Dr. Markus Hofer, Leiter des Männerbüros der Katholischen Kirche Vorarlberg, Buchautor und Referent, hat vor kurzem ein besonderes Jubiläum gefeiert: In Göfis hielt er seinen 500. Vortrag (siehe Bildergalerie rechts). Das Thema in Göfis war eines seiner meistgefragten: "Frauen ticken anders. Männer erst recht". Auch wenn dem Theologen Hofer Vorträge über den Glauben wichtig sind, besonders erfolgreich ist er immer wieder mit Lebensthemen: Beziehung, Mann-Frau, Älterwerden als Mann, Umgang mit pubertierenden Jungs.

Warum Frauen einige Vorträge des Männerreferenten regelrecht stürmen, wie er sich auf die Abende vorbereitet und wie sein nächstes Buch heißen wird, lesen Sie im Interview, das Dietmar Steinmair für kath-kirche-vorarlberg.at mit dem Jubiläums-Referenten führte.

 
"Such deinen eigenen Weg, dann kannst du nicht überholt werden!"

Hofer Markuskath-kirche-vorarlberg.at: Herr Hofer, vor kurzem haben Sie Ihren 500. Vortrag gehalten. War es "business as usual" oder vielleicht doch etwas Besonderes?
Hofer: Nein, es war schon etwas Besonders. Erst dachte ich mir, das sei Routine, aber die Tage davor ist mir dieses Jubiläum schon wichtig geworden. Diese Tätigkeit ist ein wichtiger Teil meines Lebens, vermutlich auch ein Stück Leidenschaft. Das Wichtigste dabei ist, dass ich mit vielen Menschen in Kontakt komme. 500 Vorträge heißt 500 Mal abends wieder vom Sofa aufstehen, sich anziehen, irgendwo hin fahren, nicht wissen, wie viel Leute kommen - und auch immer wieder von den Menschen selbst beschenkt werden. Es ist jeden Abend wieder ein Abenteuer.

Wie bereiten Sie sich eigentlich auf so einen Vortragsabend vor?
Da habe ich schon fixe Rituale. Ich entspanne mich eine Stunde in der Badewanne mit Rosmarinöl, das mich entspannt und wieder aufstellt. Die Menschen haben ein Recht auf einen ausgeruhten und konzentrierten Referenten. Auf der Fahrt zum Vortrag singe ich dann bei immer derselben CD mit, um meine Stimme aufzuwärmen. So ist dann kein Saal für mich stimmlich zu groß und ich kann auch viel mit der Stimme transportieren.

Ihre Vortragstitel klingen spannend: "Frauen ticken anders. Männer erst recht", "Mann Sein. Zu Risiken und Nebenwirkungen", "Harte Jungs, weiche Seelen", "Jeder ist seines Unglücks Schmied" oder auch "Jesus für Männer". Welchen Vortrag haben sie bisher am häufigsten gehalten?
Lange Zeit war es "Kinder brauchen Väter", aber der Vortrag ist nun überholt worden vom Mann-Frau-Thema, das ich früher in einer anderen Variante auch schon oft hatte.

Warum gerade diesen?
Dieses Thema betrifft uns einfach alle und im Zusammenleben von Männern und Frauen, privat wie beruflich, machen wir eben immer wieder die Erfahrung, dass wir in manchen Dingen unterschiedlich ticken.

Auch Ihr 500. Vortrag lautete: "Frauen ticken anders. Männer erst recht". Wenn alle anders sind, wer ist dann auf meiner Seite? Anders formuliert: Welche Konfliktlösungs-Strategien schlagen Sie konkret im "Kampf der Geschlechter" vor?
Ich möchte eher verhindern, dass es zu einem  Kampf kommt, indem ich versuche, die Geschlechter gegenseitig zu dolmetschen, Männern verständlich zu machen, wie Frauen ticken und umgekehrt. Früher galten die Frauen als hysterisch und heute die Männer als gefühllos. Statt sich das gegenseitig aufzurechnen, ist es eine neue Qualität, wenn man sagt: Männer und Frauen sind verschieden, dürfen es sein und wahrscheinlich ist es sogar gut, dass sie verschieden sind. Das ist eine große Entlastung.

Warum braucht es Entlastung in den Zweierbeziehungen?
Mann und Frau waren in der Geschichte der Menschheit noch nie so lange zusammen wie heute und wir waren auch noch nie so eng beieinander wie heute. Unseren Vorstellungen von Beziehung sind von hohen gegenseitigen Erwartungen geprägt, in denen wir uns nicht selten gegenseitig überfordern. Früher hat man sich das Paradies vom Herrgott erwartet, heute vom eigenen Partner. Doch das kann niemand leisten. Partnerschaft zu leben war vermutlich noch nie so eine Herausforderung wie heute.

Und was ist von allen Ihren Themen Ihr persönlicher Favorit?
Also irgendwie liebe ich alle meine Themen, sonst würde ich es nicht machen. Den Mann-Frau-Vortrag halte ich sehr gerne, weil er sehr witzig, fast kabarettistisch ist. Ein persönlicher Favorit ist schon auch "Nur Django kennt keine Gnade", in dem es um Männer und ihren Glauben geht. Aber Sie können sich vorstellen, dass dieses Thema nicht so oft nachgefragt wird.

Wie kann man sich das vorstellen: Haben Sie bewusst Themen ausgewählt und angeboten, oder haben die Themen Sie gefunden?
Manche Themen sind tatsächlich auf mich zugekommen, andere haben sich aus früheren Themen entwickelt und vielen Fragen stellen sich aus meiner Arbeit. Von Frauen gestürmt wird derzeit der Vortrag über Jungs. Ich kann die Mütter, Kindergartenpädagoginnen und Lehrerinnen gut verstehen, dass sie manchmal ratlos sind, und da versuche ich aus meiner Arbeit heraus ihnen gewisse 'Gebrauchsanleitungen' für Buben zu liefern; auch hier mit Humor natürlich.

Sind beim Vorarlberger Publikum des Katholischen Bildungswerkes derzeit eher Lebens- oder Glaubens-Themen gefragt?
Also ich werde derzeit mehr zu Lebensthemen gefragt. Aber gerade im Zusammenhang mit Glaubenswochen kommen theologische Fragen auch zum Zug. Den Männerfrühschoppen unlängst in Riefensberg mit "Jesus für Männer" habe ich noch in schöner Erinnerung.

Sie haben sich sehr mit der Gestalt des Hl. Franziskus beschäftigt. Was würde Franz von Assisi den Männern von heute als erstes wohl sagen?
Auf eine Formel gebracht: Such deinen eigenen Weg, dann kannst du nicht überholt werden! Wenn es unser Weg ist, unsere Berufung, dann brennen wir dabei auch nicht aus. Manchmal, würde er aber hinzufügen, musst du dich auch zurück ziehen, in dich gehen, deinen Weg überprüfen und schauen, dass du gut im Kontakt mit dem noch Größeren bist. Sonst kannst du auch nichts wirklich Großes vollbringen.

Welche Gestalt der Menschheitsgeschichte - außer Franziskus - hat sie noch stark fasziniert?
Ich weiß eigentlich selber nicht, warum ich mich soviel mit Heiligen beschäftigt habe. Ich liebe die Musik von Mozart, die Opern von Wagner, die Dichtungen Goethes, die Malerei von Piero della Francesca, aber die Personen selber interessieren mich nicht so sehr. Bei Franziskus ist das Leben selbst ein Gesamtkunstwerk. Aber auch zu sperrigeren Figuren wie Fidelis von Sigmaringen habe ich irgendwann einen tiefen Bezug entwickelt. Und Hildegard von Bingen fasziniert mich einfach als Frau im Mittelalter. Sie galt als vom Papst anerkannte Prophetin und wird heute als Gesundheitsnonne weit unter ihrer Bedeutung gehandelt.

Arbeiten Sie derzeit an einem neuen Buch? Wenn ja, wie viel möchten Sie schon verraten?
Mein neues Buch ist schon beim Verlag und das freut mich sehr. Es wird im Herbst erscheinen und da steckt sehr viel persönliches Herzblut drinnen. Den Titel kann ich Ihnen schon verraten: "Die zweite Halbzeit entscheidet. Strategien für Männer ab 40".

Das gibt sicher wieder neue Vortragsthemen. Aber haben da die Frauen auch etwas davon?
Natürlich, und zwar sehr viel. Partnerschaft in der Lebensmitte ist ein brisantes Thema, denn diese Lebensphase ist für viele Paare ein vermintes Gelände. Vielleicht gelingt es mir, da eine Art Routenplaner zu liefern.

Vielen Dank für das Gespräch!

Eine Liste mit den Vortragsangeboten von Dr. Markus Hofer finden Sie hier.

 
Dank des Katholischen Bildungswerkes an seinen Referenten

Nach Göfis kamen nicht nur viele interessierte Zuhörer/innen, sondern auch der Leiter des Katholischen Bildungswerks Vorarlberg, Dr. Hans Rapp. Er gratulierte dem Jubiläums-Referenten Markus Hofer und überreichte ihm als Präsent einen Korb mit Köstlichkeiten aus Italien: "Im Namen des Katholischen Bildungswerks Vorarlberg möchte ich Markus Hofer für sein großes Engagement in der Erwachsenenbildung danken. 500 Vorträge beweisen dieses Engagement auf eindrückliche Weise. Markus Hofer hat sich mit seinem ersten selbstverdienten Gehalt eine Flasche sehr guten italienischen Weins gekauft, die er morgen mit seiner Frau zur Feier der ersten 500 Vorträge trinken wird. Der Geschenkkorb enthält zwei weitere Flaschen für die nächsten 1000 Vorträge in den Bildungswerken Vorarlbergs", so Hans Rapp.