Das Gebhardsfest steht vor der Tür. Für Pfarrer Anton Bereuter wird es heuer ein besonderes werden. Zum letzten Mal ist er als Pfarrer von Bregenz-St. Gallus der Einladende und Organisierende.

Patricia Begle

1949 war Anton Bereuter als 10-jähriger das erste Mal beim Gebhardsfest. Der Ministrant aus Alberschwende durfte beim großen Fest seinen Dienst tun. Gefeiert wurde damals das 1000-Jahr-Jubiläum des 949 in Bregenz geborenen Gebhards, der später Bischof von Konstanz wurde. Heute erinnert sich der Pfarrer von St. Gallus noch an den großen Aufmarsch - es waren an die 5000 Menschen gekommen - an das „Würstle“ und die Limonade sowie an die Fahrt zum Gebhardsberg - es war seine erste in einem PKW.

Lebenslang

Die Verbindung zum Gebhardsberg blieb. Als Schüler der Mehrerau, als Kaplan in St. Gallus von 1965 bis 1978 - immer wieder kam er mit dem Ort und seinem Heiligen in Berührung. Als er schließlich 1985 Pfarrer von St. Gallus wurde, übernahm er die Verantwortung für den Wallfahrtsort.

Anziehungspunkt

Wer selbst schon am Gebhardsberg gestanden hat, hat eine Ahnung von der Wirkung dieses Ortes. „Ich spüre immer wieder, wie viele Leute gerne heraufkommen, wie der Ort anspricht als Wallfahrtsort und Aussichtspunkt“, erzählt Anton Bereuter, der selbst zu jenen gehört, die regelmäßig den Weg auf den Berg antreten.

Ansichten

Hier wird die Geschichte der Gegend mit den Augen fassbar: der Blick in die benachbarten Länder, die lange Zeit im Bistum Konstanz vereinigt waren. Der Blick auf die Klöster, die auf kultureller und spiritueller Ebene die letzten Jahrhunderte prägten. Der Blick auf die Kirchtürme, die in den vergangenen Jahrzehnten immer mehr wurden und die Entwicklung der Pfarren widerspiegeln. Pfarrer Bereuter weiß zu deuten, was das Auge sieht, er kennt die historischen Zusammenhänge, die Familien- und Gebäudegeschichten, die Fragen und Antworten der Menschen. Er hat die Wurzeln erforscht.

Öffnung

„Wenn ich am Altar der Kapelle stehe und die Türen geöffnet sind, dann sehe ich fast bis nach Konstanz“, beschreibt er begeistert. Da wird die Stärke des Ortes klar: Wurzel und Weite. Dies ist es auch, was der Seelsorger in seiner Arbeit verwirklichen will. Die Verwurzelung im Glauben und die daraus entstehende Weite. Seine Einladung zur Offenheit gegenüber anderen Religionen und Kulturen ist heute notwendiger denn je.

Zukunft

Das Leben des Heiligen Gebhard kann heute in manchem Vorbild sein. Sein Herz für die Armen sowie sein Einsatz für die Glaubensbildung gehört noch immer zum Programm der Kirche. Insofern steckt Kraft in einer solchen Wallfahrt, sowohl für die diözesane Gemeinschaft als auch für das Kirchenvolk über die Diözesangrenzen hinaus. Pfarrer Bereuter wird in seiner Pension zwar die Verantwortung für diesen Kraftort abgeben, dessen Stärke aber weiterhin nützen -  als einfacher Pilger im Volk Gottes.