Der 28. Juli ist irgendwie ein trauriger Tag. Es ist nämlich "Earth Overshoot Day". Das bedeutet, dass die Menschheit vom 1. Januar bis zu diesem Tag der Natur so viel abverlangt hat, wie die Ökosysteme des Planeten in einem ganzen Jahr erneuern können. Kurz: Wir leben über unsere Ressourcen.

Zwei Tage früher als letztes Jahr - das ist die traurige Bilanz vieler ExpertInnen anlässlich des diesjährigen Earth Overshoot Days. „Wetterextreme, Preisdruck auf Energie sowie Ressourcen-Knappheiten haben eine Gemeinsamkeit: Wir leben auf zu großem Fuß. Für ein gutes Leben aller Menschen auf der Erde müssen wir schneller ins Handeln kommen“, warnt Michael Schwingshackl von der Plattform Footprint gemeinsam mit den Umweltschutzorganisationen WWF Österreich und GLOBAL 2000. „Wir schießen immer noch weit über das verträgliche Maß hinaus. Die Welt verbraucht im Jahr 2022 wieder die Ressourcen von 1,8 Erden. Nach österreichischer Lebensweise sind es sogar etwa 3,5", erinnert er an den österreichischen Welterschöpfungstag, der bereits am 6. April erreicht war.

Wir bräuchten "drei Erden" mehr

Der Verbrauch überschreitet die Ressourcen bereits um 75 Prozent. "Wir sind wieder genau dort, wo wir vor Corona waren. Der Welterschöpfungstag zeigt deutlich, dass wir 1,75 Erden bräuchten, um unserem übermäßigen Konsum gerecht zu werden. Wir haben aber nur einen Planeten zum Leben. Daher müssen wir rasch unsere Klimaschutzanstrengungen erhöhen und unseren Ressourcenverbrauch deutlich verringern", betont auch Stefan Moidl, Geschäftsführer der IG Windkraft.

Die Folgen: Hitzewellen, Waldbrände, Dürren und Überschwemmungen

„Wir sollten als Gesellschaft in unserem eigenen Interesse endlich die vorhandenen planetarischen Grenzen respektieren und unseren Ressourcenverbrauch drastisch reduzieren. Die Bundesregierung muss Reduktionsziele für den Ressourcenverbrauch genauso gesetzlich verankern wie Klimaziele", erklärt Anna Leitner, Expertin für Ressourcen und Lieferketten bei GLOBAL 2000. Die Folgen unseres Lebensstils sind schon lange angekommen:  Ein massiver Rückgang der Artenvielfalt, ein Überschuss an Treibhausgasen in der Atmosphäre und ein verschärfter Wettbewerb um Nahrungsmittel und Energie. Dies wird durch ungewöhnliche Hitzewellen, Waldbrände, Dürren und Überschwemmungen noch deutlicher.

Und immer früher

Bei seiner ersten Berechnung 1987 fiel der Earth Overshoot Day noch auf Anfang Dezember. Seither ist die Entwicklung alarmierend: Nahezu jedes Jahr findet der Erdüberlastungstag früher statt. Dass wir können, wenn wir wollten, zeigte das Jahr 2020, als der Earth Overshoot Day vom 29. Juli 2019 über einen Monat auf den 22. August 2020 nach hinten rückte. Beschränkungen während der Corona-Pandemie hatten unter anderem zu stark reduziertem Flugverkehr geführt, wodurch die CO2-Emissionen sanken. 2021 lagen wir schon wieder beim 29. Juli.