeordnete dreitägige Staatstrauer sei eine gute Reaktion auf die Bedürfnisse der Menschen, sowie mit Blick auf Solidarität und Gemeinschaft.

Die französische Gesellschaft habe seit 50 Jahren in Frieden gelebt, so Vingt-Trois. Konflikte, in die das Land verwickelt sei, seien weit entfernt gewesen. Die aktuellen Ereignisse "geben das Gefühl, der Staat ist im Krieg", sagte Vingt-Trois. Und Krieg sei "eine Bedrohung für Jedermann".

Die Attentate in Paris machten auch so große Angst, weil sie rational nicht erklärbar seien, erklärte der Erzbischof. Gerade deshalb sei das Vorbild der Christen wichtig. Sie müssten zusammenrücken und den Landsleuten ein Zeichen der Hoffnung geben. Ein Ziel der Attentäter sei der soziale Zusammenbruch der Gesellschaft, so der Kardinal. Er rief die Christen auf, dem zu widerstehen und die sozialen Bindungen unter den Religionen weiter auszubauen.

Kathpress