Christlichkeit und Politik – dass es sich dabei keinesfalls um Gegensätze handelt, daran erinnerte Papst Franziskus Parlamentarier (und Wähler) am Sonntag.

Bundestagswahl in Deutschland Ende September, Nationalratswahl in Österreich im Oktober, Parlamentswahlen in Norwegen und Tschechien irgendwann dazwischen. Das Super-Wahljahr 2017 ist noch nicht zuende – und danach fängt die Arbeit ja erst an.

Menschen im Mittelpunkt

Beim International Catholic Legislate Network (ICLN) erinnerte Papst Franziskus katholische Parlamentarier daran, dass Gesetze stets im Dienste des „Aufbaus einer menschlicheren und gerechteren Gesellschaft“ stehen müssen – und nicht der Befriedigung von Partikularinteressen.

Stärker Beachtung finden sollten in der parlamentarischen Arbeit vor allem die „verletzlichen und ausgegrenzten Glieder der Gesellschaft“, sagte der Papst am Sonntag; „vor allem die vielen Menschen, die dazu gezwungen sind, ihre Heimat zu verlassen“. Ebenso dürfe die „korrekte menschliche und natürliche Ökologie“ nicht außer Acht gelassen werden, erklärte Franziskus in Hinblick auf Menschenrechte und Umweltschutz. Christen sollten ein von Menschenwürde geprägtes Menschenverständnis in die Politik einbringen, sich für Religionsfreiheit einsetzen und um den Schutz des Lebens in all seinen Phasen bemüht sein.

Wähle weise

Seine Worte hörten Sonntag unter anderem österreichische und deutsche Abgeordnete, der koptische Bischof Österreichs Anba Gabriel sowie als Initiator und Schirmherr Kardinal Christoph Schönborn. Aber auch wir Wähler dürfen sie uns getrost zu Herzen nehmen – schließlich entscheiden wir darüber, wer überhaupt ins Parlament einzieht. Keine leichte Wahl, nein – aber eine wichtige. Heute vielleicht wichtiger denn je.

Damit christliche Werte im politischen Bereich eine größere Rolle spielen, hat Schönborn gemeinsam mit Oberhausmitglied Lord David Alton das Netzwerk 2010 initiiert. Es hat seinen Sitz in Trumau (NÖ) und wird vom Rektor des dortigen Internationalen Theologischen Instituts (ITI), Christiaan Alting von Geusau, geleitet. Von Geusau überreichte dem Papst beim jüngsten Treffen eine inhaltliche Zusammenfassung der vorhergehenden viertägigen Zusammenkunft von rund 220 Politikern in Frascati bei Rom und skizzierte die wichtigsten Themen.

Heuer ging es unter anderem um die Rahmenbedingungen von Entwicklungshilfe, bei der von Geusau eine Tendenz zum „ideologischen Kolonialismus“ ausmacht, sowie um die Christenverfolgung im Nahen Osten. Weitere Sujets waren Euthanasie, Biotechnologie, Religionsfreiheit, Menschenrechte, der Dialog zwischen Staat und Religion sowie der Missbrauch im kirchlichen Bereich.

Einsatz für Religionsfreiheit

Am Samstagabend wurde zum bisher dritten Mal eine Auszeichnung für den Einsatz für Religionsfreiheit, der „Religious Freedom Advocacy Award“ vergeben. Preisträger ist der US-Kongressabgeordnete Chris Smith, der sich in seiner politischen Laufbahn besonders für die Verteidigung des Artikels 18 der Erklärung der Menschenrechte – der Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit – eingesetzt habe, erklärten die Veranstalter.

Quelle: kathpress.at /red