Rund 258 Millionen Kinder und Jugendliche gingen 2020 weltweit nicht in die Schule. Knapp 60 Millionen davon konnten nicht einmal die Grundschule besuchen. Die Corona-Pandemie verschärfte für Kinder auf der ganzen Welt die Bildungssituation. Anlässlich des Internationalen Tags der Bildung am 24. Jänner erinnerte die Caritas Vorarlberg daran, wie wichtig Bildung für die Kinder ist.
Mit dem kostenlosen Lernangebot für Kinder und Jugendliche im Alter von acht bis 14 Jahre leisten die14 Lerncafés der Caritas Vorarlberg in dieser Hinsicht hierzulande einen wertvollen Beitrag. Rund 120 Ehrenamtliche tragen mit ihrer Hilfe zum Lernerfolg vieler SchülerInnen bei und unterstützen sie dabei, ihre Träume verwirklichen zu können. Eine dieser „Traumfängerinnen“ ist Verena Waller. Die 49-jährige Sozialpädagogin engagiert sich seit der Gründung im Herbst 2019 im Lerncafé am Jahnplatz in Fedlkirch.
Wie haben Sie von den Lerncafés der Caritas erfahren?
Verena Waller: Ich kenne Rebecca Branner (Anm. Leiterin des Lerncafés Feldkirch) privat und habe bereits zuvor mit ihr an der christlichen Schule in Rankweil zusammengearbeitet. Als sie das Lerncafé aufbaute, hat Sie mich gefragt, ob ich mir eine Mithilfe als Springerin vorstellen könnte. Da ich seit über 30 Jahren Nachhilfeschüler betreue und mir die Nachmittagsbetreuung entgegenkommt, habe ich damals zugesagt.
Was für eine Qualifikation muss man haben, um sich beim Lerncafé als ehrenamtlicher Helfer engagieren zu können?
Waller: Grundvoraussetzung ist sicherlich eine grundlegende Freude an den Kindern. Auch ein Interesse an Schule ist vorausgesetzt, da Schule hier ein Hauptthema ist. Wer selber Kinder hat und diesen durch ihre Schulzeit geholfen hat, verfügt meiner Meinung nach über das nötige Basiswissen, um den Kindern im Lerncafé etwa bei der Hausübung zu helfen. Als zusätzliche Hilfe stehen uns hier auch einige Lernmaterialien zur Verfügung.
Was sind Ihre Aufgaben? Wie läuft ein Nachmittag im Lerncafé ab?
Waller: Das Schöne am Lerncafé ist, dass für uns Helfer sämtliche organisatorischen Arbeiten wegfallen. Das wird alles von der Leitung übernommen und hält uns den Rücken frei für die Abriet mit den Kindern. Ich komme hierher, bekomme die SchülerInnen zugeteilt und arbeite dann mit ihnen. Vor Corona war es so, dass wir am Nachmittag zwei Lerneinheiten hatten, uns danach zu einer gemeinsamen Jause zusammensetzen und zum Abschluss noch eine Bastelstunde folgte. Seit Pandemiebeginn ist das leider nicht mehr möglich. Die Kinder sind in zwei Gruppen eingeteilt und somit ist nur noch Zeit fürs Lernen.
Wie empfinden Sie die Zusammenarbeit mit den Kindern?
Waller: Fest steht, dass hinter jedem Kind ein oftmals sehr schweres Schicksal steckt. Diesbezüglich darf man keine dünne Haut haben. Es kommen nur Kinder zu uns ins Lerncafé, die zuhause keine Hilfestellung bekommen (können). Leider sind viele von ihnen in der Schule mit Rassismus und Ablehnung konfrontiert – auch seitens der LehrerInnen. Aussagen wie ‚Du bist dumm.‘ ‚Du schaffst das nie.‘ treffen dann auch mich. Neben all den Schulaufgaben darf auch das Zwischenmenschliche nicht zu kurz kommen. Diesbezüglich hilft mir meine Ausbildung als Sozialpädagogin sehr. Ich überlege mir immer auch: Was ist das Beste für das Kind?
Warum engagieren Sie sich in ihrer Freizeit für die Kinder und Jugendlichen?
Waller: Tatsächlich ist es so, dass ich Gott dienen mag. Ich bin ein gläubiger Mensch und habe lange nach etwas gesucht, wo man gebraucht wird und ich meine Ausbildung und mein Talent sinnvoll einbringen kann. Da ich in Pension bin, bin ich zudem in der luxuriösen Lange, ausreichend Zeit zu haben. Realistischer Weise muss man sagen, dass man nicht allen Kindern helfen kann. Ehrenamtliche Arbeit bedeutet oft auch, dass man etwas Sisyphusarbeit leistet. Schließlich liegt es immer beim Schüler, ob er das Angebot annimmt. Ich stelle aber fest, dass die Kinder hier im Lerncafé grundsätzlich kooperativ und lernwillig sind. Es ist eine sehr erfüllende und sinnstiftende Arbeit und für mich tatsächlich manchmal der Grund warum ich morgens aufstehe.
Gibt es neben dem Lerncafé weitere Lernangebote?
Waller: Die gibt es. Da die Nachfrage nach einem kostenlosen Lernhilfeplatz in den Lerncafés so groß war, wurde auch ein digitales Angebot geschaffen, das DigiKids. Es ist dies eine digitale Lernhilfe für SchülerInnen der dritten und vierten Klassen der Mittelschulen und richtet sich derzeit insbesondere an Kinder die in Quarantäne sind. Künftig soll das DigiKids aber auch ein Lernangebot für Kinder in entlegeneren Orten darstellen.