Papst Benedikt XVI. hat zum Auftakt der Zweiten Sondervollversammlung der Bischofssynode für Afrika (4. bis 25. Oktober) eine deutlich theologisch und spirituell akzentuierte Rede gehalten, die ausgehend von der Bitte um den Heiligen Geist vorwiegend um das Wort "Confessio" (Bekenntnis) kreist. Hier ein Auszug aus der Rede des Papstes vom 5. Oktober. Dieser letzte Teil der Ansprache nimmt die Gaben "die Liebe" und "der Nächste" in den Blick. Das Christentum weniger als Philosophie denn als konkreter Lebensstil tritt für den Papst dabei besonders zutage.

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Und dann kurz zwei andere Gaben. Die Liebe: Es ist wichtig, daß das Christentum keine Summe von Ideen ist, keine Philosophie oder Theologie, sondern ein Lebensstil. Das Christentum ist Liebe. Nur so werden wir zu Christen: Wenn der Glaube sich in Liebe verwandelt, wenn er Liebe ist. Man kann sagen, daß auch »lógos« und »caritas« zusammengehören. Unser Gott ist einerseits »lógos«, ewige Vernunft. Aber diese Vernunft ist auch Liebe; sie ist keine kalte Mathematik, die das Universum konstruiert, sie ist kein Demiurg. Diese ewige Vernunft ist Feuer; sie ist Liebe. In uns selbst müßte diese Einheit von Vernunft und Liebe, von Glauben und Liebe verwirklicht werden. So werden wir durch die Liebe verwandelt und somit »vergöttlicht«, wie die griechischen Kirchenväter sagen. Ich würde sagen, daß in der Entwicklung der Welt dieser Aufstieg vorhanden ist, von den zuerst geschaffenen Realitäten bis hin zum Menschengeschöpf. Aber dieser Aufstieg ist noch nicht beendet. Der Mensch soll vergöttlicht werden und sich so verwirklichen. Die Einheit des Geschöpfes mit dem Schöpfer: Das ist die wahre Entwicklung, durch die Gnade Gottes zu dieser Öffnung zu gelangen. Unser Wesen wird in der Liebe verwandelt. Wenn wir von dieser Entwicklung sprechen, denken wir immer auch an dieses Endziel, das Gott mit uns erreichen will.

Und schließlich: der Nächste. Die Liebe ist nichts Individuelles, sondern sie ist universal und konkret. Heute haben wir in der Messe den Evangeliumsabschnitt vom barmherzigen Samariter verkündet, in dem wir die zweifache Realität der christlichen Liebe sehen, die universal und konkret ist. Dieser Samariter begegnet einem Juden, also jemandem, der außerhalb seines Volkes und seiner Religion steht. Aber die Liebe ist universal, und daher ist dieser Fremde für ihn in jedem Sinn der Nächste. Die Universalität öffnet die Grenzen, die die Welt verschließen und Gegensätze und Konflikte schaffen. Gleichzeitig ist die Tatsache, daß man für die Universalität etwas tun muß, keine Philosophie, sondern konkretes Handeln. Wir müssen nach dieser Vereinigung von Universalität und Konkretheit streben; wir müssen die Grenzen zwischen Völkern, Ethnien, Religionen zur Universalität der Liebe Gottes hin öffnen – und zwar nicht theoretisch, sondern an allen Orten unseres Lebens, mit aller notwendigen Konkretheit. Bitten wir den Herrn, daß er uns all dies schenken möge, in der Kraft des Heiligen Geistes. Letztendlich ist der Hymnus eine Verherrlichung des dreieinigen Gottes und eine Bitte um Erkenntnis und Glauben. So kehrt das Ende zum Anfang zurück. Beten wir darum, daß wir erkennen können und daß das Erkennen zum Glauben wird und das Glauben zum Lieben, zum Handeln. Bitten wir den Herrn, daß er uns den Heiligen Geist schenken, ein neues Pfingsten erwecken und uns helfen möge, seine Diener zu sein in dieser Stunde der Welt. Amen."

Hier finden Sie den Gesamtwortlaut der Rede des Papstes.