"Es gibt eine Art von Theologie, nach der wir bestraft werden, wenn wir sündigen, und nach der wir belohnt werden, wenn wir richtig handeln. Das ergibt Sinn. Aber es ist nicht das, was uns die Mythen, die Heiligen oder die Schriften über Gott sagen. Diese 'Theologie' ist davon bestimmt uns dazu zu drängen, uns selbst zu retten. Und unglücklicherweise ist das jene Theologie, von der viele Menschen leben: wir erhalten soviel zurück, wie wir Gott geben. Das bedeutet, dass unsere Erlösung völlig von uns abhängt und von unserer Fähigkeit, vollkommen zu werden - oder wenigesten gut. Gott sei dank ist das nicht wahr.

Es ist nicht das, was Jesus uns lehrt. Es ist viel wahrer zu sagen, dass unsere Schwachheit und unsere Gebrochenheit uns zu Gott bringen. Das ist genau das Gegenteil von dem, was die meisten von uns glauben. Es kann ein Leben lang dauern, sogar mithilfe der Gnade, um so ein Paradoxon zu akzeptieren. Gnade schaffte genau jene Leere, die allein Gnade füllen kann.

Der Heilige Paulus stellte das in eleganter Präzision fest: "Denn meine Kraft kommt in Schwachheit zur Vollendung ... Denn wenn ich schwach bin, dann bin ich stark. (2 Kor 12,9-10)."

Fr. Richard Rohr

Adaptiert von "On The Tresholds of Transformation", S. 325, Tag 226
Übersetzt von Dietmar Steinmair.

(Quelle: Richard Rohr, Daily Meditation des Center for Action and Contemplation, 21. März 2011)