In den letzten Wochen haben unzählige ÖsterreicherInnen gemeinsam mit Bundesregierung, Polizei, ÖBB und Pfarren ein "Zeichen der Menschlichkeit gesetzt" lobt Österreichs Caritas-Präsident Landau. Gleichzeitig weist er aber auch darauf hin, dass nun ein solidarisches Handeln der Politik in Europa notwendig ist, um zukünftige Herausforderungen meistern zu können.

Laut Caritas haben sich in den letzten zwei Wochen rund 800 freiwillige HelferInnen in Österreich rund um die Uhr für Menschen auf der Flucht engagiert. Dabei wurden bis zu 10.000 Menschen täglich willkommen geheißen, mit den wichtigsten Dingen versorgt oder ihnen einfach nur ein offenes Ohr geschenkt. Diese Solidarität und Hilfsbereitschaft der Menschen ist für Michael Landau einfach nur "beeindruckend".

Danke. Für eine reibungslose Verständigung mit den Flüchtlingen sorgen dabei hunderte Arabisch- und Farsi-Dolmetscher/-innen. Auch die Wiener Pfarren zeigen Engagement, in dem sie 1.000 Notquartiere rasch und unbürokratisch zur Verfügung gestellt haben. Die Koordination der Freiwilligen funktioniert momentan vor allem über Sozialemedien. Über die Facebook-Seite "Wir helfen" informieren sich zur Zeit 52.000 Menschen über die aktuelle Situation wodurch sehr rasch auf Aufrufe um Mithilfe reagiert werden kann.  "Ein herzliches Danke an alle Helferinnen und Helfer" so Landau.

Veränderung. Neben der Arbeit in Österreich bietet das internationale Caritas-Netzwerk aber auch Hilfe für Menschen auf der Flucht. Momentan sind laut UNO-Flüchtlingshilfswerk rund 300.000 Menschen unterwegs nach Mitteleuropa. Dabei fungieren die Balkan-Staaten für den Großteil nur als Durchzugsroute. So erwartet Slowenien in den nächsten Tagen zwischen 3.000 und 4.000 Flüchtlinge täglich. Hinsichtlich dieser Ereignisse ist Jana Lampe von der Katastrophenhilfe Caritas Slowenien davon überzeugt, dass Europa und wir uns verändern werden.

Solidarität. Auch für den Caritas Generalsekretär Jorge Nuno Mayer ist diese Veränderung sicher, jedoch kann für ihn keine Rede davon sein, dass "das Boot voll ist." Er weist darauf hin, dass die Hauptlast von den Nachbarländern getragen werde. Im Libanon werden derzeit rund 1,5 Millionen Flüchtlinge beherbergt, in der Türkei zwei Millionen und in Jordanien 630.000. Da sich aber die Situation in den Flüchtlingslagern durch Unterfinanzierung immer mehr verschärft, warnt das World Food Programm (WFP) davor, dass es im Herbst nicht mehr genügend Lebensmittel geben wird um die Menschen ausreichend zu versorgen. Mehr Menschen werden Richtung Europa aufbrechen. Es brauche daher legale Wege der Aufnahme. Ebenso brauche es aber auch Schulen, Ausbildung und Jobs für die Flüchtlinge, denn eine Grundversorgung sei zu wenig, so Mayer. Für ihn ist klar, dass sich die Gesellschaft verändern wird, das müsse man akzeptieren. Solidarität ist gefordert.

Politik gefordert. Der Österreichische Caritas-Direktor Landau appelliert ebenfalls an die Politik, die gegenwärtige Situation mindestens genau so ernst zu nehmen wie die Rettung Griechenlands, wo praktisch in Permanenz getagt wurde. Er bemängelt, dass viele Menschen sich engagiert hätten, aber die gewählten VertreterInnen noch immer keine Einigung über eine verpflichtende Verteilungsquote erreicht hätten. Auch wären Zäune nicht der richtige Weg, da diese nicht vor schutzsuchenden Menschen schützen, sondern BürgerInnen von Mitmenschlichkeit und Solidarität trennen, so Landau. Um die Quartierkrise von heute nicht zur Integrationskrise von morgen werden zu lassen brauche es eine doppelte Integration. Auf der einen Seite derer, die in Österreich um Schutz ansuchen und auf der anderern Seite jener ÖsterreicherInnen, die zunehmend besorgt sind, denn auch ihre Nöte dürfen nicht aus dem Blickfeld geraten.

Chance. Aber nicht nur die Politik, sondern wir alle stehen vor einer großen Herausforderung, merkt Landau an und weist darauf hin, dass die neuen MitbewohnerInnen im gemeinsamen Haus Europa auch als Chance begriffen werden können. Beispielsweise durch junge ZuwanderInnen, die eine Entlastung für das Sozialsystem bringen oder bei der Suche nach den dringend benötigten Facharbeitskräften. Um diese Aufgabe zu meistern, brauche es aber solidarische Lösungen in ganz Europa und gezielte Integrationsmaßnahmen, so Landau weiter.