Singen, jubeln, zum Himmel gestreckte Arme: Beim ersten „Dive in“ in Hohenems feierten mehr als 300 junge Menschen zwischen 15 und 30 Jahren einen „Gottesdienst der anderen Art“ – mit zeitgenössischer Lobpreis-Musik und Georg Mayr-Melnhof als „Preacher“.

Andreas Haller

Das Tennis Event Center in Hohenems ist abgedunkelt, Spannung liegt in der Luft. Nur die Bühne mit einem Kreuz in der Mitte ist erleuchtet. An den Seiten befinden sich große LED-Screens, die einen Countdown herunterzählen. Bei Null geht es los: Videosequenzen behandeln die Glaubens- und Sinnfragen unserer Zeit und stimmen die überwiegend jungen Besucher auf die nächsten zwei Stunden ein: „Jesus ist größer als all die Fragezeichen in deinem Leben. Er ist größer als all deine Unsicherheiten, deine Zweifel.“ Aussagen, die die Emotionen der Jugendlichen ansprechen. Handys werden gezückt, immer wieder brandet Jubel auf.

Avanti von Bischof Benno

Der für die Teilnehmer kostenlose Abend besteht aus vier Teilen: Lobpreis, Predigt, Gebetszeit und einem gemütlichen „Chillout“ mit Getränken und Snacks. Gemeinsam mit den Musikern betreten Rebekka und Lukas Bacher unter Applaus die Bühne. Das Ehepaar hatte in den letzten Monaten gemeinsam mit David Röthlin das christliche Event auf die Beine gestellt. Der Startschuss für die Planungen war vor einem Jahr nach einem Gespräch und einem „Avanti“ von Bischof Benno Elbs erfolgt. Im Herbst letzten Jahres haben die Vorbereitungen begonnen.

Jesus ist nicht langweilig

„Wir wollen euch heute einen Raum bieten, wo ihr tiefer in den Glauben eintauchen könnt. Als kleines Kind waren Gottesdienste für mich manchmal langweilig. Aber ich kann euch sagen: Glaube ist nicht langweilig, Jesus ist nicht langweilig“, ruft Rebekka Bacher den Besuchern eingangs zu.
Um das zu beweisen, haben „die Bachers“ – und das gesamte „Dive in“-Team, das derzeit rund ein Dutzend Personen umfasst – in den vergangenen Monaten Hunderte Stunden in die Vorbereitung investiert. Name, Konzept, Inhalt und Design wurden in Eigenregie entwickelt. „Setzt dabei eure eigenen Grenzen. Stehen, sitzen, knien. Jeder kann die für ihn richtige Form wählen“, erklären die beiden. Der Ablauf soll nicht streng durch Rituale durchgetaktet sein. „Dive in“ versteht sich als ökumenische Veranstaltung, bei der nicht nach der Konfession gefragt wird. Als Neuling kann man somit nicht viel falsch machen.

Geistliche Pop-Songs

Die Lobpreiszeit beginnt. Diese hat freilich nur wenig mit „Gloria in excelsis Deo – Ehre sei Gott in der Höhe“ zu tun. Vielmehr ist es ein Ineinanderfließen von zeitgenössischer Musik, Texten und Gebeten. Die deutsche Band um Michael Beering aus dem Gebetshaus Augsburg stimmt das erste Lied an – mit Gitarre, Bass, Keyboard und Schlagzeug. Laute Musik hallt durch das Gebäude, bunte Scheinwerfer leuchten in die Menge, die Besucher heben ihre Arme in Richtung Himmel. Kurzum: Zutaten, die man normalerweise auf einem Pop-Konzert erwartet. Die Liedtexte werden auf einem Screen über der Musikgruppe angezeigt, es gibt keine Gesangsbücher. Die Besucher haben dadurch die Hände frei und singen und tanzen ausgelassen mit. Andere wiederum stehen mit offenen Händen an ihren Plätzen und lassen in sich versunken und mit geschlossenen Augen die Musik auf sich wirken.

Sowohl in der katholischen als auch in der evangelischen Kirche haben die eingängigen geistlichen Pop-Songs – die auch „Praise and Worship“ genannt werden – in den letzten Jahren viele Anhänger gefunden. Die Melodien sind charttauglich, die Texte schnell verständlich.
Die Musik ruft allerdings auch Kritiker auf den Plan. Diese bemängeln das eher einseitige Gottesbild, das meist Jesus im Fokus hat. Themen wie Leid und soziale Gerechtigkeit kämen in den Liedern kaum vor.

„Crazy Veranstaltung“

Georg Mayr-Melnhof aus Salzburg ist im Anschluss daran als Prediger eingeladen. Gestenreich und in kurzen Hosen – seinem Markenzeichen – steht der Pastoralassistent und Gründer der Loretto-Gemeinschaft auf der Bühne und erzählt in launiger Weise von seinem Erweckungserlebnis in Medjugorje, wo er als 17-Jähriger das erste Mal „das Feuer gespürt und Jesus kennengelernt“ hatte. „Wenn du heute das erste Mal auf so einer ‚crazy‘ Veranstaltung bist, dann möchte ich dir sagen: Jesus ist die Antwort auf alle Fragen und Sehnsüchte deines Lebens“, so Mayr-Melnhof.
In seinem Impulsreferat spricht der 53-Jährige über die alten und neuen Schätze der Kirche – symbolisch dargestellt durch zwei vor ihm stehende Schatztruhen. Er sieht Veranstaltungen wie das „Dive in“ als Feuer und Zündschnür, um das Dynamit der alten Schätze, wie beispielsweise Sakramente oder die zehn Gebote, neu zu entzünden. Er möchte dabei laut eigenen Angaben nicht Alt gegen Neu ausspielen oder gar das Traditionelle über Bord werfen: „Bringt das Feuer und die Zündschnur mit dem Dynamit zusammen und dann werden wir große Dinge erleben.“

Dialog mit Gott

Und gleich im darauffolgenden Teil, der Gebetszeit, können die Besucher die beiden Welten der Kirche miteinander verbinden. Von Musik untermalt geben Rebekka und Lukas Bacher spirituelle Denkanstöße, um mit Gott in den Dialog zu treten. Stets mit der Aufforderung, „alles, was einen bewegt, vor das Kreuz zu legen“.  In der Halle sind währenddessen mehrere Geistliche der Diözese Feldkirch – u. a. auch Bischof Benno Elbs und Generalvikar Hubert Lenz – sowie Gebetsteams von „Dive in“ verteilt, um mit den jungen Menschen ungezwungen in Kontakt zu treten. Segnen, zur Beichte gehen, ein kurzes Gespräch führen – der Inhalt kann dabei von den Teilnehmern selbst bestimmt werden.

Segen

Zum Abschluss spricht Bischof Benno Elbs ein Segensgebet und bedankt sich bei allen Besucher/innen und Veranstalter/innen: „Es ist ein Geschenk miterleben zu dürfen, wie junge Menschen von Gott und Jesus berührt werden.“ «

Die nächsten „Dive in“-Treffen finden am 20. April, 18. Mai und 22. Juni, jeweils ab  19:00 Uhr, im Tennis Event Center in Hohenems statt. Kostenlose Tickets auf divein.cc