Trotz Missbrauchskrise setzt Papst in Malta eigene Akzente - "Kathpress"-Korresondentenbericht von Burkard Jürgens

La Valetta, 18.04.2010 (KAP) Die Malteser sind ihrer Tradition treu geblieben. So "ungewöhnlich freundlich", wie ihre Vorfahren laut der Bibel den gestrandeten Apostel Paulus aufnahmen, empfingen sie auch den Papst. Auch Benedikt XVI. landete unter widrigen Umständen auf der Mittelmeerinsel. Über dem Vatikan hängt die Wolke des Pädophilieskandals. Und auch in Malta, das sich mit Stolz das katholischste Land der Welt nennt, ist Missbrauch durch Kleriker ein Thema.

Papst Benedikt auf Malta 2010Wo immer der Papst auftrat, schlug im herzlicher Jubel entgegen. Malta feierte die Anwesenheit des Papstes zum Gedenken an die Missionierung durch Paulus vor 1.950 Jahren als nationales Ereignis. Das Staatsfernsehen berichtete am Samstag und Sonntag über nichts anderes als den hohen Besuch, über den Dächern der Hauptstadt La Valletta wehten zahllose Flaggen in den Farben Maltas und des Vatikans, Weiß-Rot und Gelb-Weiß. Seit fünf Uhr morgens am Sonntag warteten die ersten Menschen trotz Wind und zeitweiligen Regens auf die Messe mit dem Papst.

Erinnerung an den Schiffbruch des Paulus

Auf den Granaries, dem großen Platz vor den Toren Vallettas, knüpfte Benedikt XVI. an die biblische Erzählung vom Schiffbruch des Paulus an, wie schon am Vorabend bei einem fast familiären Treffen mit Missionaren bei der Paulusgrotte in der Kleinstadt Rabat. Vor den Messbesuchern - die Organisatoren sprachen von 40.000 - sprach er von dem Vertrauen auf Gott, auch wenn "das Schiff von den Wellen hin und her geworfen" wird. "Nur er kann uns durch die Stürme des Lebens führen, nur er kann uns in einen sicheren Hafen bringen", predigte der Papst. Dabei wirkte der 83-Jährige müde, als hätte er tatsächlich eine wache Nacht auf schwankenden Planken verbracht.

Auf die Stürme um Missbrauch durch Kleriker war Benedikt XVI. während des Hinflugs indirekt eingegangen. Auch ein Schiffbruch im eigenen Leben könne auf einen Plan Gottes verweisen und "nützlich sein für einen Neuanfang", sagte er vor mitreisenden Journalisten. Dann lobte er noch Maltas Katholiken, die ihre Kirche - den Leib Christi - liebten, "auch wenn dieser Leib von unseren Sünden verwundet ist". Vatikansprecher Federico Lombardi kommentierte, das sei offensichtlich die Art, mit der Benedikt XVI. die Missbrauchskrise zu kommentieren wünschte.

Treffen mit Missbrauchsopfern

Überraschenderweise kam es dann doch noch zu einem Treffen mit Missbrauchsopfern. Wie bei früheren Gelegenheiten fand die Begegnung ohne vorherige Ankündigung und in einem geschützten Raum statt. Erst während des Gottesdienstes sickerte durch, dass ein Bus mit acht Personen, darunter der Sprecher der maltesischen Missbrauchsopfer, Lawrence Grech, unter Polizeischutz nach Rabat gefahren war. Dort sprach der Papst mit ihnen in der Kapelle der Nuntiatur. Es war auf den Tag genau zwei Jahre, nachdem er in den USA unter ähnlichen Umständen die Berichte von Betroffenen gehört hatte.

Papst Benedikt auf Malta 2010 MesseDoch der Papst machte auch deutlich, dass er den Gläubigen in Malta eine andere Botschaft vermitteln will als einen Beitrag zur aktuellen Debatte. Mehrfach rief er zum Bewahren des alten festen Glaubens und der Traditionen auf. Er weiß: Auch in Malta, einem Land mit rund 95 Prozent Katholiken, in dem Abtreibung und Scheidung laut Gesetz nicht existieren, greifen Säkularisierung und Aufweichung der Sitten um sich. Um so mehr appellierte er an den Stolz der Insulaner auf ihre Eigenheiten: "Nicht alles, was die Welt von heute vorschlägt, ist wert, von den Maltesern angenommen zu werden", sagte er in der Predigt.

Die gleiche Mahnung zum Geist der Unterscheidung wollte er auch den Jugendlichen ans Herz legen. Mit ihnen stand am Nachmittag ein stimmungsvolles Treffen im alten Hafen La Vallettas auf dem Programm. Nicht zuletzt von den jungen Christen, die noch immer einen starken Teil der katholischen Gemeinschaft in Malta bilden, konnte Benedikt XVI. einen hoffnungsvollen Eindruck von der Kirche mitnehmen. Aber für ihn war ebenso wie für Paulus irgendwann der Aufenthalt im "sicheren Hafen" Maltas vorbei.

(Quelle: Kathpress)

Link-Tipp
_ Weitere Meldungen zum Besuch des Papstes auf Malta finden Sie im entsprechenden Dossier auf katholisch.at
_ Offizielle Website der Erzdiözese Malta zum Besuch des Papstes